Schriesheim im Bild 2023

20.03.2022

Nach vier Jahren hat der "Kaiser" wieder auf

Nach vier Jahren hat der "Kaiser" wieder auf

Die Heidelbergerin Liliana Novak kaufte im Oktober den „Kaiser“. Foto: Dorn
Am Mittwoch war der erste Tag im Hotel-Restaurant. Die Küche will bodenständig, aber mit Pfiff sein.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Fast vier Jahre lang stand der traditionsreiche "Kaiser" leer, seit Mittwoch hat er wieder geöffnet – und zwar als Bar, Restaurant und Hotel. Ende Oktober wurde bekannt, dass die Heidelbergerin Liliana Novak das Gebäudeensemble zwischen Tal- und Heidelberger Straße gekauft hat (RNZ vom 29. Oktober). Sie wollte den "Kaiser" nach einer Auffrischungskur wieder aufmachen, doch die dauerte länger als gedacht. Vor knapp fünf Monaten hatte Novak noch mit einem Neustart im Januar gerechnet, doch dann musste vier Monate lang renoviert werden; vor allem die technischen Geräte hatten nach so langer Zeit, in der sie nicht in Betrieb waren, Standschäden. Das alte Gemäuer, das von 2009 bis 2011 aufwändig saniert wurde, ist "hoch technisiert", wie Novak sagt, hinzu kamen auch noch die mittlerweile üblichen Termin- und Lieferprobleme. Am meisten Ärger machen die Kartenlesegeräte, die nach langem Warten zwar geliefert, aber erst ab Montag betriebsbereit sind; man muss also vorerst bar bezahlen.

Und doch: Das Haus, das zum 30. April 2018 geschlossen wurde, steht an sich gut da, "alles ist wahnsinnig hochwertig", meint Novak, es musste im Grunde nur neu dekoriert werden. Und so werden ehemalige Gäste sich schnell wieder zurechtfinden. Obwohl die Eröffnung offiziell nicht groß publik gemacht wurde – erst im Frühjahr soll es ein Fest geben –, kamen schon am Mittwoch die ersten Besucher: "Ständig standen Leute vor dem Haus und fragten, wann wir denn aufmachen", lacht Novak.

Für die Schriesheimer wohl am wichtigsten ist das Lokal: Chefkoch ist Peter Schmitt aus Dossenheim, der in etlichen Sterne-Restaurants, darunter der "Hirschgasse" in Heidelberg, seine Erfahrungen sammelte; als Sous-Chef, also Stellvertreter, agiert der Schriesheimer Philipp Faller, der einst in der Küche des Heinrich-Sigmund-Gymnasiums begann. "Die sind kreativ und gut drauf", freut sich Novak. Zusammen stehen beide für eine eher badisch-bodenständige Küche – "Wir streben keinen Stern an", sagt Novak –, und so kommen fast alle Zutaten aus der Region: "Frische hausgemachte Kost", nennt das Novak. Es gibt zwar besondere Menüs (56 Euro für drei, 86 Euro für fünf Gänge), aber auch Schnitzel vom Odenwälder Landschwein oder Kalb mit (natürlich selbst gemachten Pommes) ab 16,50 Euro. Auch Kuchen und Eis sind aus eigener Herstellung, manchmal hilft ein Dossenheimer Konditor aus. Frühstücken kann man hier auch, man muss also kein Hotelgast sein. Sonntags wird ein Brunch angeboten.

Apropos Übernachten: Das Haus hat 25 Zimmer mit 48 Betten (also 23 Doppel- und zwei Einzelzimmer), eine Nacht kostet um die 130 Euro, wer frühstücken will, muss 15 Euro extra zahlen. Manche Räume gehen zur Talstraße hinaus – den Verkehr hört man kaum –, andere haben den Schriesheimer Traumblick schlechthin: mit dem Turm der katholischen Kirche, den Weinbergen und natürlich der Strahlenburg. Am charmantesten sind die im Dachjuchhe mit den alten Fachwerkbalken. Die zieren auch den kleinen Tagungsraum, denn das "Kulturhotel Kaiser", wie man sich jetzt nennt, will sich bei Tagungen, Veranstaltungen und eben Kultur einen Namen machen. Geradezu prädestiniert ist auch der Weinkeller mit seinem Gewölbe, den Novak am Wochenende öffnen will (und den man auch buchen kann). Für die Zukunft plant Novak kleine Konzerte oder Lesungen: "Mir liegt viel an gemischtem Publikum", auch die Schriesheimer sollen sich hier wohlfühlen – und hier will sich auch Novak für ein frischeres Stadtmarketing einbringen.

Vor dem "Kaiser"-Kauf kannte die Heidelbergerin Novak – dort betrieb sie einige Zeit Luxus-Ferienwohnungen – Schriesheim kaum, sie war einfach auf der Suche nach einem Hotel, an dem man nicht mehr viel sanieren muss und das sie nach ihren eigenen Vorstellungen führen kann. Noch vor der Pandemie kam sie auf den "Kaiser", den der bisherige Eigentümer, die Werner Liegenschaftsverwaltung, über den Bruchsaler Makler Schürrer und Fleischer lange Zeit zum Kauf angeboten hatte: zunächst für 4,7 Millionen Euro, dann für 3,5 Millionen Euro (RNZ vom 12. Mai 2020). Über die Höhe des Kaufpreises will Novak nichts sagen, nur, dass es "kein Schnäppchen" war. Und hat sie nun, nach der unerwartet langen Renovierung, den "Kaiser"-Kauf schon bereut? "Ich habe mich oft geärgert, aber bereut habe ich es nie.

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Am Mittwoch war der erste Öffnungstag. Und schon saßen die ersten Gäste auf der Terrasse zur Heidelberger Straße hin. Foto: Dorn

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Übernachten im Fachwerk: eines der 25 Zimmer im „Kaiser“. Foto: Dorn

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung