Schriesheim im Bild 2023

28.01.2022

Bleibt es doch bei der neuen LED-Laterne?

Die Umrüstung auf Energiespartechnik ist schwierig bis unmöglich und wird nicht gefördert. Auch Weinheim improvisiert bei seinen alten Modellen.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Die neuen Altstadt-Laternen waren der kleine Aufreger des frühen Herbsts. Denn sie sollen auf LED-Technik umgestellt werden, und weil die alten Lampen nicht umzurüsten waren, musste ein neues Modell her. Zweimal gab es eine Internet-Abstimmung unter insgesamt vier Modellen, immer siegte ein gläsernes in Zylinderform, das aber viele Schriesheimer für nicht altstadtgerecht halten.

Trotz der verbreiteten Unzufriedenheit mit dem "Sieger" – gegen den sich auch im Wahlkampf die beiden Bürgermeisterkandidaten ausgesprochen hatten – hält das Rathaus weiter an ihm fest, schließlich hätten der Gestaltungsbeirat und die Internet-Abstimmung "ein breites Votum für einen Leuchtentyp ergeben", wie es auf RNZ-Anfrage aus dem Rathaus heißt. Allerdings soll die Anschaffung der neuen Lampen vom Land gefördert werden – und dieser Antrag sei "nicht auf ein spezielles Modell ausgelegt, sodass grundsätzlich ein Wechsel des Lampentyps möglich ist". Der Förderantrag wurde im letzten Jahr gestellt und wird gerade bearbeitet, sodass 2023 neue Laternen aufgestellt werden können.

Nun läge ja die Frage nahe, ob man die 1985 aufgestellten, eigens für Schriesheim vom Heidelberger Architekten Lothar Götz – er verantwortete auch ab 1983 die Altstadtsanierung – konzipierten Leuchten nicht umrüsten könnte. Die standen vor über 35 Jahren zwar auch in der Kritik (da zu modern für die Altstadt), sind aber mittlerweile akzeptiert – und stehen auch anderswo in der Region (wie in Edingen an der Neckarterrasse oder in Heidelberg-Bergheim am Wasserschifffahrtsamt). Laut Auskunft aus dem Rathaus wurde das Modell aus dem Programm des Herstellers, der Firma Vulkan, genommen, "sodass keine Ersatzteile mehr verfügbar sind".

Eine Komplett-Umrüstung auf LED sei schwierig, denn die Lampen mit dieser Technik "müssen grundsätzlich aufgrund der verbauten Elektronik eine höhere Schutzart/Dichtigkeit aufweisen als konventionelle Leuchten". Das betreffe besonders die Gläser, ihre Halterungen und Dichtungen. LED-Leuchten brauchen vor allem größere Flächen, also Gläser, um die Wärme ableiten zu können. Zudem gebe es gar keinen LED-Einsatz für die alten Laternen, der müsse "als Sonderanfertigung für die Leuchte – wenn überhaupt möglich – konstruiert und hergestellt werden". Und wenn es den dann doch geben sollte, erlischt die Zulassung der Lampe. Daher, so bilanziert das Rathaus: "In der Vergangenheit sind ähnliche Problemstellungen auch schon bei anderen Kommunen aufgetreten. Die Generalüberholung der Leuchte, soweit sich überhaupt ein Fachbetrieb gefunden hat, diese Arbeiten zu übernehmen, wäre immer teurer gewesen, als eine neue Leuchte zu installieren, da für einen derartigen Umbau keine Fördermittel gewährt werden."

Na gut, wenn schon keine LED-Technik in den alten Götz-Laternen möglich wäre, könnte man dann nicht wenigstens LED-Birnen (genannt "Retrofit") verwenden? Das sei im Prinzip möglich, sagt das Rathaus, aber man müsste dennoch die alte Technik ausbauen, Gläser und Dichtungen erneuern, die Metallteile aufwändig entrosten und neu lackieren: Man kommt also um eine Grundsanierung nicht herum. Daher sei die Umstellung auf "Retrofit"-Birnen nur "eine Übergangslösung, um Leuchten in gutem Zustand einige Jahre weiter betreiben zu können". Zudem gebe es nur einen Lieferanten dafür, und diese Art der Umrüstung werde nicht gefördert.

Und wie haben es die Weinheimer Stadtwerke mit ihren Laternen am Marktplatz gemacht? Stadtsprecher Roland Kern berichtet, dass es dort auch nicht ganz so einfach war, es wurde improvisiert: Hier bekamen die historischen (oder besser: historisierenden) Lampen aus den Achtzigerjahren eine neue LED-Glühbirne: "Das ist zulässig, aber noch nicht optimal." Deshalb seien "die Stadtwerke derzeit auch auf der Suche nach der besten Lösung unter dem Aspekt der Klimafreundlichkeit und der Effizienz unter Bewahrung des Denkmalschutzes und der Wirtschaftlichkeit". Aktuell hätten die Stadtwerke eine Laterne an die hessische Fachfirma Trapp geschickt, die diese probeweise umbauen soll. Aber noch gebe es kein konkretes Angebot für die Umrüstungskosten. Kaputte und beschädigte Lampen werden gleich durch neue Modelle mit LED-Technik ersetzt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung