Schriesheim im Bild 2023

18.10.2021

Was lief in der Pandemie gut und was nicht?

Was lief in der Pandemie gut und was nicht?

Uli Sckerl (l.) besuchte Bürgermeister Hansjörg Höfer – wohl zum letzten Mal während dessen Amtszeit. Mit dabei war auch die Co-Vorsitzende der Grünen Liste, Dagmar Wenger. Foto: Dorn
Der grüne Landtagsabgeordneter Uli Sckerl diskutierte mit Bürgermeister Hansjörg Höfer. Es gab späte Verordnungen und Unklarheiten bei Luftfiltern.

Schriesheim. (hö) Einen Antrittsbesuch bei Hansjörg Höfer muss der grüne Landtagsabgeordnete Uli Sckerl nach 15 Jahren im Landtag nicht mehr machen. Und doch reist er gerade durch den Wahlkreis, um sich bei den Bürgermeistern zu erkundigen, was alles anliegt. Und natürlich geht es dabei auch um die Pandemiefolgen. Zwar gilt ab heute eine neue Corona-Verordnung für die Schulen – so muss am Platz keine Maske mehr getragen werden –, aber für Sckerl ist klar, dass man auch langfristig mit der Pandemie leben muss. Am meisten Folgen hätte das für Ungeimpfte: "Sie werden in Zukunft am gesellschaftlichen Leben nicht so teilnehmen können wie Geimpfte."

Höfer blickte auf die Anfänge der Pandemie zurück: Als der Mathaisemarkt erst startete und dann zur Hälfte am Mittwoch abgebrochen wurde. Zum Glück wurde aus dem Volksfest kein Corona-Hotspot, die ersten drei Coronafälle der Stadt kamen aus dem Wintersportort Ischgl, berüchtigt durch den ersten großen Massenausbruch. Höfer bemängelte, dass viele Corona-Verordnungen des Landes "spätnachts am Samstag" gekommen seien – oft in völlig unverständlichem Deutsch – und bis Montag umgesetzt werden sollten: "Das ist nicht gut gelaufen." Und seitdem sei das Ordnungsamt "am Ende seiner Leistungsfähigkeit", zumal auch drei Wahlen organisiert werden mussten. Positiv hingegen ist laut Höfer gewesen, dass "die Stadtgesellschaft zusammengerückt" sei. Allerdings habe er unterschätzt, dass der lange Lockdown gerade bei Jugendlichen zu psychischen Problemen geführt habe; und auch einige Kinder wurden unter dem permanenten Druck der Pandemie ängstlicher.

In den letzten Monaten musste sich das Rathaus, wie auch alle anderen Kommunen, mit der Anschaffung von Luftfiltern beschäftigen – und war dabei oft ratlos: "Die Bezuschussung des Landes ist ja in Ordnung, aber wir sind keine Experten", sagte Höfer. "Ich wünsche mir vom Land eine wissenschaftliche Begleitung und eine Richtlinie, wo die Luftreiniger sinnvoll sind." In Schriesheim werden sie nur in den Räumen aufgestellt, in denen keine Belüftung von außen möglich ist. Sckerl findet gerade die neueste Generation besonders "effektiv und leise". Das zeige, dass gerade diese Region – eine Weinheimer Firma stellt die Anlagen her – sehr innovativ sei. Allerdings müssen die Kommunen die Wartung übernehmen.

Sckerl warnte vor überzogenen Erwartungen an das Land: "Nicht für jeden Fall hat das Land eine Lösung parat. Wir sind am oberen Rand unserer Möglichkeiten und haben jetzt schon die Schuldenbremse gedehnt. Wir haben ansonsten ja alles mitfinanziert, aber alles können wir nicht." Eigentlich sei jetzt der Bund am Zug, "der könnte mehr machen".

Wichtig war für Sckerl auch der Klimaschutz vor Ort. Höfer verwies auf die energetische Sanierung der öffentlichen Gebäude und insbesondere auf den "Meilenstein Gymnasium". Schriesheim gehe dabei "Stück für Stück" vor: "Gerade lassen wir das Rathaus untersuchen." Außerdem unterstütze die Stadt die Hauseigentümer bei der Beratung, in den letzten Jahren wurden fast die ganze Kernstadt und alle Ortsteile zu Sanierungsgebieten erklärt, und nicht zuletzt ist die Straßenbeleuchtung auf LED umgerüstet: "Das wirkt." Für Sckerl "eignet sich Schriesheim sehr für Fotovoltaik", hier verwies Höfer auf das Projekt mit der MVV, als im März ein Zeppelin Wärmebildaufnahmen von Schriesheim machte. Allerdings berichten Hauseigentümer von Problemen bei der Einspeisung des von ihnen erzeugten Stroms. Sckerl meinte: "Das muss vereinfacht werden." Aber man solle in den Bemühungen nicht nachlassen: "Diese Generation hat in den nächsten zehn Jahren die letzte Chance, das Blatt zu wenden."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung