Schriesheim im Bild 2023

13.07.2021

Beim Turnverein könnte ein Notvorstand eingesetzt werden

Beim Turnverein könnte ein Notvorstand eingesetzt werden

Der Vorsitzende des Turnvereins, Jürgen Busch (im Hintergrund stehend), sprach auf der Jahreshauptversammlung unverblümt die schwierige Lage der Vorstandsarbeit an. Foto: Dorn
Nach der Jahreshauptversammlung bleiben etliche Posten im Vorstand unbesetzt. Wird ein Notvorstand gerichtlich eingesetzt?

Schriesheim. (keke) Erst machte Corona die Jahreshauptversammlungen vieler Vereine unmöglich. Jetzt sorgt das Virus dafür, dass die Zusammenkünfte von Mitgliederseite aus einerseits weniger stark besucht werden und zum anderen sehr viel rascher über die Bühne gehen. Jüngstes Beispiel: Die nur knapp 50-minütige Zusammenkunft des Turnvereins 1883 Schriesheim (TVS). Zwar ist der TVS mit seinen 1440 Mitgliedern zahlenmäßig immer noch der größte und älteste Sportverein in der Weinstadt. Am Freitagabend waren es, den Vorstand mit eingerechnet, aber gerade einmal knapp 30 TVSler, die den Weg in die Kurpfalz-Schulturnhalle fanden.

Die Pandemie bereitet den Verantwortlichen gemeinsam mit den Abteilungs- und Übungsleitern aber auch noch andere Sorgen. Angesichts eines in den vergangenen Monaten fast komplett ausgefallenen Trainings-, Übungs- und Wettkampfbetriebs bröckelt neben den Mitgliederzahlen (minus 128) auch die eigene Wettkampfstärke innerhalb der aktiven Turn-, Handball-, Leichtathletik-, Floorball-, Ski- und Tischtennis-Abteilungen. Spielrunden mussten abgebrochen und Wettkämpfe abgesagt werden.

Was auch bei dem in seinem Amt einmütig bestätigten Schatzmeister Bernhard Kolb die Sorgenfalten auf der Stirn vertieft. Noch braucht man sich angesichts von "ausreichend vorhandenen finanziellen Reserven" in Höhe von rund 73.000 Euro keine Sorgen zu machen, so Kolb. Eher schon um die nur noch als Torso darstellbare vierköpfige Vorstandsmannschaft. Erneut fand sich bei den turnusmäßig anstehenden Wahlen zum Leidwesen des ebenfalls in seinem Amt bestätigten Ersten Vorsitzenden Jürgen Busch weder ein Zweiter Vorsitzender noch jemand für die Protokollführung sowie die "Technische Leitung Leichtathletik und Spiele".

Was die Arbeit des Vorstandsrumpfteams nicht nur erschwert, sondern auch die drohende Szenerie der "gerichtlichen Einsetzung eines Notvorstands" am Horizont auftauchen lässt. Mit der Folge, dass man dann "viele schwerwiegende Entscheidungen nicht mehr in der eigenen Hand" habe, so Buschs Menetekel.

Neben Klaus Reitberger (Technische Leitung Turnen und Gymnastik) sahen sich Isabel Pfitzenmaier-Wolf (Abteilungsleitung Turnen) und Uwe Arras (Abteilungsleitung Leichtathletik) in ihren Ämtern bestätigt. In der Jugendabteilung Turnen übernahmen Manuela Fischer-Koch und Maria Bernhardt den Vorsitz.

Werde angesichts der angespannten Lage von Mitgliederseite aus tatsächlich erwartet, dass lediglich ein amtierendes Vorstandsquartett in Umfang und Qualität das Gleiche zu leisten imstande sei wie sieben nominelle Mitglieder, fragte Jürgen Busch. Und legte als "Wachmacher" seine Finger in die seit fast drei Jahren offenen Wunden. Mehr als leiten könne die bis am Rand ihrer Belastungsgrenze arbeitende verbliebene Vorstandschaft den Verein nicht mehr: "Führung und Entwicklung liegen seit Langem brach."

"Wir stehen im Vorstand mit dem Rücken zur Wand", so Busch weiter. Die Arbeitsüberlastung habe bereits zu merklichen qualitativen Einbußen geführt. Allen Mitgliedern müsse deshalb klar vor Augen sein, wie gefährlich diese Situation für den Verein ist. "Wichtige Projekte konnten nicht Ziel führend diskutiert und ab-schließend entschieden werden". In seinem Dank an alle Mitglieder, die trotz fehlender Gegenleistung nicht ausgetreten sind und auch keine finanziellen Forderungen an den Verein stellten, zeigte sich Busch wieder versöhnlich gestimmt.

In sein Lob schloss Busch ausdrücklich auch alle Übungs- und Abteilungsleiter und Helfer ein, die dem TVS in ihrem intensiven und verantwortungsvollen Engagement die Treue hielten: "Obwohl sie sich mit einer mehr als unbefriedigenden Situation konfrontiert sahen und immer noch sind."

Die von Geschäftsführerin Patricia Barendt vorgelegte Mitgliederstatistik weist aktuell 801 weibliche und 639 männliche TVSler aus. 191 Mitglieder (13 Prozent) wohnen nicht in Schriesheim. Im Jugendbereich betreute der Turnverein Schriesheim 209 männliche und 243 weibliche Kinder und Jugendliche im Alter von einem bis 18 Jahren. Die Altersgruppe 19 bis 40 Jahre setzt sich aus 160 Männern und 156 Frauen zusammen. Die Gruppe der über 40-Jährigen teilt sich in 261 Männer und 402 Frauen auf. Insgesamt verfügt der TVS über 98 Übungsleiter und Helfer.

Die ausführlichen Berichte der Vorstandschaft sowie der einzelnen Abteilungsleiter, die Corona geschuldet nicht vorgetragen wurden, können auf der Homepage des TV 1883 Schriesheim nachgelesen werden.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung