Schriesheim im Bild 2023

07.03.2022

Tote Wildtiere geben weiter Rätsel auf

Der Untersuchungsauftrag lautete, Wilderei im Fall der Kadaver auszuschließen. Doch die Ursachenforschung war so nicht möglich.

Von Max Rieser

Schriesheim. Zwei tote Rehkitze ohne Kopf, ein Rehkopf und ein toter Wildschweinfrischling führten seit Dezember zum Rätselraten im Schriesheimer Wald. Erst sollte es Wilderei gewesen sein, die Obduktion des "Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamt" (CVUA) in Karlsruhe konnte das aber "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen", wie die stellvertretende Amtsleiterin und Fachtierärztin für Mikrobiologie, Dr. Judith Tyczka, auf RNZ-Anfrage erklärt. Was für ein Tier solche Verletzungen hervorrufen sollte, ist aber nach wie vor nicht klar.

Die Informationen des CVUA zu erhalten, war zunächst nicht ganz einfach, da die Zuständigkeiten unklar waren. Zwar kamen die Obduktionsergebnisse aus ebenjenem Amt, das zu den Untersuchungsämtern für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit gehört. Eine Mitarbeiterin verwies jedoch auf die "Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt", der auf Nachfrage aber keine Ergebnisse vorlagen und die wieder auf das CVUA verwies, bis sich die stellvertretende Amtsleiterin der Sache schließlich persönlich annahm.

Der Untersuchungsauftrag sei vom Veterinäramt des Rhein-Neckar-Kreises gekommen und lautete, eine Wilderei auszuschließen. Das gelang. Damit sei der Fall für das CVUA "erst mal erledigt", denn der Auftrag sei erfüllt, so Tyczka. Hätte man wissen wollen, welches Tier die Köpfe der Rehkitze entfernt oder den Frischling "eröffnet" habe, hätte man die Untersuchung von vorneherein anders aufziehen und strukturieren müssen, sagt sie. Und natürlich sei die Bitte, Wilderei auszuschließen, eine Besonderheit. Generell habe man aber nichts "Auffälliges, Unnormales, Unerwartetes" an den Kadavern feststellen können.

Das Wildschwein sei zum Beispiel ein "Kümmerer" gewesen, also ein Tier, das nicht "richtig fit" war und wahrscheinlich ohne Fremdeinwirkung verstorben sei. Das könnte auch bei den Rehkitzen der Fall gewesen sein. Die Verletzungen seien dann eher von Tieren zugefügt worden, die den Leichnam als Nahrungsquelle genutzt hätten. Das sei für die Tiere ein großer Vorteil, denn sie könnten verwertbare Teile des toten Tieres "in Ruhe abtrennen und fressen", ohne sich verteidigen oder jagen zu müssen. Das sei ein "völlig natürliches Verhalten."

Füchse seien in solchen Fällen die Gewinner, da sie mit ihrem scharfen "Scherengebiss" Teile der Tiere präzise abtrennen könnten. Das bei den Rehkitzen gerade der Kopf fehlte, sei auch nicht ungewöhnlich, da Sehnen und Muskulatur am Kopf für die Zähne der Räuber leicht zu durchtrennen seien: "Wenn das Tier dann schon etwas liegt und die Muskulatur ihre Spannung verliert, kriegt ein Fuchs das zügig hin", so Tyczka.

Da die Wildkameras der Jagdpächter schon lange keine Wölfe, Luxe oder Wildkatzen gesichtet hatten, tippten diese auf Hunde als Todesursache für die Wildtiere. Das liege nahe, da die Fälle spürbar zunähmen, bei denen Hundehalter ihre Tiere ohne Leine im Wald und in den Wingerten laufen lassen würden und sie nicht richtig unter Kontrolle hätten. Tyczka hält das aber für unwahrscheinlich, da domestizierte Hunde, "als Einzeltiere nicht unbedingt in der Lage sind, ein gesundes Wildtier zu Tode zu hetzen oder zu töten". Meistens wüssten die Hunde gar nicht, was sie mit den aufgestöberten Wildtieren anfangen sollten.

Es gebe allerdings Einzelfälle, in denen Hundebesitzer mit mehreren Tieren auffallen würden, bei denen sich "drei oder mehr Hunde" die Fähigkeiten zum "Stellen und Töten" der Tiere gegenseitig wieder aneignen würden. In solchen Fällen konnte das CVUA durch Untersuchung der Bisswunden in anderen Fällen dazu beitragen, den Hund und damit den entsprechenden Halter ausfindig zu machen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung