Schriesheim im Bild 2023

14.09.2004

Alle stehen hinter Alfred Burkhardt

Aber steht der Gemeinderat auch hinter Christian Wolf, den der Ortschaftsrat als "Vize" haben möchte?

Von Roland Kern

Schriesheim-Altenbach. Der Altenbacher Ortschaftsrat steht wie ein Mann hinter Ortsvorsteher Alfred Burkhardt. Einstimmig schlug das zehnköpfige Ortsgremium gestern Abend in seiner konstituierenden Sitzung den amtierenden Ortschef für eine neue Amtszeit vor. Aber erst der Gemeinderat entscheidet am Mittwoch endgültig. Spannend wird es bei der Stellvertreter-Frage.

Denn hierfür nominierte der Ortschaftsrat mit sieben zu drei Stimmen den Grünen Christian Wolf (s. nebenstehendes Interview). Die CDU verweigerte Wolf die Gefolgschaft und Stadträtin Claudia Philipp-Schwöbel schlug ihrerseits Parteifreund Karl Reidinger vor. Da zuvor Stadtrat Dr. Herbert Kraus im Namen von FWV und AL ein leidenschaftliches Plädoyer für den Grünen gehalten hatte, dürfte auch der Sozialdemokrat Dieter Lucke für Reidinger gestimmt haben. Die Wahl selbst wurde geheim abgehalten. "Herr Wolf und die Grünen haben in allen wichtigen Entscheidungen der Vergangenheit an unserer Seite gestanden", bescheinigte Kraus, während die CDU-Entscheidungen im Ortschaftsrat "für uns oft nicht nachvollziehbar waren".

Wie Burkhardt, so wird auch Wolf erst am Mittwoch in der ersten Sitzung des neuen Schriesheimer Gemeinderates endgültig gewählt. Das Stadtgremium hat das letzte Wort. Und die Frage des Stellvertreters scheint ungeachtet des deutlichen Votums im Ort keineswegs bereits entschieden zu sein.

In ihrem Gegenvorschlag in Person Reidingers ließ Stadträtin Claudia Philipp-Schwöbel schon durchblicken, dass sich die CDU an einen grünen Wolf in der Altenbacher Verwaltungsspitze nicht gewöhnen will. Bekanntlich gilt der Grünen-Stadtrat als einer der hartnäckigsten Kritiker der Schriesheimer Stadtverwaltung. "Wir wollen eine Zusammenarbeit mit der Verwaltung ohne heftige persönliche Auseinandersetzungen", forderte sie. Karl Reidinger stehe für eine konstruktive Zusammenarbeit. Der FWV warf sie hingegen vor, sie müsse sich "politisch verbiegen", wenn sie Christian Wolf unterstütze.

Schon gestern Abend ging also im Vorfeld der Mittwoch-Sitzung (18 Uhr im Rathaus!) die Rechnerei los. Die CDU mit acht Stimmen dürfte Wolfs Nominierung kaum unterstützen, ebenso wenig wie FDP-Stadträtin Dr. Birgit Arnold und Bürgermeister Peter Riehl. Macht zehn. Die Grünen alleine werfen sieben Stimmen in die Waagschale. SPD und FWV dürften kaum einheitlich abstimmen. Es wird also denkbar knapp werden.

Anders bei Burkhardt. "Seine Arbeit wurde erst bei der Wahl wieder von der Bevölkerung herausgestrichen", lobte Kraus. Burkhardts dritte Amtszeit ist sicher.

Der alte und neue Ortsvorsteher hatte zuvor den neuen Ortschaftsrat vereidigt: neu am Ratstisch im Stadtteil sitzen Dieter Lukhaup für die Grünen und Hans Beckenbach für die Freien Wähler. Dieter Minor (der aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein konnte) und Ralph Schwarz (CDU) wurden indessen verabschiedet. Minors Wirken als dienstältester Ortschaftsrat soll in einer späteren Sitzung noch ausgiebig gewürdigt werden. Der Wechsel brachte auch eine Änderung der Sitzordnung mit sich. Rechts von der Verwaltungsbank ist viel Platz entstanden, so dass nun die beiden Grünen dorthin "umgezogen" sind. Neu-Ortschaftsrat und Hobby-Fußballer Hans Beckenbach nimmt den Platz des Linksaußen ein.

Bürgermeister Riehl nutzte die Gelegenheit, den neuen Ortschaftsrat auf "furchtbare Zeiten" vorzubereiten, die in finanzieller Hinsicht auf die Stadt zukommen. "Was früher selbstverständlich war, werden wir künftig in Frage stellen müssen", orakelte er. Gleichzeitig forderte er die frisch vereidigten Kommunalpolitiker auf, "die kommunalen Probleme der Sache nach zu lösen, auch wenn man sich zu einer Partei bekennt".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung