Schriesheim im Bild 2023

06.07.2021

Wo Musik eine entscheidende Rolle spielt

Wo Musik eine entscheidende Rolle spielt

Annette Lea Lemke, Swetlana Dardykina, Hansjörg Höfer, Elke Bellgart-Rapp, Fadime Tuncer und Isabell Blessing-Peest (v.l.) informierten über die Ausstellung „EinKlang“. Foto: Dorn
Künstlerforum kehrt in den Zehntkeller zurück und präsentiert vom 9. bis 11. Juli die Ausstellung "EinKlang"

Von Max Rieser

Schriesheim. Der Hunger nach Kultur ist nach der langen Abstinenz riesengroß – und die niedrigen Inzidenzen lassen hoffen, dass bald wieder mehr Veranstaltungen möglich sein könnten. Zum Beispiel die Ausstellung "EinKlang", die von Freitag, 9., bis Sonntag, 11. Juli, im Zehntkeller im Rahmen der neu geschaffenen Schriesheimer Kulturtage stattfinden soll. Gemeinsam mit den Künstlerinnen Isabel Blessing-Peest, Swetlana Dardykina, Annette Lea Lemke und Elke Bellgart-Rapp stellten Stadträtin Fadime Tuncer und Bürgermeister Hansjörg Höfer jetzt die Pläne für die Ausstellung vor.

Die Premiere von "Kunst im Keller" fand bereits im September 2020 statt. Wegen der "tollen Atmosphäre" im Zehntkeller, der ein "großartiger Ausstellungsort" sei, wollte man es nicht bei einem Mal belassen, wie Tuncer berichtete. Da die Aktion im letzten Jahr sehr spontan auf die Beine gestellt worden war, um auf die prekäre Situation von Kulturschaffenden während der Pandemie aufmerksam zu machen, wollen die Künstlerinnen das Geschehen dieses Jahr mehr bewerben.

Dazu gibt es Flyer und Poster mit je einem Werk der Malerinnen. Außerdem wurde auf Tuncers Initiative hin eine limitierte Edition an Flaschen der Winzergenossenschaft mit den gleichen Motiven bedruckt. Die 30 Flaschen Grauburgunder Kabinett können Gäste nur direkt bei der Ausstellung erwerben.

Über den Winterlockdown hatten sich die Künstlerinnen regelmäßig über die Videoplattform "Zoom" ausgetauscht. Aus diesen Treffen entstand laut Lemke ein richtiges "Forum", weshalb sie sich nun offiziell als "Künstlerforum Kunst im Keller" bezeichnen. Den Forumsgedanken möchten sie an die Besucher der Ausstellung weitergeben und freuen sich schon auf den Austausch mit den Betrachtern. Der Titel "EinKlang" macht auch die Ausrichtung der gezeigten Gemälde klar.

Es soll das "verbindende Element aller Kunstrichtungen" gesucht werden, wie es im Flyer heißt. Es kann gelesen werden, wie "Einklang", also die harmonische Gesamtheit verschiedener Elemente. Oder wie "ein Klang", also ein Ton, oder wie Lemke sagt, ein "Impuls". Musik spielt nämlich eine entscheidende Rolle bei allen ausgestellten Bildern. Das ist kein Zufall, denn die Malerinnen wollen damit unter anderem an "Schriese JazZt" erinnern, an dessen Stelle die Kulturtage dieses Jahr ja erstmals treten.

Sie hatten sich darauf geeinigt, Musik als Motiv in den Schaffensprozess einzubeziehen. Um das zu verdeutlichen, ist auf einem Bild von Blessing-Peest auch Schriesheims "Jazz-Bischof" Eugen Fallmann abgebildet. Dies sei eine Hommage an jemanden, der sich immer für das Festival eingesetzt habe, wie die Künstlerin sagt. Auch bei den anderen Bildern steht Musik im Vordergrund. Lemke ließ sich beim Malen von Wassily Kandinsky inspirieren, der versucht hatte, mit seinen Bildern ähnliche Gefühle zu erzeugen wie beim Hören von Musik und Klänge sichtbar zu machen. Dardykina möchte mit ihren Bildern, ähnlich wie Musikstücke, das Unsagbare sichtbar machen. Bellgart-Rapp gab zu bedenken, dass "Schriese JazZt" auch immer eine Möglichkeit für die Stadt war, sich vorzustellen, neue Eindrücke zu gewinnen und für Touristen attraktiv zu werden. Diese Tradition wollen sie mit der Ausstellung "EinKlang" fortsetzen. Aber auch "richtige" Musik soll es geben: So werden am Samstag, 10. Juli, die Bands Swing Time und Vivace Brothers für die musikalische Untermalung der visuellen Eindrücke sorgen "Kunst satt also", wie Tuncer hinzufügte. Aus diesem Grund wird es auch keine Vernissage am ersten Tag geben, sondern nur eine formlose Eröffnung.

Um sich in diesem Jahr breiter aufzustellen, gibt es eine Social-Media-Präsenz auf Instagram und Facebook unter dem Namen des Künstlerforums, eben "Kunst im Keller". Ihren Dank sprachen die Künstlerinnen und Tuncer der Volkshochschule aus, die ihnen zwölf Staffeleien geliehen hatte, damit sie nicht wie beim letzten Mal alle Utensilien selbst stellen müssen. Aber auch Bürgermeister Hansjörg Höfer wurde gedankt, da es keine Selbstverständlichkeit sei, dass sie im Zehntkeller ausstellen dürfen. Der Verwaltungschef drückte seine Begeisterung für das Projekt aus, das eine Ergänzung zum regen kulturellen Leben der Stadt sei. Außerdem würden die Künstlerinnen die Vielfalt in Schriesheim sehr gut repräsentieren, die es zu bewahren gelte.

Es gibt Vereine, die ausschließlich "deutsche Kultur" fördern wollten, so etwas brauche die Stadt nicht. Damit spielte er wohl auf den neu gegründeten "Demokratie- und Kulturverein Schriesheim" an. Durch die hohe Zahl an AfD-Mitgliedern in diesem Verein steht er im Verdacht, als Tarnkappe zu dienen, um es der AfD zu ermöglichen, Räume in Schriesheim anzumieten.

Das ist der Partei durch einen Beschluss des Gemeinderats im letzten Jahr nicht möglich, da keine städtischen Einrichtungen mehr für Veranstaltungen vermietet werden, auf denen menschenfeindliche Inhalte verbreitet werden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung