Schriesheim im Bild 2023

26.01.2022

Freitags die Corona-Verordnung, Umsetzung bis Montag

Freitags die Corona-Verordnung, Umsetzung bis Montag

SPD-Landtagsabgeordneter Sebastian Cuny (zweite Reihe, 2.v.l.) hatte den sportpolitischen Sprecher der Landtagsfraktion, Gernot Gruber (erste Reihe, 2.v.l.), zu einem Austausch mit den Vorsitzenden der Sportvereine der Region eingeladen. An der Videokonferenz nahm auch der Schriesheimer Ordnungsamtsleiter Achim Weitz (erste Reihe, 3.v.l.) teil. Foto: Dorn
Videogespräch mit Sebastian Cuny und SPD-Experten: Die Sportvereine wünschen sich gerade in der Pandemie eine bessere Planbarkeit.

Von Max Rieser

Bergstraße-Neckar. Neue Coronaverordnungen, die am Freitagabend eintrudeln und bis Montag umgesetzt werden müssen: für die Sportvereine der Region ein Graus und der größte Punkt, den sie beim Austausch mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Sebastian Cuny aus Schriesheim und dem sportpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Gernot Gruber, ansprachen. Unter dem Titel "Vereinssport in der Pandemie" sollten die Vertreter der Vereine per Videokonferenz die Möglichkeit bekommen, anzuregen, wie die Politik sie aktuell besser unterstützen könnte.

Bevor es zu Anregungen und Wünschen an die parlamentarischen Vertreter im Landtag kam, gab es erst mal Lob, vor allem für die Verwaltung in Schriesheim. Jürgen Busch, der Vorsitzende des Turnvereins 1883 Schriesheim, sagte: "Wir haben eine sehr gut funktionierende Verwaltung, die die Verordnungen für uns so aufbereitet, dass wir uns nicht erst durch Gesetzestexte quälen müssen." Besonders hob er dabei das Ordnungsamt, dessen Leiter Achim Weitz auch an dem Gespräch teilnahm, und das Liegenschaftsamt hervor.

Weitz dankte für den Zuspruch und sagte, dass man sich immer Mühe gegeben habe, auch wenn "natürlich nicht alle Wünsche erfüllt" werden konnten. Der Ordnungsamtsleiter regte ebenfalls an, dass man die Verordnungen nicht freitags herausgeben sollte, da auch er sich für die Bearbeitung "einige Wochenenden um die Ohren geschlagen" habe. Guntram Zimmermann, ehemaliger Bürgermeister von Spechbach und für die SPD im Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises, sagte, dass den Kommunalverwaltungen eine Schlüsselrolle zukäme und sie teilweise große Hilfe leisten würden. Eher kritisch sah es Barbara Scholz aus dem Vorstand der Ladenburger Sportvereinigung". Ihr sei "sauer aufgestoßen", dass die Ehrenamtlichen die Verordnungen in langen Sitzungen am Wochenende durcharbeiten müssten und meistens montags von der Verwaltung noch nichts gekommen sei. Gute Erfahrungen habe ihr Verein hingegen mit dem Sportkreis Mannheim gemacht, der immer gute Informationen schnell geliefert habe.

Ein weiteres Thema, das den gut 20 Teilnehmern der virtuellen Diskussion auf dem Herzen lag, war die Testpflicht für Kinder. Erst das Einwirken des SPD-Landtagsabgeordneten Gruber auf die grüne Kultusministerin Theresa Schopper habe erreicht, dass die Tests, die die Kinder in der Schule ohnehin machen, auch für den Sport genutzt werden dürfen. Dass die Kinder auch ohne Impfung am Sport teilnehmen können, sei ihm wichtig, da sie ohnehin die Leidtragenden der Situation seien und die sozialen Kontakte nicht weiter missen sollten. Die Impfquote in Baden-Württemberg sei die schlechteste in den "alten" Bundesländern, und die Verantwortung der Erwachsenen, das zu ändern, solle nicht auf die Kinder abgewälzt werden, so Gruber. Wichtig sei auch, dass die Tests, die bei den Vereinen von geschultem Personal abgenommen würden, auch außerhalb des Sports Gültigkeit hätten. Sozialminister Manne Lucha, ebenfalls von den Grünen, habe ihm bestätigt, dass die Tests, sollten sie sauber durchgeführt werden, 24 Stunden lang gelten.

Gut laufe es bei der Kontaktnachverfolgung, wie alle anwesenden Vereinsvertreter berichteten. Durch die "Luca"-App sei die Anmeldung für Trainingseinheiten und Veranstaltungen sehr komfortabel.

Rüdiger Kanzler, der Vorsitzende der Sportgemeinde Leutershausen 1891, bat Gruber um eine Einschätzung, was 2022 noch auf die Vereine zukäme. Das wisse niemand genau, antwortete Gruber. Er hoffe auf einen Übergang zu einer "endemischen Lage" und somit einer Lockerung für die Vereine im Sommer. Die schlechte Impfquote und weitere Varianten des Virus könnten diese Hoffnungen aber zunichtemachen, schätzte der sportpolitische Sprecher ein.

Eine klare Linie zeigten Cuny und Gruber, als Zimmermann die Vereine fragte, wie sie mit ungeimpften Mitgliedern umgehen, da er das Gefühl habe, diese seien die "Prügelknaben der Pandemie". Vor allem Zimmermanns Äußerung, dass die Impfung nicht vor der Ansteckung, sondern nur vor einem schweren Verlauf schütze, stieß auf Gegenrede. "Ich will niemanden stigmatisieren, aber Geimpfte und Ungeimpfte sind nicht gleich infektiös", sagte Gruber und bot an, eine Studie an ihn weiterzuleiten, die zeige, dass neun von zehn Ansteckungen von Ungeimpften ausgingen. Cuny berichtete von seiner eigenen Infektion im Dezember, dass bei ihm aufgrund der Impfung die Viruslast so gering gewesen sei, dass erst ein PCR-Test die Erkrankung feststellen konnte. Gerhard Berger, der Vorsitzende des Reitvereins Heddesheim, sagte, dass in seinem Verein die "Stallgemeinschaft" positiv auf diejenigen eingewirkt habe, die sich zuerst nicht impfen lassen wollten. Bereuen würde es von denjenigen niemand.

Abschließend versprach Gruber, die Anliegen in den Landtag zu tragen, wo es für die Opposition schwierig sei, da man oft die Beschlüsse des Ministerpräsidenten fertig vorgelegt bekäme, bevor es die Chance zu einer Diskussion gab. So müssten dann oft Dinge im Nachhinein angepasst werden, was alles stark verzögere. Cuny, der sich schon eingangs bei den Ehrenamtlichen für ihren Einsatz bedankt hatte, wiederholte seinen Dank und sagte, dass sein Ziel im Landtag sei, den Vereinssport zuverlässig stattfinden zu lassen. Denn: "Vereinssport hilft nicht nur der Gesundheit, sondern ist auch ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens."

Info: Wer sich das Gespräch noch einmal ansehen möchte, kann dies in den kommenden Tagen auf dem YouTube-Kanal von Sebastian Cuny tun.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung