Schriesheim im Bild 2023

29.06.2022

Verabschiedung nach Maß: Halb Schriesheim sagte Alt-Bürgermeister Hansjörg Höfer Adieu

Verabschiedung nach Maß: Halb Schriesheim sagte Alt-Bürgermeister Hansjörg Höfer Adieu

Abschied auf großer Bühne: Hansjörg Höfer und seine Frau Birgit Ibach-Höfer, deren Rolle immer wieder gewürdigt wurde. Alle Foto: Peter Dorn
Beim Abschied Höfers hatten am Samstag "Promis" und alle Generationen der Stadt ihren Auftritt.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Es war eine Verabschiedung, wie sie sich Alt-Bürgermeister Hansjörg Höfer wohl gewünscht hat: lockere Atmosphäre, meist kurze Reden, Beiträge von allen Generationen der Stadt – und schließlich ein Volksfest vor der Halle.

Und nicht zuletzt war auch sein Vorgänger und Ehrenbürger Peter Riehl erschienen, dazu fast die gesamte Schriesheimer "Prominenz" aus der Kommunal- und Landespolitik, den Vereinen und nicht zuletzt den Kommunen, mit denen Schriesheim besonders verbunden ist: Aus Altensteig kam Bürgermeister Gerhard Feeß, denn auch wenn die Schriesheimer 2011 beim SWR-Regionenspiel gegen die Nordschwarzwälder verloren hatten, hält seitdem die Freundschaft; und aus Ellwangen war Bürgermeister Volker Grab dabei, schließlich verdankt Schriesheim seine erste urkundliche Erwähnung 764 dem dortigen Kloster.

Stefan Hildebrandt, der Erste Landesbeamte und Vize von Landrat Stefan Dallinger (der an diesem Abend verhindert war), eröffnete den Reigen von neun Reden. Er nahm dabei allen nachfolgenden Beiträgen die Themen weg, indem er eine besonders ausführliche Bilanz der 16 Jahre Höfer zog. Es sei alles in allem "eine gelungene Amtszeit" gewesen, in der "unglaublich viel bewegt worden" sei. Angefangen von der Neubebauung des OEG-Geländes bis zum jüngsten Großprojekt, der Gymnasiumsanierung.

Auch die neue Erinnerungskultur sprach er an, wie auch den Ausbau der Kinderbetreuung – und auch die Rebflurneuordnung am Kuhberg als gemeinsames Projekt mit dem Kreis. Insofern habe sein Nachfolger Christoph Oeldorf "ein gut bestelltes Haus" vorgefunden (was Oeldorf später auch bestätigte). Nun könne Höfer, "mit sich im Reinen", guten Gewissens einen neuen Lebensabschnitt beginnen.

Nach dieser umfassenden, wenn auch etwas steifen Würdigung brachte der Heddesheimer Alt-Bürgermeister Michael Kessler etwas mehr Farbe in den Abend: Höfer sei bekanntlich "mit Leib und Seele Schriesheimer", auf dessen Weinempfehlungen sich die Bürgermeister im Sprengel "blind verlassen" konnten. Er sei dabei unter ihnen "der grünste, aber auch der allereinzigste Bürgermeister" gewesen: "Wir sagen Dir Danke für Deine Freundschaft, Verlässlichkeit und Fröhlichkeit."

Weinkönigin Ann-Kathrin Haas sah indes eine Art Merkel-Faktor bei Höfer: "Wir haben mehr als die Hälfte unseres Lebens mit Ihnen verbracht", und ihre Vorgängerin Sofia Hartmann hatte nachgezählt: In seiner Amtszeit hatte Höfer "mehr als 30 Weinhoheiten" begleitet.

Inzwischen hatte sich die Mehrzweckhalle in eine Art Sauna verwandelt – Moderator Rudolf Kallien, ein Freund Höfers, wünschte sich für den nächsten Haushalt eine Klimaanlage fürs Gebäude –, Bürgermeisterstellvertreter Michael Mittelstädt sagte dazu: "Mal sehen, was da geht."

Auch er würdigte, wie die Ortsvorsteher Inge Pfrang (Ursenbach) und Herbert Kraus (Altenbach), die Verdienste Höfers: angefangen beim Städtebau und vor allem in der Erinnerungskultur, die zuvor auch Julia Ivanovski und Miriam Knapp vom Jugendgemeinderat (und später auch Pfarrer Kieren Jäschke) erwähnt hatten.

Wie ein roter Faden zog sich Höfers Einsatz für Kinder und Jugendliche durch die Reden – zumal die Kindergartenkinder und die jungen Eintrachttänzer immer wieder Auftritte hatten. Auch die eher reiferen Herren der vier Schriesheimer Chöre zollten gesanglich dem Alt-Bürgermeister Respekt.

Für die Schulen bekundete Stefanie Zschätzsch (Strahlenberger Grundschule), Höfer habe unter den Schulleitern "einen guten Stand" gehabt und sei "sich selbst treu geblieben". Auch Herbert Graf vom KSV, der für alle Vereine sprach, sagte: "Du warst immer da, Deine Tür stand für die Vereine immer offen."

Pfarrer Kieren Jäschke sprach Höfer ein lebenslanges Recht zu, im "Mittendrin", dem "Wohnzimmer in Schriesheim", seine Füße hochlegen zu können. Für den eigenen Garten erhielt Höfer vom Partnerschaftskomitee aus Uzès einen riesigen Übertopf, während Oeldorf die Gäste aus der Partnerstadt entschuldigte: Jean-Luc Chapon feierte zeitgleich seinen coronabedingt verschobenen Amtsantritt (seinen inzwischen siebten).

Die große Überraschung des Abends – auch für Höfer – war die gemeinsame Rede seiner Söhne Tim und Jan, die ganz persönlich berichteten, wie sie die Bürgermeisterzeit ihres Vaters erlebt haben, denn schließlich "betrifft das die ganze Familie". Und die habe 2005 die Kandidatur Höfers auch getragen – mit allen unschönen Begleiterscheinungen wie "En Grine und en Bägga wähle ma net".

Und doch war es am Ende Höfers Mutter Anna, die nach dem erfolgreichen zweiten Wahlgang "vor Stolz fast geplatzt" war (Jan Höfer). Auch ihre Mutter Birgit Ibach-Höfer sei dann später "in der Rolle als Tunnelpatin komplett aufgegangen". Auch wenn Tim mittlerweile in Berlin lebt, ist Jan "aus Schriesheim nie herausgekommen" – und erlebte die vielen Gespräche rund um die Kommunalpolitik noch etwas unmittelbarer mit als sein Bruder. Aber nun wollten sie sich gemeinsam "als Bürgermeister-Söhne verabschieden".

Höfer selbst war ganz gerührt über den Auftritt seiner Söhne – und auch dass Riehl an dem Abend dabei war, schließlich "durfte ich ein gut bestelltes Haus übernehmen". Das Rathaus sei ja mehr ein mittelständischer Betrieb (aus dem er ja selbst gekommen war), man stand 2006 vor der Frage: "Werden wir ein Team oder scheitern wir?" Man wurde natürlich ein Team.

Daher bestand ein Gutteil seiner Rede aus einem Dank an die Rathaus-Mitarbeiter, die jetzigen und gewesenen, und nicht zuletzt an den Gemeinderat: "Wir haben um den besten Weg für die Stadt gerungen, da spielte Parteipolitik keine Rolle. Mir war es immer ein Anliegen, Kampfabstimmungen zu vermeiden."

Seine letzten Worte galten seiner Frau: "Du hast Deine Meinung gesagt, ob es die meine war, ist eine andere Sache", doch bei allem war sie eine "wichtige Ratgeberin". Dann sprach Höfer die erlösenden Worte: "Ich habe dann auch Durst."

Moderator Rudolf Kallien leitete nach zweieinhalb Stunden offiziellem Teil zum gemeinsam gesungenen "Freund, isch bin vun Schriese" über, nicht ohne die Bürger zu ermahnen: "Engagieren Sie sich bitte, damit Schriesheim liebenswert bleibt" – und dann wurde bis in den Morgen gefeiert.

"Das zeigt, dass Höfer für ganze Stadt stand"

Beim Fest vor der Mehrzweckhalle, bei dem die T-Band spielte, hörte sich die RNZ um, wie die Gäste die Verabschiedung Hansjörg Höfers fanden.

> Jan Wölfer: "Dass es so ein Fest mit vielen Elementen geworden ist, zeigt, dass Höfer für ganz Schriesheim stand – und zeigt zugleich den Respekt für seine Person."

> Liselore Breitenreicher (Stadträtin): "Das war ein sehr kurzweiliges Programm, besonders toll fand ich den gemeinsamen Auftritt der Chöre. Die Reden waren alle gut, nur in der Mehrzweckhalle war es viel zu warm. Ich muss die Stadt loben: Es war alles perfekt organisiert."

> Jürgen Schuster (GV Liederkranz): "Am besten haben mir die Rede der beiden Höfer-Söhne gefallen – und natürlich unser schöner Gesang (lacht). Die Stimmung ist toll, wir sind alle glücklich und zufrieden."

> Martha Berg (Partnerschaftsverein): "Es war schön, dass alle Generationen vertreten waren, gerade die ganz Kleinen, das macht so eine Feier lebendiger. Das war alles ein guter Querschnitt durch seine Amtszeit, und für uns vom Partnerschaftsverein hatte er immer ein offenes Ohr."

> Manuel Just (OB von Weinheim): "Das war ein schönes, würdevolles und angemessenes Fest. Man spürte: Hansjörg Höfer ist mit Leib und Seele Schriesheimer. Das Programm auf der Bühne passte perfekt zu ihm."

> Bürgermeister Christoph Oeldorf: "Es war richtig, dass wir die Verabschiedung jetzt nachgeholt haben – und dass wir nun draußen feiern konnten. Mit so vielen Leuten in der Halle zu feiern, wäre nicht möglich gewesen."

> Hansjörg Höfer: "Ich bin von dieser Veranstaltung tief gerührt. Ich bin sehr dankbar, dass Christoph Oeldorf diesen Abend organisiert hat. Dass so viele Leute da waren, hat mir gut getan, das war ein würdiger Abschluss meiner Amtszeit. Aus der Verschiebung hat man das Beste gemacht, sodass wir im Freien mit der T-Band ein Volksfest für Schriesheim feiern können."

Wer fehlte:
> Fadime Tuncer war erkrankt. Sie erklärte der RNZ: "Die uns belastende Coronapandemie bleibt weiter aktuell. Ich befinde mich bereits in der zweiten Woche im Krankenstand mit starken Symptomen und natürlich auch in Quarantäne. Sämtliche Termine der laufenden Woche musste ich leider absagen. Am Samstag, bei der Verabschiedungsfeier von Alt-Bürgermeister Höfer nicht teilnehmen zu können, tut mir ganz besonders leid. Gerne hätte ich Höfer als Stadträtin, stellvertretende Bürgermeisterin und Landtagsabgeordnete mit feierlichen Worten verabschiedet. Für mich hätte sich der Kreis geschlossen, da ich bereits in seinem erfolgreichen Bürgermeisterwahlkampf vor 16 Jahren die Wahlkampfleitung übernommen hatte. Es war damals für mich eine sehr prägende Zeit, war es auch der erste Schritt für mich in die Kommunalpolitik. Ich danke Höfer für sein Engagement für seine Stadt und die gute Zusammenarbeit mit ihm."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung