Schriesheim im Bild 2023

10.04.2021

Altenbach: Grüne Liste fordert den Rücktritt von Ortsvorsteher Kraus

Dieter Lukhaup formulierte einen scharfen Beitrag im Mitteilungsblatt

Schriesheim-Altenbach. (hö) Der Odenwald-Ortsteil Altenbach ist bekannt für sein kommunalpolitisches Reizklima – gerade in den letzten Monaten wegen des anhaltenden Spielplatzstreites. Doch nun legte Ex-Ortschaftsrat Dieter Lukhaup in einem Beitrag der Grünen Liste Altenbach für das Mitteilungsblatt noch einmal nach: Er empfahl den Rücktritt oder gar die Absetzung von Ortsvorsteher Herbert Kraus (Freie Wähler), denn er bremse nur und bringe Altenbach nicht voran. Als Beispiele führt Lukhaup, dessen Frau Heike heute für die Grüne Liste im Ortschaftsrat sitzt, an: Kraus habe die Außenbestuhlung der Kegelbahn blockiert, er wolle "zum Vorteil eines Fraktionskollegen den geplanten Spielplatz verkleinern", und er sei "immer noch gegen das Feuerwehrhaus neben der Praxis seines Sohnes, die er Jahrzehnte selbst betrieben hat". Für seine Aufwandsentschädigung von stattlichen 20.000 Euro im Jahr leiste Kraus nichts – während die übrigen Ortschaftsräte nur 420 Euro bekämen. Lukhaups Artikel endet mit: "Bei der nächsten Kerwe wäre er die Idealbesetzung für den Posten des Schiffschaukelbremsers, den beim Bremsen ist er unschlagbar."

Lukhaup ist selbst bewusst, dass er scharfe Worte, "aber nicht beleidigende" gewählt hat, aber er ist auch im Gespräch mit der RNZ der festen Überzeugung, dass Kraus "nichts mehr macht, denn er will ja nach eigener Aussage nur noch das Schlimmste verhindern". Gerade in den letzten Monaten sei es, auch wegen Kraus, "immer schlimmer geworden", gerade die letzten Ortschaftsratssitzungen hätten ihn sehr aufgeregt. Er selbst habe wegen Kraus einst als Ortschaftsrat aufgehört – und seitdem "ist es kein Geheimnis, dass wir keine Freunde sind". Am liebsten wäre Lukhaup – was er im Beitrag auch andeutet – ein kompletter Neustart im Ortschaftsrat: "Da ist so viel Porzellan zerschlagen worden, da müssten mal Neue ran." Das gelte übrigens auch für Christian Wolf, denn gerade dessen Initiativen zerschellten regelmäßig an der nicht-grünen Ortschaftsratsmehrheit. Aber steht Lukhaup weiter zum scharfen Ton seines Artikels? "Ja, ich bin ein Mann der klaren Worte. Kraus ist auch nicht gerade feinfühlig. Ein Boxer, der zuschlägt, muss auch einstecken können."

Der Gescholtene reagiert kühl: "Das ist so was von bösartig, auf diese Ebene will ich mich nicht begeben. Daher gebe ich dazu keinen Kommentar", so Herbert Kraus. Für ihn gehört dieser Beitrag in die nun seit sieben Jahren andauernden Versuche der Grünen Liste Altenbach, ihn zu diskreditieren und mürbe zu machen. Kraus kontert den Vorwurf der Untätigkeit: "Wer war für das schnelle Internet in Altenbach verantwortlich? Herr Wolf war es nicht! Wer sorgt für die Sanierung des Friedhofs, des Birken- und des Abtswegs? Da passiert doch viel hinter den Kulissen." Einen Rücktritt lehnt er ab: "Ich bin bis 2024 gewählt, da hat die Grüne Liste keine Chance. Und Gründe für eine mögliche Absetzung – Überforderung oder ungesetzliches Verhalten – sind auch nicht der Fall."

Hätte Bürgermeister Hansjörg Höfer den Lukhaup-Artikel zurückhalten müssen? Da Höfer gerade Urlaub hat, fragte die RNZ seine Stellvertreterin Fadime Tuncer (Grüne Liste). Die sprang erst am Montag für Höfer im Rathaus ein, Redaktionsschluss für das Mitteilungsblatt war aber bereits am Gründonnerstag. Sie hatte also mit der Veröffentlichung nichts zu tun, deswegen kann sie nur ihre persönliche Meinung äußern: "Ich bin sehr empfindlich, was eine Zensur angeht." Zumal man ja auch nie genau wisse, wann solche Eingriffe in Inhalte anfangen und wo sie aufhören. Zumal nach den formalen Kriterien Lukhaups Beitrag "nicht diskriminierend und nicht beleidigend" gewesen sei. Die Leser seien durchaus in der Lage, sich ihr eigenes Bild zu machen. Allerdings fragt auch Tuncer sich, ob das "sehr förderlich für die Stimmung in Altenbach war" und ob das "zur Entspannung und zur sachlichen Diskussion beiträgt". Diese Frage müsse sich "jeder selbst stellen". Sie jedenfalls begrüßt diesen Artikel nicht: "Da wurde der Bogen sehr überspannt." Ihr Gefühl sage ihr: "Sachlich die Dinge anzugehen, bringt die Stadtgesellschaft weiter."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung