Schriesheim im Bild 2023

29.06.2021

Initiative "Schriese FAIRmietet" ist eine Erfolgsgeschichte

Initiative "Schriese FAIRmietet" ist eine Erfolgsgeschichte

Sie freuen sich über die Erfolge der Initiative „Schriese FAIRmietet“ (v.l.): Bürgermeister Hansjörg Höfer, Christine Söllner und Alexandra Stahl. Foto: Dorn
Die Mieter werden "zielgenau" ausgesucht. Bislang wurden 28 Menschen in sichere Wohnverhältnisse vermittelt.

Von Max Rieser

Schriesheim. Steigende Mieten machen vielen Menschen zu schaffen. Um denjenigen, die direkt von Wohnungsnot oder Kündigung ihrer Mietverhältnisse betroffen sind, unter die Arme zu greifen, gibt es die 2019 gegründete Initiative "Schriese FAIRmietet". Die Leiterin der Schriesheimer Sozialstelle, Christine Söllner, stellte am Montag gemeinsam mit Alexandra Stahl, die in der Kämmerei für die Liegenschaften der Stadt zuständig ist, und Bürgermeister Hansjörg Höfer den aktuellen Stand des Programms vor.

Insgesamt zwölf "Fairmietungen" konnten in den letzten beiden Jahren in Schriesheim abgeschlossen werden. Für 28 Menschen bedeutete das ein neues, vorerst sicheres Wohnverhältnis. Bei drei Personen konnte auf diesem Wege die Obdachlosigkeit abgewendet werden. Insgesamt sei man mit dem Ergebnis aus den letzten zwei Jahren zufrieden, sagte die Sozialstellenleiterin. Bürgermeister Höfer berichtete, dass man sich bei der Gründung des Projekts vorgenommen hatte, pro Jahr drei Wohnungen zu vermitteln. Es seien aber jährlich sechs gewesen, was die Erwartungen übertroffen habe. Hätte man für diese Menschen neue Wohnungen bauen müssen, hätte das die Stadt rund vier Millionen Euro gekostet, erläuterte Höfer.

Allerdings suchen immer noch 116 Interessenten nach einer Bleibe. Darunter 37 Familien und 21 Alleinerziehende. Trotzdem sei es ein Erfolg, denn für die, die eine Wohnung bekommen hätten, sei es ein "Riesenunterschied, ob sie hierbleiben können oder Schriesheim verlassen müssen", sagte Söllner.

Entstanden ist die Initiative aus dem Projekt "Raumteiler" des Landes und des Städtetags Baden-Württemberg, der das Schriesheimer Programm lobte. Viele Kommunen hätten kein vergleichbares Angebot. Bei "Schriese FAIRmietet" können sich Vermieter melden, die nicht nur ein Profit-, sondern auch ein soziales Interesse mit ihrem Eigentum verbinden wollen. Es sollen vor allem diejenigen Wohnungseigentümer angesprochen werden, die über leer stehende Objekte verfügen. Sie sollen darauf aufmerksam gemacht werden, dass es auch in Schriesheim Wohnungsknappheit gibt. Es ist sogar keine Ausnahme mehr, dass selbst Familien, in denen beide Partner Vollzeit arbeiten, nicht mehr für ihre Miete aufkommen können: "Das Problem ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen", gibt Söllner zu bedenken.

Häufig seien es auch Senioren, die durch den Tod des Partners plötzlich nur noch mit der Hälfte der Rente dastünden und sich das seit Jahrzehnten bewohnte Zuhause nicht mehr leisten könnten. Meist seien diese Menschen gezwungen, sich auf Sozialwohnungen in Heidelberg oder Mannheim zu bewerben, da das Angebot in Schriesheim zu klein sei. Gerade für alte Menschen sei das eine enorme Belastung, erläutert Söllner. Deshalb richtet sich das Programm auch an Menschen, die schon in Schriesheim leben, um ihnen weiterhin einen Platz in der Stadt zu geben.

Infrage kommen Interessenten mit einem Mietberechtigungsschein, die mindestens seit zwei Jahren in Schriesheim gemeldet sind und deren Mietfähigkeit geprüft wurde. Erfüllt man diese Kriterien, hilft "FAIRmietet", unabhängig von Nationalität und Herkunft. Das sei auch im Sinne der Integration, da die Betroffenen das Gefühl hätten, es werde sich wirklich um sie gekümmert. Ebenfalls sei das Angebot für ältere Bürger, die zum Beispiel eine Einliegerwohnung besitzen, von Vorteil. Würde eine Seniorin jemand Alleinerziehenden mit einem Kind in einer Wohnung in ihrem Haus zur Miete wohnen lassen, würde die Initiative anregen, dass auch ein persönlicher Kontakt entsteht. So könnte die Vermieterin zur "Ersatzoma" für das Kind der Mieter werden – und diese könnten sich wiederum um sie kümmern: "Eine Win-Win-Situation", findet Söllner.

Für Vermieter gibt es weitere Vorteile: Die Stadt bietet eine Mietausfallgarantie über eine Laufzeit von fünf Jahren, einen Sanierungszuschuss von bis zu 10.000 Euro pro Wohneinheit und eine Begleitung des Mietprozesses durch das Sozialamt. Stand die Wohnung vorher mindestens neun Monate leer, ist außerdem durch das "Landesförderprogramm kommunale Leerstandsaktivierung" eine Wiedervermietungsprämie von 500 Euro inbegriffen. Interessierte Eigentümer müssen sich nicht darum sorgen, dass ihnen irgendjemand vorgesetzt wird. Mitarbeiter des Sozialamts und der Kämmerei führen erste Gespräche mit den Vermietern und begutachten, ob das Objekt geeignet ist. Dann werden zielgenau Mieter ausgesucht, die zu den Vorstellungen des Wohnungsgebers passen.

Der Mietvertrag wird dann zwischen Mieter und Vermieter abgeschlossen und von einem Sozialarbeiter begleitet. Das Sozialamt ist ab diesem Zeitpunkt für beide Parteien dauerhafter Ansprechpartner, sollte es Probleme geben, was bisher laut Söllner noch nicht der Fall war. Auch musste die Stadt noch nie für einen Mietausfall einspringen, da immer korrekt gezahlt wurde. Höfer bedankte sich bei den Mitarbeiterinnen, da er sich über den enormen Arbeitsaufwand bei dem Projekt bewusst sei. Ohne deren großes Engagement wäre es gar nicht möglich, die Initiative aufrechtzuerhalten.

Info: Weitere Informationen gibt es auf der Webseite www.schriese-fairmietet.de, auf der Facebook-Seite der Initiative oder direkt bei Christine Söllner unter der Rufnummer 06203/ 60 21 15.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung