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16.12.2020

Joggerin stürzt schwer - Tut die Stadt genug für die Weinbergswege?

Joggerin stürzt schwer - Tut die Stadt genug für die Weinbergswege?

Auf diesem Weg in den Weinbergen Richtung Leutershausen geschah am Sonntagmittag das Unglück. Foto: Dorn
Eine Frau liegt seit Sonntag im Koma. Zeugen machen für den Unfall den desolaten Zustand der Straße verantwortlich.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Am Sonntagmorgen verunglückte eine Joggerin in den Weinbergen schwer. Die am Boden liegende bewusstlose Frau, die eine erfahrene Läuferin ist, wurde von einer anderen Passantin auf dem Parallelweg zur Oberen Bergstraße Richtung Leutershausen gefunden. Sie kam in lebensbedrohlichem Zustand in die Heidelberger Kopfklinik, wo sie immer noch behandelt wird und noch im Koma liegt. Die Spätfolgen der Verletzung, einer Hirnblutung, sind im Moment nicht absehbar.

Wie die RNZ erfuhr, sprachen ihre Schwiegereltern am Dienstag bei Bürgermeister Hansjörg Höfer vor, um ihn über den Unfall zu informieren und auf den schlechten Zustand des Weges hinzuweisen. Ihrer Schilderung nach reagierte Höfer sehr bestürzt. Von einem Zusammenhang zwischen dem Unfall und dem desolaten Weg ist die Familie allerdings im Laufe des Dienstags wieder abgerückt. Denn es sei durch nichts bewiesen, dass die Blutung im Schädel durch einen Sturz verursacht wurde.

Allerdings ist auffällig, dass der Weg, auf dem die Frau joggte, in einem sichtbar schlechten Zustand ist: Demnach könnte es auch – zumindest theoretisch – so gewesen sein, dass sich auf dem Weg ein Teerbrocken gelöst hat, über den die Frau dann stolperte oder der unter ihr nachgab. Die Frau ist mit der Umgebung an sich gut vertraut: "Sie läuft dort jeden Sonntag", so ihr Schwiegervater. Auch die Spaziergängerin, die die Joggerin fand, klagte über den Zustand des Weges, der seit Langem bekannt sei. Dass die Stadt nichts unternommen habe, um diesen in einen begehbaren Zustand zu versetzen, hält ein Winzer, der oberhalb von dem Weg seinen Wingert hat, für fahrlässig; er beschwerte sich sogar dreimal auf dem Bauamt, nachdem das an sich schon schlechte Sträßchen im Sommer nach einem Wolkenbruch auf mehreren Abschnitten ausgespült war. Er war auch dabei, als die Joggerin gefunden wurde und ist sich sicher: "Wie sie dalag und von der Falllinie her, ist für mich eindeutig, dass sie in einer Kuhle gestolpert ist. Das sah für mich nicht so aus, als hätte sie vorher einen Infarkt oder Hirnschlag gehabt." Für ihn ist also auch der Zustand des Weges zumindest mitverantwortlich für den Unfall. Am Sonntag war auch eine Polizeistreife vor Ort, um sich ein Bild von der Unglücksstelle zu machen.

Dabei stellt sich die generelle Frage, in welchem Zustand die Wingertwege sind: Zunächst gibt es bei der Stadtverwaltung keinen eigenen Haushaltsansatz für die Instandhaltung dieser Strecken, stattdessen gibt es einen Sammeltopf von 200.000 Euro für alle Straßen, Wege und Plätze der Stadt, wie Kämmerer Volker Arras auf RNZ-Anfrage erklärt. Insofern könne man nicht genau sagen, wie viel die Stadtverwaltung im Jahr für die Weinbergswege ausgibt.

Und wie beurteilen Praktiker, die regelmäßig in den Wingerten unterwegs sind, deren Zustand? Winfried Krämer, Aufsichtsratsvorsitzender der Winzergenossenschaft, sagte am Dienstag der RNZ: "Im Frühsommer sah es ganz schlimm aus, aber es wurde seitdem auch etwas gemacht." Am meisten schadeten ihrem Zustand die Ausschwemmungen nach Regenfällen, denn nicht jeder Weg entwässert sich auch an Ort und Stelle. Stattdessen sammele sich oft der Niederschlag und spüle den Belag aus. "Das ist für alle gefährlich: für Mountainbiker, Spaziergänger und für uns Winzer auf dem Traktor." Allerdings, so sagt auch Krämer: "Im Moment gibt es ganz wenig schlimme Wege." Allerdings weiß er, dass an der Unglücksstelle der Belag in keinem guten Zustand – da in Teilen ausgeschwemmt – war.

Auf RNZ-Anfrage reagierte die Stadtverwaltung auf den Unfall mit diesen Worten: "Auch wir, die Stadtverwaltung Schriesheim, haben Kenntnis von dieser schrecklichen Nachricht genommen. Wir bedauern diesen furchtbaren Unfall sehr und sind tief erschüttert über dieses Ereignis. Zum aktuellen Zeitpunkt kann die Stadtverwaltung Schriesheim keine weiteren Angaben zu diesem Unglück machen. Unser aufrichtiges Mitgefühl und unsere Gedanken sind bei der Verunglückten und ihrer Familie. Wir wünschen ihr auf diesem Wege eine schnelle Genesung und von ganzem Herzen alles Gute!"

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung