Schriesheim im Bild 2023

27.04.2021

Der lange Weg zum neuen Feuerwehrauto

Seit 2017 wartete die Wehr auf ein mittleres Löschfahrzeug. Scherer wünscht sich neues Feuerwehrhaus.

Von Max Rieser

Schriesheim. Es kann wieder mit Hochdruck gelöscht werden. Am vergangenen Freitag übergaben Bürgermeister Hansjörg Höfer und Ordnungsamtsleiter Achim Weitz offiziell das neue Fahrzeug an Feuerwehrkommandant Oliver Scherer. Der war glücklich, dass es endlich so weit ist, denn den Grundsatzbeschluss der Feuerwehr für ein neues Fahrzeug gab es schon 2017.

Nachdem der Antrag im Gemeinderat zunächst abgelehnt worden war, kam es 2019 doch noch zum Beschluss. Nach zweimaliger Ausschreibung konnte dann endlich ein "MLF", ein mittleres Löschfahrzeug, bestellt werden. Durch die Corona-Pandemie kam es dann noch zu Lieferschwierigkeiten, da das Werk, das die Einsatzwagen baut, einen mehrwöchigen Produktionsstopp einlegte.

Statt im September letztes Jahr wurde es nun übergeben. 305.000 Euro waren für das Auto veranschlagt worden. Kommandant Scherer bestätigt, dass die Kosten im Rahmen bleiben werden. Genau beziffern konnte er es noch nicht, da auch fast alle Geräte, die im Wagen mitgeführt werden, neu angeschafft wurden, um dem Stand der Technik zu entsprechen.

Der wendige Wagen der Firma Iveco eignet sich laut Scherer hervorragend für Schriesheims enge Straßen und auch für Einsätze im Weinberg. Straßenfeste und natürlich der Mathaisemarkt gehören ebenfalls zum Spezialgebiet des MLF. Es soll vorrangig für sogenannte "Erstangriffsfahrten" genutzt werden. Das bedeutet, das Fahrzeug wird vorausgeschickt, um erste Maßnahmen zu ergreifen, bis der Löschzug angekommen ist. Und dafür ist es perfekt gerüstet. Neben einem 600 Liter Tank für Löschwasser und 20 Litern Löschschaum enthält es hochmoderne Werkzeuge und sechs Langzeit-Atemschutzgeräte, mit denen die sechs Einsatzkräfte, die in das Fahrzeug passen, bis zu 60 Minuten im Rauch atmen können.

Für den neuen Iveco wurden zwei alte Modelle aus der neun Fahrzeuge starken Flotte aussortiert. Die sollen jedoch nicht einfach auf den Schrott, so Scherer. Das eine, ein "LF 8/6", ist ein gut 20 Jahre altes Löschgruppenfahrzeug, das eventuell verkauft werden soll. Bei dem anderen handelt es sich um einen sogenannten "VGW" oder Vorausgerätewagen ähnlichen Baujahres. Dieser soll zu einem Atemschutztransport und Hygienefahrzeug umgerüstet werden. Dabei handelt es sich nicht um eine Coronamaßnahme. Feuerwehrleute sind bei ihren Einsätzen häufig gesundheitsschädlichen Einflüssen wie Brandrauch, Dieselabgasen, giftigen Abfällen oder Asbest ausgesetzt. Dadurch erhöht sich für sie das Risiko, an "Feuerkrebs" zu erkranken. Hierbei handelt es sich um einen Sammelbegriff von Krebsarten wie Leukämie, schwarzen Hautkrebs oder Lungenkrebs, von denen die Einsatzkräfte vermehrt betroffen sind. Durch die in den Hygienefahrzeugen mitgeführten Utensilien können sich die Feuerwehrleute reinigen und desinfizieren – was das Risiko, krank zu werden, sinken lässt.

Aber auch Corona macht der Feuerwehr zu schaffen, denn das gemeinsame Training fällt seit einem Jahr aus. Deshalb wird es auch noch etwas dauern, bis das neue Fahrzeug in Betrieb gehen kann, denn solange nicht alle im Umgang mit dem neuen automobilen "Kameraden" unterwiesen sind, kann es nicht benutzt werden: "Wenn erst alle fünfmal um das Fahrzeug laufen und etwas suchen, kann es schon zu spät sein", so Scherer.

16 der 68 Schriesheimer Feuerwehrleute sind bereits geimpft – und so kann es hoffentlich bald wie gewohnt weiter gehen, denn die Kameradinnen und Kameraden würden schon mit den Füßen scharren, berichtet der Kommandant. Trotz der Freude sei es aber "ein Werkzeug, mit dem wir viel besser arbeiten können, und kein Spielzeug". Denn im Coronajahr gab es nicht weniger zu tun. Im Gegenteil, berichtet Scherer. Über 200 Einsätze habe es in den letzten 13 Monaten gegeben. Mit dabei seien so viele Brände gewesen wie in den letzten vier Jahren nicht.

Von Bürgermeister Höfer wünschte sich der Feuerwehrmann zum Schluss eine Baugenehmigung für ein neues Feuerwehrhaus. Das alte weise bauliche Mängel auf und habe ein enormes Platzproblem. Der Standort am Festplatz sei nicht mehr ausbaufähig – wegen seiner Lage zwischen Kanzelbach und Talstraße. Höfer meinte, dass er sich einen Neubau "an der B 3 in der Verlängerung vom Schlittweg Richtung Dossenheim" vorstellen könne. Entscheiden müsse dies aber sein Nachfolger.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung