Schriesheim im Bild 2023

12.12.2021

Kriminalroman-Debut: Scotland Yard ermittelt in Schriesheim

Reiner Frank Hornig verfasst seinen ersten Krimi, wohl den ersten, der in der Stadt spielt.

Marion Gottlob

Schriesheim. Mit seinen Kurz-Krimis hat Reiner Frank Hornig schon einige Erfolge gehabt: Viele Short Storys wurden in Illustrierten gedruckt, und zwei wurden in dem amerikanischen "Ellery Queen Mystery Magazine" veröffentlicht. Nun hat er sich an seinen ersten Kriminalroman gewagt: Er gehört zu der Autoren-Gruppe, die für eine neue Edgar-Wallace-Serie in die Computer-Tasten greifen. Eigentlich müsste sein Krimi "Das Geheimnis der toten Augen" in England spielen, ganz klar. Aber mit der Zustimmung des Blitz-Verlags, 1995 in Windeck – unweit von Bonn gelegen – gegründet, hat Hornig seine Story so gestaltet, dass Scotland-Yard-Ermittler Ebenezer Pommeroy Jr. mit seiner Mitarbeiterin Almut Fichtner in Schriesheim ermitteln darf – inkognito, versteht sich.

Auf der Suche nach Geheimgängen

Eigentlich ist Hornig also ein Experte für Kurz-Geschichten. Seit Kurzem gehört er auch zu den Autoren der "English-Corner", einer englischsprachigen Kolumne im RNZ-Wochenend-Magazin. Für diese Krimis in englischer Sprache feilt er an jedem Wort und fast an jedem Buchstaben, damit auf engstem Raum ein Mörder gestellt werden kann. Er lächelt: "Bei meinem ersten Kriminalroman hatte ich nun plötzlich Platz. So habe ich rund 230 Seiten geschrieben." Schreib-Luxus pur, sozusagen.

Der Krimi startet sofort mit dem typischen Drive der angelsächsischen Action-Krimis: Ein gefürchteter Massenmörder ist aus dem Zuchthaus von Dartmoor ausgebrochen und hinterlässt eine blutige Spur von Toten. Die Nachforschungen führen zu mehr Leichen in einem typischen, englischen Pub. Als man Scotland Yard um Hilfe ruft, wird klar: Die Spur könnte nach Deutschland führen. So finden die Spürnasen aus Großbritannien ihren Weg nach Schriesheim. Sie suchen auf der Strahlenburg nach Geheimgängen – es soll ja bekanntlich einen zum Strahlenberger Hof gegeben haben – und interessieren sich auch für einen Flugzeug-Absturz.

Da der Krimi zu einer Edgar-Wallace-Serie gehört, führt er in das Schriesheim der 1960er Jahre. Hornig erklärt: "Ich musste mich erst wieder einfühlen, dass es damals weder Handy noch Internet gab." Man findet in seinem Roman das frühere Schriesheim mit dem alten Rathaus in der Bismarckstraße (1981 abgerissen, heute das Areal der Volksbank) – das neue Rathaus ist gerade im Bau. Die Strahlenburg hat neben dem Restaurant auch ein Hotel, in dem die beiden Scotland-Yard-Ermittler übernachten dürfen. Das ist so wunderbar beschrieben, dass man am liebsten als Tourist dort selbst einmal nächtigen würde. Aber die Burg war und ist nie ein Hotel gewesen.

In dem Roman sind witzige Anspielungen versteckt, unter anderem tauchen die Kinder von Edgar Wallace auf. Almut Fichtner ist, wie ihr Autor, im Schwarzwald geboren und deutsche Muttersprachlerin. Sie hat also in Schriesheim keine Sprachprobleme, während sich ihr Chef oft in Schweigen hüllen muss, weil er kein Wort Deutsch versteht. Doch als Almut während ihrer Recherchen in Lebensgefahr gerät, ist er zur Stelle und rettet ihr das Leben.

Hornig hat schon immer gern geschrieben. Mit dem neuen Krimi hat er Schriesheim ein Denkmal gesetzt: "Hier lebe ich seit mehr als 40 Jahren." Einmal abgesehen davon, dass er gern Leserbriefe zu kommunalpolitischen Themen schreibt.

Trotz Corona hat er mithilfe des Stadtarchivs Fakten über einen tatsächlichen Flugzeug-Absturz bei Schriesheim recherchiert, über den Stadtarchivar Dirk Hecht im Jahrbuch 2012 berichtetet. Genauso machte er sich über Gerüchte zu einem Geheimgang kundig. "Aber mein Krimi ist kein historischer Roman. Ich bin nicht an historische Vorgaben gebunden, sondern lasse der Phantasie freien Lauf." Gerade das macht den Reiz der flott und unterhaltsam geschriebenen Geschichte aus.

Dabei sei eines noch verraten: Almut ist bis über beide Ohren in ihren Chef verknallt. Während der Schriesheimer Ermittlungen muss sie mit ihrem Vorgesetzten aus Platzmangel ein Doppelzimmer teilen. Tatsächlich lässt sich der etwas unterkühlte Ebenezer Pommeroy Jr. von seiner blonden Mitarbeiterin Almut mehr und mehr verzaubern. Werden die beiden etwa ein Liebespaar? Das lassen wir hier mal offen. Aber eines sei noch gesagt: Reiner Hornig schreibt schon den nächsten Edgar-Wallace-Krimi, der im kommenden Jahr veröffentlicht werden soll.

Info: Reiner Frank Hornig: Das Geheimnis der toten Augen. 230 Seiten. Blitz-Verlag. 12,95 Euro. Es gibt auch eine E-Book-Version. Das Buch muss über den Verlag bestellt werden. "Utes Bücherstube" in der Heidelberger Straße 10 hat es aber auch vorrätig.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung