Schriesheim im Bild 2023

16.09.2021

Liederkranz Schriesheim: "Operation Überleben" vom eigenen Erfolg überrascht

Bei der ersten Probe des neuen gemischten Liederkranz-Chor gab es einen Riesenandrang. Die Stühle reichten nicht aus.

Von Micha Hörnle

Schriesheim.Die "Operation Überleben" beim GV Liederkranz (RNZ vom Donnerstag) war nicht nur ein Erfolg, sondern auch eine Überraschung: Der Andrang bei der ersten Probe des neuen gemischten Chors war so groß, dass sogar ständig neue Stühle in der weitläufigen "Duwagscheier" auf dem Aussiedlerhof Spieß herangeschafft werden mussten, um ein Haar hätten auch die Notenblätter nicht ausgereicht: Am Ende zählte Chorleiter Thorsten Gedak 19 neue Sänger, insgesamt 52 Personen waren gekommen – und damit wurden alle Erwartungen weit übertroffen. In der letzten Woche hatte Gedak noch auf insgesamt 40 Sänger spekuliert, auf 50 gehofft – und dann wurde der Liederkranz förmlich überrannt. Geschäftsführerin Charlotte Günther hatte am Nachmittag noch etliche Nachrichten per Handy verschickt, da sie "schon skeptisch" war. Mit sechs bis acht "Neuen" hätte sie gerechnet, aber doch nicht mit 19! Auch Erster Vorsitzender Klaus Urban war ganz baff: "Wer hätte das gedacht? Das ist die Wucht hoch drei!" Die Wunschmarke von 50 ist übertroffen, der neue Chor "weit im grünen Bereich".

"Keine Angst", meinte Günther zu den "Neuen", "Sie müssen jetzt nicht gleich eine Beitrittserklärung ausfüllen." Wichtig sei, dass man sich wohlfühle – und möglichst nächste Woche wiederkomme. Das haben die meisten wohl auch vor. Mit Abstand der Jüngste war an diesem Dienstagabend der erst 24-jährige Schriesheimer Simon Dietterich. Er hat bisher noch keine Singerfahrung, fand aber, es sei mal wieder an der Zeit, "unter die Leute zu kommen". Auch er will am nächsten Dienstag wieder mit dabei sein. Aber dann will er sich "zu den Bässen setzen", der Tenor war ihm wohl doch zu hoch. Dietterich fühlte sich angesichts seines jugendlichen Alters durchaus wohl, auch wenn "ich den Altersschnitt wohl etwas gedrückt habe".

Auch Gedak freute sich, "so viele neue Gesichter zu sehen" und betonte abermals, dass man keine Vorkenntnisse brauche, um beim neuen gemischten Chor mitzusingen. Die "alten Gesichter", also die zehn Männerchor-Mitglieder (von insgesamt 17 Personen im Tenor und im Bass), die jetzt hier mitsingen, und die gut 20 Stimmen aus dem mittlerweile aufgelösten Frauenchor, mussten auch erst wieder ihre Stimmbänder entrosten, denn schließlich gab es ein gutes Jahr gar keine Probe mehr. Auch deswegen waren die ersten 20 Minuten ganz für Lockerungen – sowohl stimmlich als auch muskulär – reserviert. Endlich dann das erste Lied, ein relativ eingängiger Kanon "Singing All Together": Das klappte schon ganz gut. Richtig vierstimmig wurde es mit "What a Wonderful Day", komponiert vom Österreicher Lorenz Maierhofer, deswegen gibt es das schmissige Lied auch auf Deutsch. Aber an diesem Abend stand allen der Sinn nach Englisch – und der Sprecherin des gemischten Chors, Sigrid Autenrieth, war das nur recht: "Auf Englisch singt es sich besser."

Gedak probierte die einzelnen Stimmen mit einer Engelsgeduld: "Das macht Spaß, das macht er gut", sagt ein Neuling im Bass, der seinen Namen nicht sagen will – und auch er will wiederkommen. Denn die Männerstimmen bereiten gerade die größeren Sorgen, am Ende kamen doch nicht so viele vom Männerchor wie gedacht – aber das kann ja noch werden. Und bis dahin dominieren die Frauen den neuen Chor mit Zwei-Drittel-Mehrheit. Das dritte Lied des Abends, "Good Night, Sweetheart", ein US-Schlager von 1954, klang besonders gut: rhythmisch und stimmlich nicht ganz ohne, aber doch irgendwie flott. Und damit hat Gedak Wort gehalten, denn er versprach ein neues, nicht angestaubtes Repertoire mit Swing, Filmmusik und Deutsch-Pop. Mit dem eher unkomplizierten Swing hat er angefangen (Gedak: "Dann steigern wir uns immer mehr") – und nach eineinhalb Stunden, zum Ende der Probe, gab es ordentlich Applaus. Autenrieth war vom neuen Klang ganz angetan: "Ein gemischter Chor klingt doch viel harmonischer als ein reiner Frauen- oder Männerchor."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung