Schriesheim im Bild 2023

11.02.2022

Auf dem Gärtner-Gelände soll ein Pflegeheim errichtet werden

Der Grundstückseigentümer hat mit Diringer & Scheidel einen neuen Investor.

Von Micha Hörnle

Schriesheim/Hirschberg. Gleich zwei Mal eine kleine Sensation. Nach RNZ-Informationen hat sich ein Investor für das Gärtner-Gelände gefunden, der hier ein Pflegeheim mit Betreutem Wohnen errichten will. Zugleich hat sich "Edelstein"-Betreiber Hubertus Seidler, der ursprünglich dieses Heim aus der Talstraße an die B3 verlegen wollte, mit den Eigentümern des leer stehenden NH-Hotels am Leutershausener Ortsrand geeinigt: Er wird es kaufen. Zugleich will er einen Antrag stellen, das "Edelstein"-Areal mit einem neuen Pflegeheim zu bebauen – was wiederum den Plänen der Kommunalpolitik zuwiderläuft, hier ein Wohngebiet für junge Familien (und eventuell ein Mehrgenerationenhaus) zu schaffen.

> Der Investor auf dem Gärtner-Gelände: Vor zwei Monaten, Anfang Dezember, sah es noch duster aus. Zwar waren die Planungen für den Neubau bereits sehr weit gediehen, allerdings gab es doch noch offene Fragen wie die Anzahl der Tiefgaragenplätze und der Zufahrten für das Gebäude. Doch dann zog sich der Investor, das Pfälzer Bauunternehmen Heberger, zurück. Schließlich versuchte Seidler als zukünftiger Betreiber des Heimes zu retten, was zu retten ist, strich den Pflegebereich des neuen "Edelstein" und wollte hier nur noch Betreutes Wohnen einrichten, weil das viel günstiger ist. Das wiederum war für die Kommunalpolitik nicht hinnehmbar, schließlich gebe es in Schriesheim auch einen Bedarf für die Pflege – und wegen Seidlers kurzfristiger, unabgestimmter Konzeptionsänderung fühlte man sich hintergangen. Schließlich signalisierte ihm das Rathaus, man sehe in ihm keinen Verhandlungspartner.

Nun lag es also am Grundstückseigentümer Klaus Gärtner selbst, sich um einen neuen Investor zu kümmern, und er wurde mit dem Mannheimer Bauunternehmen Diringer & Scheidel schnell fündig; auch wenn andere Firmen ebenfalls Interesse hatten. Gärtner wollte gegenüber der RNZ nichts sagen ("Das ist eine Privatangelegenheit"), allerdings bestätigte die Firma auf RNZ-Anfrage: "Der Grundstückseigentümer und Diringer & Scheidel sind sich einig, dass das Grundstück uns zur Entwicklung überlassen wird." Geplant sei "ein stationäres Pflegeheim und Wohnungen". Ob es sich um normale Mietwohnungen oder Betreutes Wohnen handelt, konnte Unternehmenssprecherin Beate Baumann noch nicht sagen: "Wir sind noch in einem sehr frühen Stadium. Es haben ja noch nicht einmal Gespräche mit der Stadtverwaltung stattgefunden." Das bestätigt auch Bauamtsleiter Markus Dorn, der allerdings weiß, dass Klaus Gärtner und Bürgermeister Christoph Oeldorf miteinander reden werden.

Weil alles noch in einem so frühen Stadium ist, kann man auch bei Diringer & Scheidel noch nicht sagen, ob für den Neubau an der B 3 die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs aus dem letzten Jahr (RNZ vom 16. März 2021) maßgeblich sein werden – wovon allerdings Bauamtsleiter Dorn schon ausgeht.

Wer der Betreiber der neuen Einrichtung sein wird, konnte Baumann noch nicht sagen. Allerdings könnte es sich mit einiger Sicherheit um das firmeneigene Unternehmen Avendi handeln, das vor 22 Jahren gegründet wurde und deutschlandweit 19 Einrichtungen für stationäre Pflege und Betreutes Wohnen sowie sechs ambulante Pflege- und Betreuungsdienste betreibt, davon alleine fünf Häuser in Mannheim und zwei in Edingen-Neckarhausen.

> Wie die Kommunalpolitik reagiert: Die Fraktionssprecher sind bereits durch eine E-Mail Klaus Gärtners über die neuen Entwicklungen im Bilde – und reagieren durchaus positiv: Christian Wolf (Grüne Liste) meint: "Wir freuen uns, dass es weitergeht. Ich halte Diringer & Scheidel für ein solides Unternehmen, das so etwas kann." Seine Fraktion sei "offen für alles, was Gärtner weiterbringt." Michael Mittelstädt (CDU) sieht in Diringer & Scheidel "einen sehr kompetenten Partner für zukünftige Gespräche und Planungen". Bernd Hegmann (Freie Wähler) sieht im Moment "positive Tendenzen", man müsse alles verhindern, dass dieses Projekt scheitert, denn wir brauchen ein Seniorenheim in Schriesheim". Auch Sebastian Cuny (SPD) begrüßt es, "dass jetzt wieder Bewegung reinkommt und altersgerechte Wohnungen und Pflege in zentraler Lage verwirklicht werden kann".

> Was aus dem "Edelstein"-Gelände wird: Betreiber Seidler will an seinen Plänen für ein Pflegeheim festhalten. Und mehr noch: Er will noch "Ende des Monats einen Bauantrag" stellen. Denn für ihn "wird der Betrieb immer schwieriger", schließlich habe ihm das Regierungspräsidium gedroht, ihm das marode "Edelstein" dichtzumachen, "wenn es keine Alternative gibt". Allerdings hatten seinen früheren Neubauplanungen die Stadtverwaltung und der Ausschuss für Technik und Umwelt widersprochen: Das neue Gebäude werde zu wuchtig. Nun hat Seidler abgespeckt: Er plant nun einen Neubau mit 80 Pflegeplätzen, 2018 waren es noch 100. Der Neubau werde dann weniger wuchtig. Nun müsse "die Stadt Farbe bekennen", ob sie mit dieser Neuplanung mitgehen könnte. Für ihn besonders wichtig: Damit hätten die 33 Beschäftigten eine neue Perspektive.

Zugleich bedeutet das das Ende der bisherigen städtischen Wünsche nach einem Wohngebiet für junge Familien und eventuell einem Seniorenheim. Dessen ist sich Seidler bewusst – und nach seinen Worten ist das auch der Wille des Grundstückseigentümers, des Evangelischen Vereins für innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses, der bis 1990 auch Träger des Seniorenheims war. Der Verein und seine Stiftung hätten ihm versichert, dass man sich auf dem Areal nur ein Pflegeheim vorstellen könnte. Und die Eigentümer seien auch nur bereit, an Seidlers Firma SWB zu verkaufen, an sonst niemanden. Allerdings, so bestätigen Stadträte wie Wolf und Cuny, gab es auch schon mal andere Signale der Eigentümer, die sich sehr wohl hier ein Neubaugebiet vorstellen konnten.

> Der geplante Kauf des NH-Hotels an Seidler: Der "Edelstein"-Betreiber bestätigte auf RNZ-Anfrage Gerüchte, dass er das seit Oktober 2020 leer stehende NH-Hotel am Leutershäuser Ortsrand – aber auf Schriesheimer Gemarkung – kaufen will. Dazu gebe es eine Abmachung, wenn auch noch keinen Kaufvertrag. Hier will Seidler Betreutes Wohnen unterbringen, denn dafür seien Hotels – dieses hat 114 Zimmer – generell gut geeignet. Er will an dem bestehenden Gebäude nichts ändern, es soll auch keine Anbauten geben. Sein beabsichtigter Kauf habe mit den Schriesheimer Entwicklungen nichts zu tun, so Seidler – auch wenn er mit seinem Betreuten-Wohnen-Konzept auf dem Gärtner-Gelände zuletzt gescheitert ist. Zudem könnten hier etliche "Edelstein"-Beschäftigte Arbeit finden. Allerdings müsste Seidler dafür einen Bauantrag auf Nutzungsänderung stellen, sagt Bauamtsleiter Markus Dorn, der wiederum nichts dagegen hätte, wenn der Leerstand mal beendet würde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung