Schriesheim im Bild 2023

20.05.2021

Gärtner-Gelände: Anwohner weiter gegen die Neubau-Pläne

Sandra Bauer und Hans Höfer finden den Standort für ein Seniorenheim nicht optimal. Die Gebäude fallen ihnen zu wuchtig aus.

Schriesheim. (hö) Auch wenn bei der Bürgerinformation per Videokonferenz zum Gärtner-Gelände kaum grundsätzliche Kritik am Neubauvorhaben des "Edelstein" geäußert wurde, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt.

So sind Sandra Bauer und Hans Höfer, der "um 26 Ecken" mit dem Bürgermeister Hansjörg Höfer verwandt ist, weiter ihre Bedenken. Höfer sagte gegenüber der RNZ: "Ich kann es nicht verstehen, dass man ein Seniorenheim direkt an einer Hauptverkehrsstraße baut." Er fragt sich, wie dessen Bewohner überhaupt über die B3 kommen sollten, gerade angesichts der kurzen Ampelschaltung. Er findet, dass an diesem Standort die Senioren zu isoliert wären – und durchaus abgeschnitten vom Leben der Innenstadt: "Wie sollen die denn am Leben teilhaben? Wo sollen denn die Leute hinlaufen, gemütliches Spazierengehen ist hier doch nicht möglich."

Ihm würde stattdessen die Freifläche am "Lidl"-Parkplatz als "Edelstein"-Standort vorschweben: "ein großes, ebenes Gelände, das zentral liegt". Und zum Spazierengehen ist der Dossenheimer Weg ja nicht weit.

Auch Sandra Bauer, die in der Heinrich-von-Kleist-Straße wohnt und damit vom Neubau unmittelbar betroffen ist, lässt nicht locker. Mittlerweile hat sie sich in einem fünfseitigen Schreiben an die Fraktionen und den Bürgermeister gewandt. Darin sagt sie – und tut das auch im Namen von 30 weiteren Anwohnern ("es werden immer mehr"), dass es ihr mitnichten nur um die Verkehrsprobleme geht, die bei der Bürgerinformation den Hauptteil der Fragen und Anmerkungen ausgemacht haben.

Für sie sind die fünf geplanten Gebäude zu wuchtig – und aller Voraussicht würden sie auch noch höher, als in der Präsentation vor drei Wochen zu sehen war. "Von den Weinbergen wird das ein verheerender Anblick", meint sie. Außerdem brechen die Ideen des Karlsruher Architekten Jürgen Strolz mit den "Bestandsbebauung, an der sich seit 40 Jahren alle orientiert haben". Sie sieht die Idylle und ein ausgewogenes Stadtbild in Gefahr: "Ist eine solche Bebauung das, was Schriesheim ausmacht?"

Bauer und auch Höfer werfen die Frage auf, ob denn die geplanten 130 Wohnungen wirklich nötig seien und ob man sich nicht an der Größe des heutigen "Edelstein"-Hauses orientieren könne. Im Moment werden dort 40 Bewohner betreut, bis vor einigen Jahren gab es hier 72 Heimplätze; allerdings gilt seit dem 1. September 2019 die Regelung, dass es keine Zwei- oder Mehrbettzimmer mehr geben darf, weswegen nun die Bewohner ein Doppelzimmer für sich haben – was allerdings für den Heimbetreiber SWB aus Brühl nicht mehr wirtschaftlich ist.

Zudem bemängelt Bauer, dass es zu wenig Grünflächen gebe, das sei doch eher ein "Alibi-Grün" mit seinen "knapp drei Einzel-Tennisfeldern". Das sei für die künftigen Bewohner nicht wirklich einladend, genauso wenig wie die viel befahrene Heinrich-von-Kleist-Straße mit ihrem schmalen Trottoir oder die B3 mit dem kombinierten Rad- und Fußweg: "Für ältere Menschen ein zu hektisches Treiben und zu wenig Grün", schrieb sie an die Fraktionen und den Bürgermeister.

Sie fürchtet, dass sich die Heinrich-von-Kleist-Straße in den heißen Sommern dauerhaft aufheizen würde, weil die Wärme nicht mehr aus dem Quartier weicht. Das sei ja jetzt bereits bei den etwa gleich hohen Gebäuden in der Schillerstraße der Fall. Die neuen Gebäude würden die Entlüftung des gesamten Quartiers durch den Talwind verhindern.

Bliebe noch der Verkehr, für den das Rathaus ein eigenes Konzept rund ums Schulzentrum ausarbeiten will: "Ich bin mal gespannt, wie das aussehen soll." Für die Zukunft jedenfalls schwant ihr nichts Gutes: Schon jetzt gehe es im Schlittweg, der Conrad-, der Max-Planck- und der Heinrich-von-Kleist-Straße stellenweise chaotisch zu, das werde durch den "Edelstein"-Neubau noch schlimmer, der ja zum Teil auch über die Heinrich-von-Kleist-Straße angefahren werden soll.

Wenn nach Bauers Meinung das Gärtner-Gelände nicht für ein Seniorenheim – zumindest nicht in diesen Ausmaßen – taugt, wo sollte es dann hin? Sie hätte da eine Idee: den Festplatz. Angesichts des absehbaren Neubaus des Feuerwehrhauses und eines möglichen Kindergartens wäre hier auch ein Heim, vielleicht sogar mit Mehrgenerationenhaus, denkbar: "Das sollte man offen diskutieren."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung