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05.10.2004

"Pfleger Peter" arbeitete auf Station D

Woche des Ehrenamtes: Dr. Peter Schuster tauschte seinen Aufsichtsratsposten gegen einen Tag als Pfleger im Bodelschwingh-Heim.

Von Bettina Weiss

Weinheim. Um die Mittagszeit traf man Dr. Peter Schuster am Mittwoch vergangener Woche im Speisesaal des Bodelschwingh-Heims an. Mit viel Einfühlungsvermögen half er einer Seniorin beim Essen. Sie freute sich über seine Hilfe. So sehr, dass der geneigte Betrachter den Eindruck bekam, dass Schuster diese Arbeit schon seit eh und je macht. Doch der Schein trügt. Im Alltag leitet er eine Firma, die sich mit technischer Marktforschung befasst, und normalerweise sitzt er im Aufsichtsrat des Bodelschwingh-Heims. Im Rahmen der Woche des Ehrenamtes verbrachte Schuster eine Schicht - von acht Uhr morgens bis zwei Uhr nachmittags - als "Pfleger Peter", wie er gleich scherzhaft genannt wurde, auf Station D des Heims.

"Es hat mich sehr gereizt", äußerte Schuster im Gespräch mit der RNZ, "mal eine ganz andere Sicht zu bekommen. Zu sehen, wie anspruchsvoll und herausfordernd die Arbeit eines Pflegers sein kann. Dass es weit mehr erfordert als die Anwendung der reinen Sach- beziehungsweise Fachkenntnisse". Unter der qualifizierten Anleitung von Schwester Sonja erhielt er gleich frühmorgens einen Einblick, was Körperpflege für Senioren bedeutet.

Es habe ihm sehr imponiert, dass nach Bedarf jeder einzelne Bewohner individuell gepflegt werde. Das heißt: Geholfen wird den Senioren nur, wenn sie es nicht mehr allein können. "Das nennt man aktivierende Pflege", betonte Heidi Zieger, Geschäftsführerin und Bodelschwingh-Heimleiterin. Pflegedienstleiter Christian Rupp verwies darauf, dass das Pflegepersonal sich den Leitsatz "so viel Selbstständigkeit wie möglich, so viel Hilfe wie nötig" sehr zu Herzen nimmt.

Bei der allmorgendlich stattfindenden Besprechung war Schuster ebenfalls dabei. Informationsweitergabe von einer Schicht zur nächsten, wie auch die umfassende Berichterstattung an die Heimleiterin, sind Schwerpunkte dieser Besprechung. Schuster, der beim Umbetten der pflegebedürftigen Bewohner und beim Verbandswechsel mitgeholfen hat, beeindruckte auch die akribische Dokumentation über jeden Bewohner. Der Bewegungsplan, beispielsweise, beschreibt wie ein Bettlägeriger am vorteilhaftesten liegen muss, damit Wundstellen vermieden werden; ebenso werden Medikamentenverordnungen und -einnahmen präzise notiert. "Das Heim hat 195 Bewohner. Auf zweieinhalb Senioren kommt ein Pfleger", bemerkte Zieger. "Wir sind mit dieser Quote sehr zufrieden und können uns um jeden einzelnen Bewohner kümmern."

Schuster stimmte dieser Aussage zu. Auch er hat den Eindruck gewinnen können, dass es den Heimbewohnern sehr gut geht. "Die Qualitätssicherung der Pflege wird vor allem durch Weiterbildung gewährleistet", betonte Rupp. Das Thema Weiterbildung wird am Bodelschwingh sehr hoch geschätzt. Das Haus kann jedes Jahr zudem zehn neue Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.

Schuster, dem es wichtig war, nicht nur den Betrieb aus der Sicht des Pflegers zu sehen, sondern vor allem auch aus der Sicht derer, die ihr Alter im Heim verbringen, erkannte, dass für das Wohlbefinden der Senioren nicht nur ein hervorragendes Fachwissen notwendig ist. An den Pfleger werden hohe Ansprüche gestellt. Das Berufsbild lässt nichts aus: Einfühlungsvermögen und ein breites Spektrum an Allgemeinwissen, denn die Bewohner bringen ganz unterschiedliche Lebensläufe mit.

Und Schuster, was nahm er aus "dem Tag des Ehrenamtes" mit? "Es ist eine großartige Leistung, die das Personal im Bodelschwingh vollbringt. Ich konnte eindrucksvoll miterleben, wie man auf die physischen und seelischen Zustände der einzelnen Bewohner eingeht. Ich kann nur hoffen, dass es zukünftig mehr Menschen gibt, die sich für diese sinnvolle und gewinnbringende Sache einsetzen", resümierte Schuster. Gewinnbringend, denn man gibt nicht nur viel, sondern man bekommt auch einiges wieder zurück.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung