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22.10.2020

Dorfladen Altenbach: Bald gibt es einen Fragebogen für die Altenbacher

Dorfladen Altenbach: Bald gibt es einen Fragebogen für die Altenbacher

Mit 31 Fragen will man die Wünsche der Bürger eruieren. Da die Volksbank als Standort zu teuer ist, könnte es doch der ehemalige Gaststätte Flößer werden.

Nina Di Noto von der Bürgerwerkstatt stellte in der Mehrzweckhalle den geplanten Fragebogen für einen Dorfladen vor. Foto: Dorn

Schriesheim-Altenbach. (hö) Die Debatte um einen Dorfladen in Altenbach kommt voran: Es soll jetzt eine Fragebogenaktion geben. Auf der Sitzung der Bürgerwerkstatt am Dienstagabend in der Mehrzweckhalle stellte Nina Di Noto einen ersten Entwurf vor: In insgesamt 31 Fragen sollen die Wünsche und Bedürfnisse der Altenbacher abgefragt werden – und ob sie sich eventuell finanziell oder durch Mitarbeit an einem solchen Geschäft beteiligen würden. Im einzelnen geht es um das gewünschte Sortiment – also um bestimmte Waren wie Obst, Wurst/Käse oder Getränke, aber auch regionale Produkte. Der Fragebogen soll aber auch darüber Aufschluss geben, ob die Bewohner des Ortsteils sich auch noch weitere Angebote oder Dienstleistungen in dem Dorfladen wünschen, also beispielsweise ein Café, eine Frühstücksmöglichkeit, eine Post oder Paketannahme, einen Geldautomaten oder einen Bringdienst.

Im Grunde hat Di Noto diesen Fragebogen fast schon fertig, er soll bei der nächsten Sitzung der Bürgerwerkstatt beschlossen werden – und dann geht es an die Verteilung. Die ist aber noch nicht abschließend geklärt: Soll der Bogen ausgetragen werden? Oder wird er dem Mitteilungsblatt beigelegt? Erfolgt die Verteilung über die Vereine? Ebenso unklar ist momentan auch die Rückgabe der ausgefüllten Formulare: Soll man die zur nicht barrierefreien Verwaltungsstelle bringen? Oder im Kiosk Tison abgeben? Oder beides?

Immerhin würdigten die rund 20 Teilnehmer der Bürgerwerkstatt – darunter relativ wenige Bürger, aber relativ viele Ortschaftsräte – den Fragebogen als ersten wichtigen Schritt: "Ich bin von ihm beeindruckt, das ist eine super-konstruktive Geschichte", meinte Christian Wolf (Grüne Liste).

Aber Altenbach wäre nicht Altenbach, wenn es nicht kontroverse Diskussionen gegeben hätte. Für Bernd Klaus Beutel wird das Pferd von hinten aufgezäumt: "Wir drehen uns im Kreis, alles steht und fällt mit dem Gebäude. Denn im Grunde haben wir keine Räumlichkeiten für den Dorfladen." Tatsächlich haben sich bisher einige Standorte zerschlagen: die ehemalige Wäscherei Schmitt, das Hotel Bellevue oder das Evangelische Gemeindehaus. Auch die leer stehende Volksbankfiliale, die eigentlich in der engeren Auswahl war, droht, durch das Raster zu fallen. Eine Miete von vier Euro pro Quadratmeter – das gilt als Richtwert für einen rentablen Dorfladen – sei für die Bank nicht machbar, sagte Ortsvorsteher Herbert Kraus. Marktüblich seien sieben Euro, und schon käme die Immobilie mit ihren 98 Quadratmetern in der Schalterhalle und weiteren 50 für ein Lager im Keller auf über 1000 Euro im Monat.

Im Moment bleibt nur die einstige Gaststätte Flößer, an der sich die Geister scheiden. Manchen ist die zu weit weg von der Ortsmitte, für andere ist sie die einzige Möglichkeit für einen Dorfladen – wie für Karin Malmberg-Weber (SPD), die sich schon länger für diesen Standort stark gemacht hatte. Ihre Argumente: Es könnte für einen Umbau Landeszuschüsse fließen, hier gibt es eine Küche und ein Kühllager, und schließlich war das schon mal ein Laden. Zumindest kündigte Kraus an, mit Eigentümer Edgar Flößer, der prinzipiell bereit ist, sein ehemaliges Café zu vermieten, zu reden. Allerdings, so sagte Kraus, stünden hier in jedem Fall größere Umbauten an.

Heftig diskutiert wurde auch der Entwurf einer Dorfladen-Homepage, die Stefan Bernauer ausgearbeitet hat. In seinem Entwurf gab es auch den Menüpunkt "Kritik", in dem er ziemlich freimütig auflistete, was aus seiner Sicht in den letzten anderthalb Jahren seit Einrichtung der Bürgerwerkstatt alles schiefgelaufen ist: eine mangelnde Mitarbeit "normaler" Bürger, die lange coronabedingte Pause – und schließlich das "Konkurrenzprojekt" eines Cafés im Evangelischen Gemeindehaus. Denn bisher gingen fast alle davon aus, dass ein Café unbedingt zu einem Mini-Supermarkt gehöre, nun komme es woandershin. Peter Ahlf meinte: "Ohne ein Café ist der Laden doch nicht lebensfähig."

Das ging manchen etwas zu weit. Ihr Vorwurf: Diese Formulierungen seien erstens zu umfangreich und zweitens zu kritisch – und bremsten so den Elan beim Dorfladen-Projekt. Bernauer insistierte: "Kritik gehört aber dazu." Und da es schon Stunk gab, kritisierte Carsten Junghans (Freie Wähler) auch die Entscheidung der Stadt, sich jetzt aus der Bürgerwerkstatt als Motor zurückzuziehen: "Das ist ein katastrophales Zeichen." Beate Kreis vom Bauamt verteidigte sich: "Das ist ein Projekt der Altenbacher, nicht der Stadt. Es braucht eine eigene Dynamik, sonst stirbt es."

Immerhin, nach knapp zwei Stunden teils heftiger Debatte und vieler ungelöster Fragen: Der Fragebogen an die Altenbacher kommt jetzt auf den Weg.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung