Schriesheim im Bild 2023

17.12.2021

Eine Pumptrack-Anlage für die Jugendlichen

Statt der geplanten 80.000 Euro soll die Anlage jetzt 227.000 Euro kosten.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Die gute Nachricht zuerst: Die Kinder und Jugendlichen werden im nächsten Jahr ihre Pumptrack-Anlage, also einen modellierten Parcours für Mountainbikes, Rollschuhe und Skateboards, bekommen. Die schlechte: Es wird alles viel teurer als gedacht: Aus den zunächst geplanten 80.000 Euro wurden 227.000, also fast das Dreifache – auch wenn es eine Großspende über 50.000 Euro gibt. Nun stimmte der Gemeinderat diesem neuen Projekt des Jugendgemeinderates zu, einige Räte hatten damit aber Bauchschmerzen.

Zuvor hatte die Vorsitzende des Jugendgemeinderates, Julia Ivanovski, nicht nur Werbung für das Projekt gemacht, sondern auch erklärt, warum die Kosten so gestiegen sind: Es wird nicht nur eine Anlage gebaut, sondern zwei – eine für die Großen und eine für die Kleinen. Zudem soll es einen großzügigen Aufenthaltsbereich geben: "Alles ist für eine große Altersspanne geplant", so Ivanovski, auch Bürgermeister Hansjörg Höfer sagte: "Wir haben alle dazugelernt." Denn mit der ursprünglichen Planung "würde man nur einen Teil der Kinder und Jugendlichen erreichen".

Für die Grüne Liste sprach sich Alexandra Lorenz vehement für die neue Anlage aus: Erstens habe der Jugendgemeinderat alle ins Boot geholt, dann wurde zügig geplant, und nicht zuletzt wurde in anderen Kommunen eher mehr für Kinder und Jugendliche getan. Auch Frank Spingel (CDU) sah den Bedarf: "Wir erfüllen den Wunsch der Kinder und Jugendlichen." Die höheren Kosten seien zwar "unangenehm", aber doch "durch die Großspende erträglicher". Er wolle nicht "von einer Kostenexplosion reden", schließlich werde nun auch ein größeres Angebot als zunächst gedacht geschaffen. Und außerdem: "Der Jugendgemeinderat hat ein feines Gespür dafür, was die Kinder und Jugendlichen nutzen." Doch sei jetzt die Zeit des Erfüllens üppiger Wünsche erst einmal vorbei.

Ins selbe Horn blies auch Renate Hörisch-Helligrath (SPD): "Die Kosten steigen zwar deutlich, doch dafür bekommen wir auch mehr: eine ansprechende Freizeitanlage mit einem breiten Angebot für viele Altersgruppen." Und sie hoffte, dass damit die Jugendlichen "aus den Weinbergen herausgelockt werden".

Mildere Kritik kam von Matthias Meffert (Freie Wähler) wegen der Kosten: "Wir sind ratlos, dass niemand gewusst haben soll, dass 100.000 Euro doch nicht ausreichen." Und doch wollte seine Fraktion mehrheitlich dem Pumptrack zustimmen, denn: "Der Standort ist gut, es gibt eine neue Attraktion. Alles spricht für das Vorhaben." Grundsätzlich kritisch war Ulrike von Eicke (FDP). Denn ihr ist "nicht klar, ob alle Jugendlichen dieses Projekt brauchen". Und müsse es wirklich sein, dass jede Gemeinde in der Umgebung ihre eigene Pumptrack-Anlage baue? Und doch werde sie sich – wie zwei andere Räte – enthalten, "weil mir das Projekt gefällt". Die einzige Gegenstimme kam von Thomas Kröber (AfD) – ebenfalls wegen der Kosten.

Den Pumptrack hatte Mathis Taufertshöfer im Juli 2020 ins Rollen gebracht: Der damals Elfjährige begeisterte mit einem Erklärvideo den Jugendgemeinderat – dem er mittlerweile selbst angehört – von diesem Projekt, dann kam die Sache ins Rollen, vor allem durch eine anonyme 50.000-Euro-Spende vor einem Jahr. Denn der Gemeinderat hatte den Jugendlichen eine Bedingung gemacht: Sie sollten möglichst viel Geld durch Spenden zusammenbekommen. Seit Mittwochabend ist das Rätsel um die Identität des Mäzens gelüftet: Es handelt sich um den Schriesheimer Bauunternehmer Thomas Rath. Der verfolgte die Sitzung im Publikum und erklärte nachher der RNZ, was ihn zu seiner Spende bewogen habe: Zunächst war es sein achtjähriger Sohn Luis, der regelmäßig zur Pumptrack-Anlage nach Ladenburg fährt und von ihr begeistert ist. Auch wenn er selbst seit über 30 Jahren im KSV engagiert sei, wisse er, dass Vereinssport nicht die Sache aller jungen Leute sei, und für die müsse man andere Angebote schaffen. Dann kam der Kontakt über Spingel zustande, und schließlich kofinanzierte Rath das Projekt – zumal es ihm imponiert hat, "wie stark sich der Jugendgemeinderat dafür engagiert".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung