Schriesheim im Bild 2023

25.09.2021

Personalnot in den Kindergärten wird immer dramatischer

Hat der Kindergarten "Kunterbunt" bald nur noch bis 15 Uhr offen? Es gab bereits mehrere Kündigungen.

Schriesheim. (hö) Im Kindergarten "Kunterbunt" brennt die Hütte. Darauf machte die RNZ nicht nur eine besorgte Mutter aufmerksam (RNZ vom 21. August), jetzt meldeten sich auch die Elternvertreter auf der Gemeinderatssitzung zu Wort: Am bedrückendsten sei der Personalmangel, es gab erst unlängst mehrere Kündigungen, es wird also noch schlimmer. Deswegen hat die Einrichtung nicht wie sonst bis 17.30 Uhr geöffnet, sondern seit dem 20. April nur noch bis 16 Uhr – was wiederum etliche berufstätige Eltern in Schwierigkeiten bringt. Und schlimmer noch: Nun ist 15 Uhr als Schließzeit im Gespräch. Kurz: "Wir fühlen uns im ,Kunterbunt’ allein gelassen, bei uns herrschen große Unruhe und Frustration." Deswegen forderten die drei Eltern sofortige Abhilfe – und sei es durch Aushilfen oder eine Notbetreuung. Am Donnerstag wurde deswegen eine Sitzung des Kindergarten-Gesamtelternbeirats einberufen.

Hauptamtsleiter Dominik Morast konnte keine Hoffnung auf kurzfristige Verbesserungen machen: In den nächsten Wochen wird die Stadt drei neue Erzieherinnen (davon eine in Teilzeit) einstellen, allerdings hätten zwei Mitarbeiter gekündigt: "Wir werden im November über dasselbe Personal wie jetzt verfügen", so Morast, der "kaum Chancen für längere Öffnungszeiten" sieht. Unterdessen habe man sich von der bisherigen "Kunterbunt"-Leiterin getrennt, deren potenzielle Nachfolger hätten schon im Kindergarten hospitiert, sodass es hier "mittel- oder längerfristig wieder zu geregelten Verhältnissen kommt".

Bürgermeister Hansjörg Höfer erinnerte daran, dass man sich immer gegen einen einzigen Kindergarten mit längeren Öffnungszeiten entschieden habe, allerdings "war es schon immer ein Problem, das Personal zu halten". Deswegen suche das Rathaus zur Zeit besonders intensiv nach Mitarbeitern, momentan gebe es 16 Auszubildende (bei insgesamt 80 Erziehern), allerdings sei der Arbeitsmarkt leer gefegt. Zugleich schrecke der Schichtdienst im "Kunterbunt" mit seinen (eigentlich) langen Öffnungszeiten viele Interessenten ab, "das lässt sich schwer mit einer besseren Bezahlung ausgleichen". Immerhin sollen jetzt Alltagshelfer eingestellt werden, die die Erzieher bei der Hausarbeit entlasten. Eine Notbetreuung mit Kindern aus anderen Gruppen oder Kindergärten sei nicht möglich: Wegen der Corona-Verordnung dürfen sich verschiedene Gruppen nicht mischen.

Immerhin sollen die sechs städtischen Kindergärten nun eine im Rathaus angesiedelte Fachaufsicht, also quasi eine pädagogische Beratung, bekommen. Zunächst gab es daran Kritik von CDU (Christiane Haase), Freien Wählern (Bernd Hegmann) und FDP (Wolfgang Renkenberger), weil doch besser erst die vielen freien Stellen in den Einrichtungen besetzt werden sollten. Und schließlich sei ein Jahresgehalt von 70.000 Euro für die Stadt kein Pappenstiel, das solle doch besser Höfers Nachfolger(in) entscheiden. Doch Grüne Liste (Rouven Langensiepe) und SPD (Renate Hörisch-Helligrath) machten sich für die neue Stelle stark, die erhöhe sogar die Attraktivität der Kindergärten für neue Mitarbeiter. Und Morast wies darauf hin, dass sich solch eine Stelle diese Einrichtungen schon lange wünschen. Und so wurde die dann auch, gegen die Stimmen der AfD, beschlossen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung