Schriesheim im Bild 2023

03.09.2021

Durchwachsene Ernte im Coronajahr

Obst-, Wein- und Gartenbauverein zieht eine Bilanz von 2020 - Veranstaltungen zugunsten der Flutopfer

Schriesheim. (cpl) Sogar eine Weinkönigin war gekommen: "Ich möchte mich für die Schilder über die Weinhoheiten am Ortseingang bedanken – da wart Ihr ja Sponsor", freute sich Sofia Hartmann.

Auf der Jahreshauptversammlung des Obst-, Wein- und Gartenbauvereins (OWG) am vergangenen Samstag wurde vor allem über das Erntejahr 2020 berichtet. Die Kälte im April sei problematisch gewesen: "Aprikosen gab’s keine – die sind alle dem Frost zum Opfer gefallen", erklärte die Gartenbau-Ingenieurin Jutta Becker. Außerdem habe es nur wenige Pfirsiche und Zwetschgen gegeben. Die Kirschen hätten die Minusgrade im Frühjahr besser überstanden. "Die Bäume waren zwar eher locker behangen, aber mit großen Früchten", meinte Becker. Das vergangene Jahr sei sehr trocken und heiß gewesen, deshalb habe man schon früh anfangen müssen, die Obstbäume zu bewässern. Für die Äpfel seien heiße Sommer nicht gut: "Die bekommen dann Sonnenbrand und eine braune Schale", wusste Becker.

Positiver Effekt der Trockenheit sei, dass es weniger Schädlinge gebe und man deshalb nicht so viele Pestizide ausbringen müsse. Nur Läuse wären häufiger mal aufgetreten. Während der Lockdown-Wochen durften die Landwirte ganz normal weiterarbeiten: "Wir sind ja systemrelevant", meinte Becker. Durch den Lockdown seien aber viel mehr Menschen draußen unterwegs gewesen, das habe manchmal zu Konflikten geführt. Die Pandemie habe auch dazu geführt, dass zu wenige Saisonarbeiter für die Erdbeer- und Spargelernte nach Deutschland kamen. "Manche Betriebe haben zwar extra Flugzeuge gechartert", so Becker, das habe aber nicht gereicht. Eine positive Entwicklung sei hingegen, dass mehr Menschen lokal in den Hofläden ihr Obst und Gemüse einkaufen würden.

Peter Grüber berichtete über die Weinlese: Auch in den Wingerten habe es Frostschäden gegeben. Im Herbst sei es dann sehr sommerlich gewesen, sodass die Maische meist zu warm in den Keller gekommen sei. Das würde zu Fehlgärungen führen. "Große Kellereien können das mit Kühlgeräten ausgleichen", erklärte Grüber. Kleine Betriebe hätten diese Möglichkeiten nicht. Außerdem seien die Säurewerte durch den warmen Herbst sehr niedrig geworden – eine gute Kellerei könne dem aber entgegenwirken. Der Ertrag sei eher überdurchschnittlich gewesen.

Für dieses Jahr sind beim OWG noch ein Herbstfest und eine Nikolausweinprobe geplant: "Soweit das in unserer Macht steht", meinte Thomas Buchwald, der Erste Vorsitzende. Bei diesen beiden Veranstaltungen wollen die Mitglieder für die Winzer und Landwirte in den Überflutungsgebieten Spenden sammeln. "Außerdem legen wir den Gewinn noch obendrauf", kündigte Buchwald an.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung