Schriesheim im Bild 2023

11.01.2022

Zehn neue Sirenen für Stadt und Ortsteile?

Zehn neue Sirenen für Stadt und Ortsteile?

Eher unauffällig verteilen sich die bisher angebrachten Sirenen über das Stadtgebiet. Eine der Warnvorrichtungen ist auf dem Dach des Kindergartens in der Römerstraße. Foto: Dorn
Der Gemeinderat hat ein neues Sirenennetz beschlossen. Ob es kommt, hängt jedoch von den Fördermitteln ab.

Von Max Rieser

Schriesheim. Es ist ein Geräusch, das man zum Glück nicht oft hört: Alarmsirenen. Trotzdem sind sie für den Katastrophenfall enorm wichtig, was den Gemeinderat dazu bewogen hat, einer Beschlussvorlage zur Erneuerung und Aufstockung der bisher fünf Sirenen in der Kernstadt und den Ortsteilen zuzustimmen. Um das 157.080 Euro teure Vorhaben umzusetzen, wurden Fördermittel in Höhe von knapp 147.500 Euro beantragt. Da es eine große Nachfrage bei den Förderungen gebe, sei eine Bezuschussung aber noch lange nicht in Sicht, gibt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Schriesheim, Oliver Scherer, zu bedenken.

Zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs vor allem zur Warnung vor Luftangriffen genutzt, waren die Sirenen in der Nachkriegszeit zur Alarmierung der Bevölkerung bei Katastrophen und Feuer da. Daher rutschte die Zuständigkeit auch immer weiter in Richtung Feuerwehr, wie Scherer berichtet. Seit den 1970ern verloren die Lautsprecher für die Brandschützer an Bedeutung, da der stille Alarm eingeführt wurde, der die Kräfte direkt erreicht und nicht für jedermann zu hören ist. Das hat durchaus Vorteile, so der Kommandant: "Wenn der Feueralarm nachts losging, war die ganze Stadt wach, und wenn man Pech hatte, stand die halbe Stadt am Einsatzort, um zu sehen, was los ist."

Trotzdem hätten Scherer und sein Vorgänger Georg Weber dafür gekämpft, dass die Signale erhalten bleiben, denn so werde die Bevölkerung im Katastrophenfall gewarnt. Dieser könne etwa bei einem Hochwasser eintreten, wofür die Gefahr durch den Kanzelbach gegeben sei, oder durch den Austritt von Chemikalien. In beiden Fällen sei es wichtig, die Stadtbevölkerung schnell in Kenntnis zu setzen, was am einfachsten durch Sirenen zu machen sei. Momentan sind fünf Sirenen in der Stadt aktiv. Davon drei in der Kernstadt, eine in Ursenbach und eine in Altenbach. Beim letzten bundesweiten "Warntag" 2020, bei dem alle Gemeinden im Bundesgebiet ihre Anlagen testeten, sei man generell zufrieden gewesen, denn alle Lautsprecher hätten funktioniert. Allerdings nur für den Feueralarm. Bei der neuen Anlage hofft Scherer, dass verschiedene Alarme wie eben bei einem Hochwasser oder einem Chemieunfall möglich sind.

Außerdem sollten Sprachdurchsagen dazukommen, um rasch und flächendeckend mitzuteilen zu können, wie sich die Bürger verhalten sollen. Oder auch, um Entwarnung zu geben. Software gebe es, die sei auf der alten Anlage aber nicht installierbar. Deshalb müssten die fünf bestehenden Masten abgerissen und insgesamt zehn neue gebaut werden. Einige der momentan vorhandenen Sirenen seien auf den Dächern von Privathäusern, was die Wartung erschwere.

Dass mehr Sirenen notwendig sind, habe auch mit der Struktur Schriesheims zu tun, da das Stadtgebiet in den letzten 70 Jahren gewachsen sei. Für Ursenbach reiche eine Sirene, in Altenbach soll beim Kohlhof ein Signal hinzukommen, und in der Kernstadt will man auf acht aufstocken. Erarbeitet wurden die Standorte von der Feuerwehr. Es gebe zwar "eine Handvoll" externer Firmen, die solche Konzepte erstellen, diese seien aber derart überlastet, dass man den Zuschuss nicht mehr rechtzeitig hätte beantragen können. Es sei aber auch nicht zwingend notwendig, ein gesondertes Unternehmen zu beschäftigen, da es Vorgaben gebe, wie die Standorte bei einer bestimmten Bebauung zu berechnen sind, so Scherer. Gesteuert werden könnten die modernen Sirenen dann vom Feuerwehrhaus und dem Rathaus aus.

In der Gemeinderatssitzung vom 15. Dezember 2021 wurde der Beschlussvorlage einstimmig zugestimmt. Das lag sicher auch an dem attraktiven Bezuschussungsmodell, bei dem nur 10.000 Euro für die Stadtkasse anfallen. Sollten die Zuschüsse platzen, müssten neue Fördergelder beantragt werden oder die Stadt tief in die Tasche greifen. Ob und wann es also mit den neuen Sirenen losgehen kann, sei noch unsicher, erklärt der Feuerwehrkommandant ernüchtert.

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Eine weitere Warnvorrichtung befindet sich an der Talstraße, in der Nähe der Schotterersbrücke. Foto: Dorn

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung