Schriesheim im Bild 2023

19.05.2021

Nicht alle Lokale schaffen sofort den Neustart

Nicht alle Lokale schaffen sofort den Neustart

Hier geht es am heutigen Mittwoch wieder los: im „Kaffeehaus“ Heike und Frank Kohl ... Foto: Dorn
Hektik bei Schriesheims Gastronomen - Die Wiedereröffnung kam recht kurzfristig - Probleme bei den Warenbestellungen und beim Personal

Von Max Rieser

Schriesheim. Endlich, nach schier endlosem halbjährigem Ausharren, dürfen die Lokale heute nach sieben Monaten Lockdown wieder öffnen. Ein Segen ist es für alle, aber nicht alle schaffen die überstürzte Öffnung, von der sie erst vergangenen Montag verbindlich erfahren haben.

Heike Kohl, die eine der Betreiber des Kaffeehauses ist, ist schon Feuer und Flamme: "Wir freuen uns total. Es wird ja jetzt auch Zeit." Das Team sei gerade dabei, alles zu reinigen und Waren einzukaufen. Wenn es weiter so laufe wie jetzt, dann würden sie den Start schaffen. Es hätte theoretisch schon am Samstag losgehen können, aber das war dann doch zu knapp. Jetzt bleibe nur zu hoffen, dass auch das Wetter mitspiele: "Gerade sieht es zwar nicht so aus, aber ich bin optimistisch."

Auch in der "La Perseria Mashti" laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Inhaber Reza Houdeh Ashtiani sagt: "Jetzt geht’s, Gott sei Dank, wieder los." Er nimmt zwar an, dass der große Ansturm ausbleiben wird, da die Gäste sich erst daran gewöhnen müssten, einen negativen Test mitzubringen, das würde sich aber hoffentlich schnell einpendeln. Um den Gästen den Besuch so einfach und kontaktlos wie möglich zu machen, kann zur Kontaktnachverfolgung in der "Perseria" die Luca-App genutzt werden. Wer das nicht möchte oder kein Handy hat, kann aber nach wie vor einen Zettel ausfüllen. Sogar eine digitale Speisekarte haben die Betreiber entwickelt – einzusehen bequem am Handy oder auf dem Tablet des Hauses. Das reduziere auch Wartezeiten, erklärt Houdeh Ashtiani. Durch die kurzfristige Öffnung sagte er am Dienstag: "Wir öffnen am Mittwoch um 17 Uhr, ich denke mal, bis dahin werden wir durchgehend arbeiten."

Das Restaurant im Hotel "Neues Ludwigstal" legt auch heute wieder los, berichtet Geschäftsleiter Werner Krämer. Es sei zwar sehr kurzfristig, aber das wäre abzusehen gewesen. Das Einkaufen sei etwas schwierig, Bierbestellungen auf den letzten Drücker könnten vielleicht nicht rechtzeitig ankommen. Die Lieferanten hätten zwar schon vergangene Woche Ware bringen können, das war Krämer aber zu unsicher, da zu dem Zeitpunkt die Öffnung noch nicht zu hundert Prozent feststand. Er gibt zu bedenken, dass die Kontrollen von Tests und Geimpften sowie Kontaktnachverfolgung sehr zeitaufwändig seien: "Wenn dann fünf Gäste kommen, und die müssen erst kontrolliert werden, und hinten dran stehen schon wieder fünf, dann dauert das eben."

Doch nicht alle schaffen den Schnellstart. Christiane Vierling, die das Begegnungszentrum "Mittendrin" leitet, sagt: "So schnell geht es bei uns leider nicht." Der Betrieb werde von 80 Ehrenamtlichen gestemmt, und da sei die Koordination eines Arbeitsplanes nicht ganz leicht. Leichter hätten sie es aber mit den Auflagen, da der großzügige Innenraum kaum verändert werden müsste, um die Abstandsregelungen einzuhalten. Sie merkt an, dass sich das Angebot nur an geimpfte, genesene und getestete Personen richtet. Ansonsten gelten Kontaktverfolgung und Hygieneregeln: "Eigentlich alles wie vorher." Wann genau sie wieder starten, weiß Vierling noch nicht. Geplant ist eine Öffnung nächste Woche.

Fabian Gieser, Geschäftsführer im "Goldenen Hirsch", ist dermaßen mit nötigen Arbeiten zur Öffnung beschäftigt, dass er der RNZ nur mitteilen konnte, dass am Samstag die Türen wieder aufgehen.

Andreas Pfeifer, Betreiber des "HandWerk" hat für kommende Woche seinen Urlaub geplant. Aus diesem Grund fällt die Wiedereröffnung wahrscheinlich auf Anfang Juni. Generell sei aber der Innenraum des "HandWerk" sehr klein. Falls die Auflagen durch das Ordnungsamt vorsehen würden, dass er nur "drei oder vier Gäste" einlassen dürfe, würde es sich fast nicht lohnen. Da das Café aber seinen Fensterverkauf auch über den Lockdown anbieten konnte, ist der Wermutstropfen nicht so groß: "Ich konnte die ganze Zeit wenigstens meine Rechnungen bezahlen – und das ist ja schon viel wert."

Jürgen Opfermann vom "Wirtshaus im Mühlenhof" ist "stinksauer." Sieben Monate hätte der Lockdown nun gedauert, und "jetzt fällt ihnen innerhalb von drei Tagen ein, dass wir öffnen können". Restaurants mit einem frischen und größeren Angebot seien keine Maschine, die man einfach an- und ausknipsen könnte. Neben der Beschaffung von Getränken und Lebensmitteln, sei es auch schwierig, die Angestellten so schnell aus der Kurzarbeit zu holen: "Die haben auch ihre Planung, und mit Kindern muss man dann auch schauen, wie man das regelt." Deshalb peilt Opfermann für die Öffnung das letzte Maiwochenende an. Es sei denn, der "moralische Druck" werde zu hoch, denn die Gäste hätten schon am letzten Wochenende versucht zu kommen. Etwas Zeit wäre ihm aber doch lieb: "Wir sind auf dem besten Weg, die Leute müssen noch kurz Geduld haben. In drei oder vier Wochen lachen wir hoffentlich alle darüber."

Zu lachen gibt es in der "Weinstuben Hauser" wenig. Ingrid Schmitt und ihr Mann Ernst schaffen den Kickstart nicht. Während die beiden vor dem Lockdown noch drei Angestellte hatten, stehen sie bisher allein da. Zwei ihrer Hilfen sind in anderen Betrieben untergekommen, die dritte fällt aus gesundheitlichen Gründen vorerst aus. Daher benötigen sie dringend Personal, da sie sonst nicht wissen, wie es langfristig weitergehen soll. Die Schmitts haben am Samstag ihre zweite Impfung im mobilen Impfzentrum in der Mehrzweckhalle erhalten und fielen durch die Nebenwirkungen zwei Tage lang aus. Deshalb ist eine Öffnung an heutigen Mittwoch für sie nicht drin. Ingrid Schmitt hofft, dass die Inzidenzen nicht bald wieder hochgehen. Ist das nicht der Fall, öffnet die Weinstube am Mittwoch nach Pfingsten wieder.

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Nicht alle Lokale schaffen sofort den Neustart-2
... sowie in der „La Perseria Mashti“ bei Reza Houdeh Ashtiani. Foto: Dorn

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Hier wird es noch ein bisschen, bis nach Pfingsten, dauern: im „HandWerk“ bei Andreas Pfeifer... Foto: Dorn

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung