Schriesheim im Bild 2023

18.11.2004

"Wir sind das Wohnzimmer der Jugendlichen"

 
Vorstände des Jugendtreffs "Juts" kämpfen weiter für ihre Einrichtung - Heute Krisengespräch mit Bürgermeister Peter Riehl

Schriesheim. (öt) Als Jana Sailer und Bernd Molitor in der Zeitung lasen, dass der Jugendtreff Schriesheim (Juts) geschlossen werden solle, waren sie doch überrascht. Denn bis heute haben sie darüber noch nichts Offizielles von der Stadt gehört. Bisher sind Jana Sailer und Bernd Molitor, die Mitglied im Vorstand des Juts sind, nur Gerüchte zu Ohren gekommen: Mal heißt es, es sollte Ende November im Gemeinderat über das Bestehen des Juts abgestimmt werden, mal soll Bürgermeister Riehl den Juts ohne vorherige Abstimmung einfach zumachen wollen. Heute Nachmittag wird sich wahrscheinlich einiges klären, denn da treffen sich die Verantwortlichen des Juts mit Bürgermeister Peter Riehl zu einem Gespräch. Um was es da aber genau gehen soll, wurde ihnen aber nicht mitgeteilt. "Kommunikation findet nicht statt", bedauert Jana Sailer, "alles was wir wissen, sind Gerüchte oder haben wir in der Zeitung gelesen".

So wehren sich Jana Sailer und Bernd Molitor dagegen, dass eine direkte Verbindung zwischen Jugendsozialarbeiterin Kathrin Michelmann und dem Juts gesehen wird. "Kathrin Michelmann hat gekündigt und damit wurde der Juts zum Thema", sagt Molitor, "das wundert uns, denn eigentlich haben die beiden Dinge nichts miteinander zu tun." Das Juts ist seit seiner Gründung im September 1998 selbstverwaltet und durch seinen Trägerverein unabhängig. Zum Abschluss ihrer Arbeit hat Kathrin Michelmann einen Rechenschaftsbericht geschrieben, bei dem das Juts eher negativ dargestellt wurde. Dass es zu dieser Zeit Probleme gab, räumen die beiden Vorstandsmitglieder ein. Dennoch ging es dabei vorwiegend um die Lärmbelästigung, weswegen der Vorstand des Juts auch Gespräche mit dem Bürgermeister führte.

Peter Riehl hatte damals schon gedroht, das Juts zu schließen. Allerdings hat der Vorstand darauf reagiert und seit Ende Juli die Räume erst einmal geschlossen, um ein neues Konzept für die Nutzung auszuarbeiten. Seit Ende September gibt es jetzt mehr ruhige Veranstaltungen wie Videoabende, die Konzerte werden ohne Verstärker oder Schlagzeug auskommen und insgesamt sind weniger Partys vorgesehen.

"Dieses neue Konzept konnte sich gar nicht bewähren, wenn wir jetzt zugemacht werden sollen", erklärt Jana Sailer. Besonders wurmt es sie, dass jetzt auf den Rechenschaftsbericht verwiesen wird, wenn die Rede von der Schließung des Juts ist. "Dieser Rechenschaftsbericht beschreibt die Situation Anfang Mai und wird jetzt einfach auf heute übertragen. Aber wir haben ein neues Konzept. Von daher trifft der Rechenschaftsbericht gar nicht mehr zu", meint sie.

Jana Sailer und Bernd Molitor sind sich darin einig, dass die Aufgaben und Pflichten des Juts mit denen von der Jugendsozialarbeiterin Kathrin Michelmann vermischt werden.

"Riehl soll auch gesagt haben, wir hätten zum Thema Jugendarbeit versagt. Was effektiv nicht stimmt. Denn wir hatten diese Aufgabe gar nicht, sondern Frau Michelmann", so Bernd Molitor. "Die Probleme, die Frau Michelmann hatte, werden auf uns projiziert, aber offene Jugendarbeit ist nicht unsere Aufgabe."

Vielmehr sieht der Nutzungsvertrag zwischen Stadt und Juts vor, dass die Räume den Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden soll. "Wir sind ein öffentliches Wohnzimmer für die Jugendlichen", meint Jana Sailer, "hier kann man sich einfach reinsetzen, man muss nichts trinken oder essen und wenn sind die Preise sind für Jugendliche tragbar." Das bedeutet allerdings nicht, dass dem Juts egal ist, was die Jugendlichen machen. "Wir machen schon offene Jugendarbeit insofern, dass, wenn es hier Probleme gibt, wir mit den Jugendlichen reden, oder darauf achten dass die Regeln eingehalten werden", erklärt Jana Sailer, "also, dass kein Alkohol an Vierzehnjährige ausgeschenkt wird oder Drogen konsumiert werden zum Beispiel. Und wir versuchen ihnen auch zu erklären, wie man sich in einer Gesellschaft zu verhalten hat". "Aber das geht nur, wenn es hier drin oder vor dem Juts ist", meint Bernd.

"Und dann haben dann auch mit der Jugendsozialarbeiterin kooperiert und ihr Bescheid gesagt, wenn es was gab." Es sei auch nicht so, dass der Juts große Probleme gehabt hätte, sagt Jana Sailer, "wir hatten die Jugendlichen im Griff". Und dennoch stellt Bernd Molitor fest: "Offene Jugendarbeit ist nicht unsere Aufgabe, also konnten wir darin auch nicht versagen"

Jana Sailer und Bernd Molitor sehen keinen stichhaltigen Grund für eine Schließung des Juts. Vor allem da sie aufgrund der Gespräche mit dem Bürgermeister im Sommer ihr Konzept verändert haben. Daher werden sie heute im erneuten Gespräch dafür kämpfen, dass das "öffentliche Wohnzimmer" für Schriesheimer Jugendliche auch künftig dienstags, donnerstags und sonntags von 17 bis 23 Uhr da ist.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung