Schriesheim im Bild 2023

12.01.2021

Der Mathaisemarkt fällt in diesem Jahr aus (Update)

Der Mathaisemarkt fällt in diesem Jahr aus (Update)

Am Mittwoch, 1. März 2020, wurde der Schriesheimer Mathaisemarkt in der Hälfte abgebrochen. Im Festzelt wurde tags zuvor noch eine Mallorca-Party mit mehr als 1700 Gästen gefeiert – am Donnerstag wurde es dann ausgeräumt. Foto: Dorn
Schriesheims Bürgermeister Hansjörg Höfer sagt coronabedingt das erste Volksfest der Region ab. Schon 2020 wurde es nach fünf Tagen abgebrochen.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Natürlich hatte niemand mehr ernsthaft damit gerechnet, dass eines der größten und vor allem kalendarisch frühesten Volksfeste in der Region, der Mathaisemarkt, in diesem Jahr überhaupt stattfinden würde. Aber als dann die Entscheidung am Freitagmittag bekannt wurde, gab es doch bei der Marktmeisterin Ariane Haas-Bruch einen "Stich ins Herz". Noch im September hatte sie in einem Gespräch mit der RNZ gehofft, dass gerade sie als im Moment heftig gebeutelte Schaustellerin – wenn auch in reduzierter Form – feiern könne, aber mit dem schärferen Lockdown ab Mitte Dezember sah auch sie die Chancen dafür schwinden.

Schriesheims Bürgermeister Hansjörg Höfer, für den im Herbst ein Nachfolger gewählt wird, muss also in seinem letzten Amtsjahr auf das Volksfest verzichten. Er sagt: "Wir haben bis zum Schluss gezögert und gehofft. Nach langem Abwägen und endlosen Überlegungen mussten wir nun diese schwere Entscheidung treffen." Sein Ordnungsamtsleiter Achim Weitz bedauert: "Unter den gegenwärtigen Bedingungen der Pandemie und dem noch immer hochkritischen Infektionsgeschehen sehen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht die geringste Möglichkeit, eine solche Großveranstaltung in irgendeiner Art verantwortungsvoll durchzuführen." Nach dem aktuellen Stand sei nicht absehbar, wie sich die Infektionszahlen in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln. Darüber hinaus sei ungewiss, welche Verordnungen im März für Großveranstaltungen oder die Ansammlungen von Personen im öffentlichen Raum gelten würden.

Es gibt aber einen kleinen Hoffnungsschimmer: Wenn genug Leute geimpft seien und die Infektion abflache, sei eine Ersatzveranstaltung vielleicht im Sommer möglich: "Wir beobachten täglich die Entwicklung der Corona-Lage. Ob und in welchem Umfang eine solche Ersatzveranstaltung möglich sein wird, hängt von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab", so Höfer.

Er hatte sich schon im letzten Jahr die Entscheidung nicht leicht gemacht – aber letzten Endes hatte Höfer sich bei der heraufziehenden Pandemie entschlossen, doch den Mathaisemarkt steigen zu lassen. Maßgeblich waren für ihn damals die Empfehlungen des Gesundheitsamtes gewesen, das für eine Absage keinen Grund sah – zumal ja auch die Fußballstadien noch voll waren. So wurden am ersten Festabend, am Freitag, 7. März, noch die drei Weinhoheiten im Festzelt vor über 1200 Besuchern gekrönt, tags drauf gab es den Mathaisemarktlauf mit knapp 300 Sportlern und Tausenden Zaungästen, am Sonntag schließlich den großen Festzug mit 48 Gruppen und 15 000 Zuschauern – und just an diesem Tag hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zum ersten Mal öffentlich dafür plädiert, dass er Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern ablehnt.

Danach wendete sich, auch für den Mathaisemarkt, das Blatt: Die Kritik an Massenzusammenkünften wurde lauter, vor allem an der Mallorca-Party im Dienstagabend im Festzelt mit 1700 Gästen. In Schriesheim fürchteten manche, die Weinstadt würde nun zu einem Corona-Hotspot werden. Am Mittwoch, 11. März, wurde der 441. Mathaisemarkt schließlich nach seiner ersten Hälfte abgebrochen: "Wir wollten einen klaren Schnitt machen", sagte damals Bürgermeister Höfer. Zumal auch das Land angekündigt hatte, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern zu verbieten. Sechs Tage später, am 17. März, trat dann der erste Lockdown in Kraft.

In Schriesheim wurde der Festabbruch damals durchaus gefasst aufgenommen – zumal man auch an der Bergstraße bald ganz andere Sorgen hatte. Selbst als im Spätsommer das Infektionsgeschehen nachgelassen hatte, dachte niemand ernsthaft daran, dass an sich kleinere, aber für die Identität der Stadt ebenso wichtige Straßenfest – genauso wenig wie das Ladenburger Altstadtfest in der direkten Nachbarschaft – zu feiern. Und doch hoffte Bürgermeister Höfer immer noch, den 442. Mathaisemarkt coronakonform – also vielleicht eher als Rummel und ohne Festzelt – stattfinden zu lassen, allein schon aus Verbundenheit mit den Schaustellern. Unterdessen wurde die Amtszeit der Weinhoheiten nach dem Vorbild des Badischen Weinbauverbands um ein Jahr verlängert.

Seit dem Zweiten Weltkrieg ist der Mathaisemarkt nur einmal, 1991 während des Golfkriegs, ausgefallen. Zumindest zum größten Teil, denn eine Krönung der Weinhoheiten und sogar eine Tabakprämierung gab es doch – wenn auch in bescheidenem Rahmen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung