Schriesheim im Bild 2023

13.08.2004

Fast 1000 Kilometer auf dem Rad nach Süden

Zum 20-jährigen Partnerschaftsjubiläum gibt es wieder eine Radtour nach Uzès - Zurück geht es mit dem Flugzeug - Seit März wird trainiert

Von Anke Ziegler

Schriesheim. Am Freitag, 10. September um 8 Uhr machen sich 13 Männer zwischen 32 und 51 Jahren aus Schriesheim mit dem Rad auf den Weg zu ihrer Partnerstadt, nach Uzès. Zum dritten Mal nehmen Rennradfahrer diese Distanz auf sich.

Das letzte Mal radelte man vor fünf Jahren nach Uzès. Diesmal wollen die Radfahrer zusammen mit den Schriesheimern, die im Bus reisen, das 20jährige Partnerschafts-Jubiläum dort feiern. Sieben von den Radlern waren auch schon vor fünf Jahren mit dabei.

Der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, Horst Schütze, ist aber dieses Mal nicht mit von der Partie. Er fährt mit Sohn Alexandre im Auto nach Südfrankreich. Die Männer wollen die 980 Kilometer in sechs Tagen bewältigen, egal bei welchem Wetter. Schriesheim liegt zwar auf direkter Strecke 860 Kilometer von seiner französischen Partnerstadt entfernt, doch fahren die Radler nicht auf der Hauptstrecke, sondern bewegen sich auf Seitenstraßen, die auch mal einige Kilometer mehr bedeuten. Die Strecke ist zum Teil ähnlich der vor fünf Jahren, aber auch einige neue Etappen sind hinzugekommen. Sie führt durchs Elsass, macht einen kurzen Abstecher in die Schweiz, weiter durch Seitentäler des Rhônetals und dann in Großrichtung Ardèche bis nach Uzès.

Die längste und schwierigste Etappe beträgt 220 Kilometer und führt über den Mont Ventoux, das Mekka für Rennradsportler. Jeder Radler legt dort am Obelisken einen Stein nieder, als Erinnerung an den Radprofi Tom Simpson, der bei der Tour de France 1967 dort gestorben ist. Der Berg hat eine durchschnittliche Steigung von 7,5 Prozent auf eine Höhe von rund 1900 Meter. Dafür braucht man eine gute Kondition und auch einen abgehärteten Po, den der schmerzt nach einer so langen Fahrt auf dem Radsattel.

Das Gepäck fährt im Citybus mit

Die Radsportler trainieren seit März jeden Mittwochabend und jeden Sonntagmorgen, und sie fahren noch zusätzliche Strecken alleine. "Das sind dann Distanzen von 150 bis 180 Kilometern", betont Hauptorganisator Wilhelm Körbel. Mit der Planung wurde bereits Anfang des Jahres begonnen.

Um die Etappen mit allen Abzweigungen, Seitenstraßen und Straßenzuständen festzulegen, musste die Strecke mit dem Auto abgefahren werden, Umleitungen und Baustellen wurden einberechnet. Diese Aufgabe hat hauptsächlich Petra Waegner übernommen, die Ehefrau von einem der 13 Radfahrer, die zudem gemeinsam mit ihrer Tochter Anna die Radsportler mit dem Citybus begleitet. Die Radfahrer fahren ohne Gepäck. "Das Rennrad ist für uns ein reines Sportgerät", so Körbel. Je weniger Gewicht das Rad hat, desto besser und desto leichter wird es bei einer Bergfahrt. Körbels Rad wiegt nur 7,4 Kilogramm. Im Citybus wird also das Gepäck transportiert, außerdem bekommen die Radler aus dem Bus Versorgungs-Nachschub.

"Es ist wichtig, dass der Körper immer gut versorgt ist und man keinen Hungerast bekommt, wie es in der Fachsprache heißt", erläutert Körbel. Vor allem Trinken sei enorm wichtig, da der Körper viel Flüssigkeit verliert, die durch isotonische Getränke wieder aufgefüllt wird. "Auf einer Strecke von 160 Kilometern braucht man bis zu vier Liter", weiß der Experte. Auch Kalorien verbraucht man beim Rennradsport, bis zu 8000 am Tag.

Durch Power-Riegel und -gels werden diese zwischendurch ersetzt. Pausen machen die Schriesheimer Radfahrer ebenfalls. Dafür transportiert Waegner auch eine Biertischgarnitur mit im Bus. Bei der Rast soll es dann Kohlenhydrate, wie Brot und Käse geben. Wann eine Rast eingelegt wird, klären die Fahrer mit ihren Begleiterinnen meist übers Handy.

Die gesamte Tour ist bis ins Detail durchorganisiert. Auch die Hotels und das Abendessen - vorzugsweise Nudeln, die viele Kohlenhydrate haben - sind vorgebucht und getestet. Für jeden Rennradfahrer gibt es eine Karte und eingeschweißte Streckenpläne, damit sich keiner verfährt. Jeder Radler bekommt zudem ein gesponsertes gelbes und ein rotes Trikot mit der Aufschrift "Allez Uzès 2004". "Damit sind uns die Autofahrer ein wenig wohl gesonnener", denkt Körbel. Abends im Hotel heißt es dann: "Trikots waschen", denn Hygiene ist bei den Radsportlern oberstes Gebot. So cremt man sich auch ordentlich mit Sitzcreme ein, damit man sich auf den harten Sätteln und in den verstärkten Radlerhosen erst gar nichts entzündet. Und die Ästhetik spielt eine gewisse Rolle. Zum Rennradsport gehört es einfach dazu, sich die Beine zu rasieren. Zwar werden die Beine der Schriesheimer nicht nach jeder Etappe mit Öl massiert, aber falls doch mal einer stürzen sollte und es eine Schürfwunde gibt, lässt die sich so einfach besser behandeln.

Wenn alles gut geht, erreichen die Schriesheimer Radsportler Uzès am Mittwoch, 15. September. Donnerstags darauf treffen dann die zwei Busse aus Schriesheim ein, die die Radler an den Stadtgrenzen empfangen werden, um gemeinsam mit ihnen in die Partnerstadt einzufahren und dort einige Tage zu feiern. Der Rückweg ist für die Sportler dann weniger anstrengend und auch günstiger. Sie fliegen für 1,95 Euro mit dem Flugzeug.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung