Schriesheim im Bild 2023

26.04.2022

Aus einem Fitnessstudio wird ein Gesundheitszentrum

Im Altenbacher "Move" kann man jetzt an Geräten der neuesten Art trainieren.

Von Micha Hörnle

Schriesheim-Altenbach. Vor gut zwei Jahren war das Fitnessstudio "Move" auf der Kipp schon fast dem Untergang geweiht, doch nun hat sein neuer Besitzer, der Heidelberger Mediziner Klaus Hartmann, daraus eines der modernsten seiner Art gemacht – und im Grunde ist das auch keine klassische "Mucki-Bude" mehr, sondern ein Gesundheitszentrum, zumal bald auch die Wilhelmsfelder Physiotherapeutin Laura Oeldorf ihre neuen Räume beziehen wird. Hartmann hat bis jetzt 1,5 Millionen Euro investiert. Bis alles fertig ist, soll es sogar das Doppelte sein. Denn noch warten das Restaurant und der Außenbereich sowie die Wellness-Anlagen auf ihre Vollendung, bis zum Herbst soll es so weit sein.

Aber das Herzstück des neuen "Move" ist schon seit Januar fertig und betriebsbereit: der neue Gerätepark mit einer nicht nur völlig neuartigen, sondern geradezu sensationellen Technik: "So etwas gibt es in der gesamten Region meines Wissens noch nicht", ist sich Hartmann sicher. Die Trainerinnen Rebecca Schönleben und Susanne Hermann müssen auch nicht mehr für jeden Sportler das Gerät einstellen, das machen jetzt die Maschinen automatisch: Jeder bekommt ein Fitnessarmband mit einem Chip, mit dem man sich an jeder Maschine anmeldet. Vorher gibt es sozusagen eine Bestandsaufnahme: Automatisch werden Größe, Gewicht, Fett- und Muskelanteil, aber auch die Flexibilität (beispielsweise der Hüfte) und die Herzleistung gemessen, dann wird das Training genau auf die Erfordernisse abgestimmt. Bei Hartmann zum Beispiel stellte die ausgefuchste Messstation eine Hüftfehlstellung fest: "Jetzt kann ich mein Training optimieren, damit das besser wird."

Im Idealfall durchlaufen die Kunden vier Bereiche: den zum Strecken, den "Skill-Court" (eine Kombination aus Bewegung und Gehirnleistung), den für die Kraft und schließlich den für die Ausdauer. Hier sagen einem die Geräte, was zu tun ist, die Trainerinnen geben nur noch einzelne Hilfestellungen und korrigieren die Haltung – und haben auch die Daten aller Kunden auf dem Tablet: "Jetzt können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren", sagt Schönleben. Langweile kommt beim Training nicht auf, beim Strecken dauert eine Einheit nur 30 Sekunden, nach spätestens 15 Minuten ist man bei allen Geräten durch: "Das ideale Aufwärmtraining, das alle Muskeln beansprucht", sagt Hermann.

Den mit Abstand größten Spaßfaktor bietet der "Skill-Court", sozusagen eine Art Gehirnjogging (zumal es ein Quiz gibt): Man muss die Bewegungen ausführen, die einem der Bildschirm vorgibt. Das ist gut bei Konzentrationsstörungen und Demenz, aber selbst Fußballer werden dadurch wendiger. Besonders großen Spaß macht es, wenn man gegeneinander spielt, und möglichst schnell über das große Spielfeld flitzt. Der schlaue "Skill-Court" merkt sich sogar die Schwächen – und lässt die dann besonders trainieren. Innovativ ist auch das Krafttraining, das hier im "Move" viel mehr ist als nur "Pumpen": An den 18 Geräten wird so ziemlich jede Muskelpartie von der Hand bis zum Kopf trainiert, alles ganz spielerisch und fast selbsterklärend.

Eher konventionell mit den Crosstrainern präsentiert sich der Ausdauerbereich. Oder man kann gezielt das Treppensteigen üben (per Bildschirm sogar am Schiefen Turm von Pisa) – gerade gut für Ältere. Hier verweilt man mit 30 Minuten am längsten, insgesamt ist man nach 60 bis 90 Minuten mit allen Bereichen durch – vielleicht etwas ausgepowert, aber so sind doch so ziemlich alle Muskeln samt Hirn trainiert.

Bei den Kunden kommt diese neue Form von ganzheitlichem Fitnessstudio an: Hatten sich infolge Corona und angekündigter Schließung im letzten Jahr die Mitgliederzahlen von 500 auf 250 halbiert, so trainieren jetzt wieder gut 350 Personen im "Move". Die Preise – bisher lag der Beitrag bei 54,90 Euro im Monat – haben sich kaum geändert, aber ihre Struktur soll anders werden: Der Basistarif soll bei 9,90 Euro in der Woche liegen, dazu kann man dann einzelne Leistungen dazu buchen.

Einen Schub wird das "Move" mit dem Restaurant (Hartmann: "Alles bio") bekommen, das er selbst betreibt – somit bekäme Altenbach endlich wieder ein Lokal.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung