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28.10.2004

Ohne Probleme ins nächste Kapitel


Schriesheimer Gemeinderat genehmigt Kommunalisierung der Bibliothek und erstmals eine Gebühr

Schriesheim. (ron) Thomas Michael, dem Leiter der Schriesheimer Stadtbibliothek, dürfte gestern Abend ein Stein vom Herzen gepoltert sein. Im Zuge der Umwandlung der alten GmbH zu einer städtischen Einrichtung wurden er und seine Einrichtung im Gemeinderat in höchsten Tönen gelobt.

Mit der erneuten Kommunalisierung nach der siebenjährigen GmbH-Zeit stimmte der Gemeinderat gleichzeitig der erstmaligen Einführung einer Gebühr zu: ab dem nächsten Jahr müssen Büchereinutzer 10 Euro pro Jahr bezahlen

"Die moderate Einführung der Gebühr tragen wir mit", bestätigte CDU-Stadtrat Georg Wacker. Die Gebühr bewege sich landesweit in einem "vernünftigen Mittelmaß", bescheinigte der MdL und Landesvorsitzende des Bibliothekenverbandes. Außerdem sei sie "nicht nur haushaltspolitisch richtig, sondern macht auch Sinn". "Schon bei einem einzigen Buchkauf hat man diese Gebühr überschritten", veranschaulichte FWV-Sprecher Friedrich Ewald. Er gab zu Bedenken, dass die Bibliothek die einzige Schriesheimer Bildungseinrichtung ist, die bislang noch gebührenfrei ist. Er deutete auch an, dass die Freien Wähler die Gebühr durchaus "als Einstieg betrachten". Ewald: "Es wird sich zeigen, was noch nötig ist." Auch Bürgermeister Peter Riehl hatte zuvor erklärt: "Ich war der Meinung, wir sollten das Doppelte verlangen, wenn wir schon das Gebot der Kostenlosigkeit aufgeben." Schon eine weitere Tageszeitung, die privat gekauft oder abonniert werden müsse, übersteige die Gebühr, rechnete er vor. Und SPD-Fraktionschef Hans-Jürgen Krieger fand: "Das ist ein kleiner Beitrag im Verhältnis zur hohen Qualität." FDP-Stadträtin Dr. Birgit Arnold schloss sich an: "Der erste Schritt in Richtung von Sparbemühungen."

Zwar "beerdigten" die Stadträte das Erfolgsmodell GmbH. Gleichermaßen zeigten sie sich aber zuversichtlich, dass die Bibliothek auch unter dem organisatorischen Dach der Stadtverwaltung erfolgreich weiter arbeitet. Wacker lobte die Arbeit der bald abgewickelten Bibliotheks-GmbH und sprach von einer "hervorragenden Entwicklung". Die Stadtbücherei sei zu "der außerschulischen Bildungseinrichtung am Ort" geworden. Auch Gisela Reinhard von den Grünen beschrieb: "Dass die Bücherei seit Jahren so erfolgreich ist, liegt ja nicht an der Betriebsform, sondern an strukturellen Verbesserungen und an der Person von Herrn Michael." Alle Fraktionssprecher versprachen, auch künftig hinter der Stadtbibliothek zu stehen. "Es wird unsere Aufgabe sein, den hohen Standard zu halten", beschrieb Hans-Jörg Krieger. Und Friedrich Ewald war sich gewiss: "Wir gefährden damit die gute Struktur unserer Bibliothek nicht."

Zuvor hatte Bürgermeister Peter Riehl die Auflösung der GmbH aus gesetzlichen Gründen noch einmal schwer bedauert und deren gesetzliche Notwendigkeit scharf kritisiert. "25 Prozent des Umsatzes als Einnahmen zu verlangen", beurteilte er, "das ist absolut hinrissig". Denn die Zusammenarbeit mit dem Bibliothekspartner EKZ habe stets hervorragend geklappt. Langfristig schloss der Rathauschef weitere private Organisationsmodelle der Bibliothek nicht aus. Riehl: "Allerdings müsste so etwas langfristig angelegt sein, das will ich dem Gemeinderat in meinem letzten Amtsjahr nicht abverlangen." Allerdings könne die Kommunalisierung auch als Übergangslösung verstanden werden. "Daraus kann man immer etwas anderes machen, wenn man will", beschrieb Riehl. Darin war er mit dem Gemeinderat einig. "Es geht uns auch darum, der Bibliothek langfristig eine Perspektive zu eröffnen", erklärte Grünen-Stadträtin Gisela Reinhard.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung