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11.10.2020

Volker Hepps Idee für einen Mund-Nasen-Schutz ist eine Brille

Volker Hepps Idee für einen Mund-Nasen-Schutz ist eine Brille

Das Teil aus Weichplastik wäre attraktiv und klein - "Ich möchte wieder das Lächeln der anderen Menschen sehen"

Volker Hepp aus Schriesheim hat die Idee für eine Mund-Nasen-Brille. Foto: Dorn

Schriesheim. (mio) Wie kann man die Leute dazu bewegen, den Mund-Nasen-Schutz zu beachten? Man kann zu Strafen greifen. Aber man kann sich auch darüber Gedanken machen, wie man die Maske attraktiver und angenehmer gestalten könnte. In diese Richtung gehen die Überlegungen von Prof. Volker Hepp aus Schriesheim. Der emeritierte Physiker denkt an eine Mund-Nasen-Brille, die "Gesicht" zeigt: "Ich möchte das Lächeln meiner Bekannten und Freunde sehen, auch dann, wenn sie einen Mund-Nase-Schutz tragen."

Der 82-jährige Pensionär wurde in Leipzig geboren. Sowohl die Mutter wie der Vater waren Ärzte und Orthopäden. Als Schüler bastelte Hepp mit einem Freund Radios. "Das hat mich fasziniert. Ich stellte mir damals die Frage, wie ein Radio funktioniert." Aus dieser Neugierde wurde ein ernstes Interesse. Hepp studierte in Kiel, Münster, München und Heidelberg Physik.

Anschließend arbeitete er in Heidelberg am früheren Institut für Hochenergiephysik (heute Kirchhoff-Institut). Er hat sich mit den Elementarteilchen auf der subnuklearen Ebene beschäftigt: Wie kann man ein Teilchen ohne Masse, das mit Licht-Geschwindigkeit unterwegs ist, aufspüren? Er war Mitglied in Arbeitsgruppen von Nobelpreisträgern: an der amerikanischen Universität Princeton mit Val Fitch und am CERN in der Schweiz mit Jack Steinberger.

Als die Corona-Krise begann, haben er und seine Frau das Problem zunächst nicht ganz ernst genommen – wie viele andere auch. Das änderte sich rasch, denn zur Familie gehören viele Ärzte. Hepp und seine Frau sorgten sich um die zwei Kinder und fünf Enkelkinder, umgekehrt war die jüngere Generation in Sorge um die Senioren. Die Zeit der Isolation war für die beiden nicht so dramatisch – über das Telefon gab es genügend Kontakt.

Doch mit dem Ende des Lockdowns macht sich Hepp erneut Gedanken: Gerade Brillenträger haben ein Problem mit der Maske, weil die Brille beschlägt. Wie wäre es also, wenn man die Maske mit der Brille eng verbinden würde? Eine solche Mund-Nasen-Brille aus transparentem Weichplastik würde über Mund und Kinn reichen und sich an die Nase des Trägers passgenau und individuell anschmiegen. "Denkbar wäre, dass der Masken-Teil in die Brillenbügel eingehängt werden kann und daher jederzeit abtrennbar ist."

Wer keine Brille trägt, der befestigt das Mund-Nasen-Teil entweder wie bisher über Gummizüge oder über Bügel im Gesicht. Denkbar ist, dass dieses System von einem Steg mit Filtermaterial begrenzt wird. Über die Seiten könnte genügend Luft zum Atmen zur Verfügung stehen.

Die Vorteile dieser Ideen: Die Mund-Nasen-Brille kann leicht und bequem sein, sie beeinträchtigt nicht die Schönheit und Individualität des Trägers. Dank des durchsichtigen Materials sind das Gesicht und die Mimik zu erkennen. "Diese Mund-Nasen-Brillen sehen nicht wie Maulkörbe oder Vorhänge aus."

Täglich könnte man die Mund-Nasen-Brille leicht desinfizieren. Entweder würde man ein Spray nutzen oder das Objekt in einen Behälter mit Desinfektionsmittel tauchen. "Die Entwicklung eines leichten, unauffälligen und auch formschönen Mund-Nasen-Schutzes sollte mit Priorität verfolgt werden", so Hepp, "ein solcher Schutz rettet viele Menschenleben. Es ist nicht einzusehen, warum nicht einst eine Mund-Nasen-Brille so selbstverständlich gehandhabt wird wie eine heutige Sonnen- oder Sehbrille." Bisher existiert nur die Idee in Hepps Kopf, einen Prototypen dieser neuartigen "Brillenmaske" gibt es bisher allerdings noch nicht.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung