Schriesheim im Bild 2023

14.07.2021

Falscher Mehltau im Wingert: Der Regen setzt den Reben zu

Falscher Mehltau im Wingert: Der Regen setzt den Reben zu

Eine nasse Rebe in einem Wingert an der Bergstraße. Die jüngsten Regenfälle und Unwetter haben die Ausbreitung des Falschen Mehltaus begünstigt. In manchen Anlagen sind deshalb komplette Ernteausfälle zu befürchten. Foto: Dorn
Pilz macht sich im Wingert breit - Tiefe Böden erschweren Pflege

Von Carsten Blaue

Schriesheim/Heidelberg.Mal das Gute am Anfang: Über die Wasserversorgung ihrer Reben brauchen sich die Winzer im Moment keine Gedanken zu machen. Dennoch bereitet ihnen der viele Regen Sorgen. Die Böden der Weinberge sind aufgeweicht und tief. "Die Befahrbarkeit ist das größte Problem", sagt der Schriesheimer Winzer Georg Bielig. Da mit dem Schlepper rauszufahren, sei jetzt lebensgefährlich. Dabei wäre der Pflanzenschutz jetzt so wichtig. Denn mit dem Regen und der Kühle kam der Falsche Mehltau. Peronospora macht sich breit.

Befalle der Pilz die Blätter, so zeigten sie erst helle "Ölflecken", und irgendwann würden sie abfallen, so Winzer Werner Bauer vom Dachsbuckel, der Vorstandschef der Wieslocher Genossenschaft "Winzer von Baden". Komme Peronospora aber an die jungen Beeren, dann würden diese austrocknen. Im schlimmsten Szenario, wenn die Infektion erst mal drin ist, droht ein Totalausfall für die Ernte. Bielig und Bauer wissen von Kollegen, die jetzt damit konfrontiert sind.

Dabei geht es weniger um die Sorten als um die Lagen. Feuchte und schlecht belüftete Weinberge werden vom Falschen Mehltau eher heimgesucht. Dieses Jahr ist es allerdings so, dass selbst Weinbauorte Unwetter erlebten, die sonst eher glimpflich davonkommen. Neben überschwemmten Weinbergen sind ausgespülte Reben in jungen Anlagen oder auch schwere Erosionsschäden in Hanglagen die Folgen. Auch in der Region seien viele Betriebe betroffen, sagt Bauer.

Das Problem der Öko-Winzer sei, dass sie nur Kupfer spritzen dürften, und das in engen Abständen von etwa fünf Tagen. Wer herkömmlichen Pflanzenschutz betreibe, müsse alle zehn bis zwölf Tage durch die Anlagen, und die Reben würden die synthetischen Stoffe auch besser aufnehmen. Aber wenn man gar nicht hinkommt? "Wir haben uns jetzt mal durchgequält", so Bauer. "Aber wo es steil ist, kann man die Weinberge im Moment nicht befahren." Dann ist der Winzer zur Tatenlosigkeit verdammt, und auch die Laubarbeit leidet. Als es warm war nach der Rebblüte Mitte Juni, ist alles förmlich explodiert. "Wir müssten dringend schneiden", sagt Bauer.

Die beiden Winzer betonen, dass all die mit einem blauen Auge oder sogar schadlos davonkommen, bei denen das Timing des Pflanzenschutzes passte. Oder diejenigen, die sogenannte "Piwis" gepflanzt haben, also pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Mit diesen arbeitet auch Bielig seit einigen Jahren, und das mit Erfolg. Wer es jetzt schaffe, die Gesundheit der Pflanzen zu erhalten, sagt er, der habe gute Voraussetzungen für den Herbst. "Wir sind ohne Frost und bislang ohne Hagel geblieben", sagt Bielig. Die Rebblüte war nach einer Kälteperiode dieses Jahr etwas später dran. Und ihr Verlauf sei in Ordnung gewesen, so Bauer. Darüber ist er froh: "Es gab ja auch mal Jahre, da haben wir schon 30 Prozent im schlechten Wetter während der Blüte verloren." Dieses Mal war es viel besser. Anschließend wurde es warm, und die Weinberge holten auf. So rechnen Bielig und Bauer dieses Jahr mit einem Lesestart um den 20. September herum. Bielig ist ganz froh darüber. Eine Sommerernte wie im vergangenen Jahr, als es schon Mitte August losging, braucht er nicht: "Ich bin froh über das spätere Erntefenster." Und Bauer hofft neben der Qualität auf ordentliche Mengen für sich und seine Genossenschaft: "Wir könnten einen guten Ertrag gebrauchen. Der Keller ist schon relativ leer."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung