Schriesheim im Bild 2023

16.03.2022

Stadtfest Schriesheim: Sorgen die Vereine fürs Programm, dürfen aber keine Stände haben?

Deutliche Worte gab es bei der Jahreshauptversammlung vom MGV Eintracht. Kontinuität gab es beim Vorstand.

Schriesheim. (max) Die letzte Jahreshauptversammlung des MGV Eintracht 1899 war zwar erst im August, trotzdem gab es auch in diesem Jahr einiges zu besprechen – und da wurde Kritik laut: Bei der Vorstellung der Vereinstermine kam es nämlich zu einigen Unklarheiten beim geplanten Stadtfest vom 19. bis 23. Mai (siehe Artikel oben). Das Fest, das für Vereine, Gastronomen und Schausteller eine Gelegenheit bieten soll, um abseits des abgesagten Mathaisemarkts zusammenzukommen und auch etwas Geld in die Kassen zu spülen, fand nicht bei allen Anwesenden Anklang. Der Vorsitzende Helmut Hölzel schlug vor, am 22. Mai, der auf dem Stadtfest "Tag des Brauchtums" werden soll, gemeinsam mit anderen Gesangsvereinen einen Programmpunkt auf die Beine zu stellen. Zuerst fiel den Sängern unangenehm auf, dass der Termin nur eine Woche vor dem traditionellen "Volkstanzfest unter der Linde" des Vereins am 29. Mai liegt. Einige fanden, dass nach einem Stadtfest der Bedarf für ein Volkstanzfest nicht bestünde und die Gäste ausbleiben könnten.

Außerdem fühlten sich einige Mitglieder bei der Planung übergangen. Man monierte, dass die Vereine kostenlos das Programm des Festes gestalten würden, während andere durch das Anbieten von Speisen und Getränken Einnahmen haben würden. Kassenwart Gerhard Treiber sagte emotional: "Was macht die Stadt eigentlich für die Vereine? Andere machen Geld mit Ständen, und wir dürfen keine Stände anbieten, stellen aber das Programm?" Der Vorsitzende konnte die Wogen einigermaßen glätten, da er zu bedenken gab, dass die finale Planung des Stadtfestes noch nicht feststünde. Andere Sänger warfen zudem ein, dass die Nachfrage für das Volkstanzfest bestimmt trotzdem da wäre, da die meisten nach der langen Veranstaltungsflaute durch die Pandemie "hungrig" auf alles Feste seien, die sie besuchen könnten.

Wirtschaftbeauftragter Guy Boetsch ermahnte die Mitglieder außerdem, dass die Zeit ohne Veranstaltungen während der Lockdown-Phasen besser hätte genutzt werden müssen. Im Vereinsheim über der Kuhbergstube der Winzergenossenschaft stünden zahlreiche Renovierungsarbeiten an, um die sich niemand gekümmert habe.

Helmut Hölzel geht in sein 40. Jahr als Vorsitzender

Zu Beginn der Versammlung gedachten die Sänger der verstorbenen Mitglieder und auch "der Toten des Krieges in der Ukraine", wie Hölzel sagte.

Der Tätigkeitsbericht von Schriftführerin Hilde Hamleh fiel erwartungsgemäß kurz aus: "So schnell habe ich noch nie einen Bericht gemacht." Neben den Jubilarbesuchen durch die Ehrungsbeauftragten Peter Grüber und Erika Hölzel, von denen es immerhin 47 gab, erwähnte sie das gemeinsame Sommerfest, den Ehrungsabend, die Totengedenkfeier und die Proben von Chor, Tanz- und Theatergruppe. In allen Abteilungen hat der Verein aktuell 79 aktive Mitglieder, das Durchschnittsalter liegt bei 61 Jahren. Jugendleiterin Sandra Hölzel berichtete, dass auch nach der langen Zeit ohne Proben alle Teilnehmer der Tanzgruppe wieder gekommen seien: "Ich glaube, wir machen alles richtig!"

Der Kassenbericht Treibers verlief ohne Beanstandungen, auch wenn der Vorsitzende am Ende ermahnte, dass das Geld immer weniger würde – das könnte in Zukunft auch zum Problem werden.

Die Vorstandswahlen verliefen problemlos – was erstens daran lag, dass die Zeichen auf Kontinuität stehen, und zweitens, dass Peter Grüber charmant durch das Prozedere führte und immer wieder Anekdoten und Vereinsgeschichte einstreute. Der Vorstand – der alte (und neue) wurde einstimmig entlastet – ist diesmal für drei Jahre gewählt, da das 125-jährige Jubiläum des Vereins 2024 ansteht und die Planenden auch die Durchführenden sein sollten. Grüber sagte zu Beginn: "Ihr wurdet zwar alle entlastet, aber es hat sich noch niemand bedankt." Es sei nicht selbstverständlich, dass man das ganze Jahr "für den Verein einsteht und den Kopf hinhält", woraufhin alle applaudierten.

Helmut Hölzel wurde erneut zum Ersten Vorsitzenden gewählt, er ist mittlerweile im 40. Jahr seiner Vorstandschaft, wie Grüber erwähnte. Zweiter Vorsitzender blieb Jürgen Mohr. Als erster Kassenwart wurde Gerhard Treiber bestätigt, Peter Klein blieb sein Stellvertreter. Erster Kassenprüfer wurde Oliver Hildenbeutel, seine Stellvertreterin ist nun Miriam Grüber. Schriftführerin wurde wieder Hilde Hamleh, als ihr Vize wurde Rolf Köster gewählt, der Peter Kropp als Pressebeauftragten ablöste, da dieser sein Amt aus Zeitgründen niedergelegt hatte. Kropp bedankte sich bei den Vorständen dafür, dass sie gemeinsam das "Schiff des Vereins durch die schweren Gewässer der Pandemie" gelotst hätten. Guy Boetsch wurde als Wirtschaftsausschuss verpflichtet.

Als Notenwarte und Inventarverwalter wurden Horst Krawutschke, Jürgen Mohr und Peter Klein gewählt. Fahnenträger wurde Oliver Hildenbeutel, das Amt des Medienbeauftragten bekam Georg Brand. Jugendleiterinnen und Leiterinnen der Tanzgruppe wurden Sandra Hölzel und Michaela Brand. Tanzleiter und Leiter der Theatergruppe ist Jürgen Gustke. Stimmführer des ersten Tenors wurde Daniel Hamleh, des zweiten Tenors Peter Klein, des ersten Basses Gerd Scheid und des zweiten Basses Jürgen Mohr. Als Vizedirigent wurde Markus Hölzel bestätigt.

Ehrungsbeauftragte sind erneut Peter Grüber und Erika Hölzel. Das Amt sei nicht einfach, witzelte Grüber: "Man muss trinkfest sein und mit den Leuten reden können." Sänger und Schriesheimer Urgestein Rudi Kling meinte anerkennend: "So unterhaltsame Wahlen hatten wir noch nie."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung