Schriesheim im Bild 2023

21.06.2021

"Unterwegs-Varieté" gastierte wieder auf der Mannswiese

"Das war ein richtiger Lichtblick". Das Publikum war begeistert. Rund 700 Besucher kamen zu den zwei Vorstellungen.

Von Volker Knab

Schriesheim. Nach wenigen Tagen Anmeldezeit war die Sonntagsvorstellung mit maximal 350 Gästen ausgebucht, und am Samstag wurden um die 300 Zuschauer gezählt: Die zwei Shows des "Unterwegs-Varietés" an der Schriesheimer Hütte waren gut besucht. Dabei hatten die Künstler und Musiker um das Schriesheimer Artisten-Paar Avital und Jochen Pöschko die Veranstaltungen im Vorfeld wenig beworben.

Aber nach den drei umjubelten Auftritten im vergangenen Jahr war der Andrang wenig verwunderlich. Der Eintritt war wieder frei. Die Künstler baten lediglich um eine Spende für ein Spitzenprogramm. Avital und Jochen Pöschko touren mit ihren Shows normalerweise auf großen Bühnen wie "Roncalli" oder "Holidays on Ice" und haben für ihre Nummer am Schwungtrapez die Silbermedaille beim "Cirque de Demain" in Paris erhalten. Im vergangenen Jahr waren nach Ausbruch der Pandemie plötzlich alle Auftritte komplett abgesagt. Trainieren wollten und mussten die beiden Artisten trotzdem. Mit befreundeten Künstlern aus der Region entwickelten sie in dieser Zeit ein Programm für ein "Wald-Varieté", das im Juni vergangenen Jahres vor 99 erlaubten Besuchern beim Naturfreundehaus im Schriesheimer Wald gezeigt wurde. Im September gaben die Varieté-Künstler in der Schriesheimer Altstadt noch mal zwei Aufführungen.

"Ich war vergangenes Jahr in Schriesheim auf dem Kirchplatz mit zwei großen Enkeln. Dieses Jahr werde ich es mit einem Enkel noch einmal genießen", erläuterte Karin Lochbühler ihre Motivation, warum sie sich an einem Samstagnachmittag auf den Weg zur Mannswiese aufgemacht hat. Gemeinsam mit ihrem fünfjährigen Enkel Anton nahm die Schriesheimerin dann einen zugeteilten Platz auf der Wiese ein. Der Auftritt der zwölfjährigen Ma’ayan Pöschko habe der Oma letztes Jahr besonders gut gefallen, erzählte Enkel Anton noch schnell.

Den derzeit gültigen Corona-Verordnungen entsprechend, hatten die Veranstalter am vergangenen Wochenende vor dem Naturfreundehaus die Wiese in viele kleine Parzellen aufgeteilt, um die Zuschauer auf Abstand zu halten und das Publikum gegebenenfalls nachverfolgen zu können. "Maximal 350 Zuschauer lassen wir rein. So haben wir auf die Reservierungen vorab einen Puffer", erläuterte Jochen Pöschko. Beim Stand von 300 Anmeldungen war die Reservierungsmöglichkeit für den Sonntag geschlossen worden, um kurzentschlossene Gäste ohne Reservierung – darunter waren am Samstag sehr viele Familien mit Kindern – nach ihrer Ankunft am Aufführungsort im Wald nicht abweisen zu müssen. Am Samstag waren es dann unmittelbar vor der Vorstellung etwa 300 Besucher.

Die bekamen auch in diesem Jahr im Wald ein Varieté mit atemberaubender Artistik und garniert mit Musik vom Feinsten geboten. Florian Donaubauer am Klavier eröffnete die Vorstellung mit traumhaften Melodien. Der aus Südafrika stammende und in Dossenheim lebende Conférencier "Mr. van Dee" alias Craig van Deventer führte anschließend mit Witz und zauberhaften Illusionen in die einzelnen Nummern ein.

Mit dabei im Programm waren erneut Ruslana und Taisiya Bazaliyie aus der Ukraine. Die beiden Zwillinge sind für ihre Darbietungen am Tanz-Trapez unter anderem mit einer Silbermedaille vom "Cirque de Demain" in Paris ausgezeichnet worden, ebenso wie Avital und Jochen Pöschko für ihre atemberaubende Vorstellung am Schwungtrapez. Und wie im Vorjahr bei ihrem ersten Auftritt starrten in diesem Jahr wieder wie gebannt unzählige Kinderaugen auf das Stahlgerüst, als sich die zwölfjährige Ma’ayan Pöschko in mehreren Metern Höhe für ihre Artistik-Vorstellung in einem sogenannten "Luftring" hieven ließ. Die Schlusstöne der Vorstellung setzte die Mannheimer Sängerin Nicole Hadfield mit ihrer kraftvollen und glasklaren Stimme. "Ein Jahr ohne Bühne, es ist ein unheimliches Gefühl, endlich wieder miteinander zu tanzen und klatschen", dankte die Sängerin am Ende der Show dem begeistert mitgehenden Publikum.

"Gerade jetzt nach Corona war das ein richtiger Lichtblick", urteilte am Samstag nach Vorstellungsende und noch ganz begeistert Felin Haffelder aus Schriesheim. Sie konnte vergangenes Jahr nicht kommen und freute sich umso mehr, dass sie dieses Jahr über ihre Familie von den Vorstellungen erfahren hatte. Ähnlich ging es Martin Large aus Schriesheim. Auch er war vergangenes Jahr verhindert und verfolgte gemeinsam mit Tochter Taja die Show. "Es war wunderbar, einfach perfekt. Es hat mir wieder sehr gut gefallen, vor allem diese Spontanität und Lust an der Akrobatik zu sehen", meinte Thomas Leinert. Der sechsjährige Lukas Bender fand dagegen die Clown-Nummern am besten. "Ich finde es großartig, dass es überhaupt so etwas hier gibt", ergänzte seine Mutter Kerstin Bender schmunzelnd.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung