Schriesheim im Bild 2023

08.12.2004

Das Ende einer Provinzposse

Dachterrasse in der Passein bleibt

Die "ach so beliebte Architektengattin" F. S. vor dem "corpus delicti": der Mauer, die ihr die Sicht von ihrer Dachterrasse auf die Weinberge verdeckt. Foto: Dorn/RTL-Filmaufnahme

Schriesheim. (ron) Mit einem kurzen Kopfnicken und keiner Gegenstimme hat der Schriesheimer Ausschuss für Technik und Umwelt am Montagabend eine Provinzposse beendet. Eine zunächst ungenehmigte Dachterrasse darf nun bleiben.

Heimkino im Gemeinderats-Ausschuss. Nicht ohne eine gewisse Belustigung betrachteten die Stadträte einen Fernsehbeitrag, der neulich in der Boulevard-Sendung "RTL explosiv" gezeigt worden ist. Darin lassen die Fernsehleute eine "beliebte Architekten-Gattin aus Schriesheim" zu Wort kommen, die einen vermeintlichen Schildbürgerstreich ausgemacht haben wollte. Nicht nur, dass man ihre so wunderschöne Dachterrasse in der Passein im Ausschuss der Stadt nicht genehmigt habe, nun habe auch noch ein Nachbar mit die Erweiterung seines Hauses begonnen und ihr mit einer Mauer den Blick auf die Weinberge verbaut. "In Schriesheim wird die Mauer wieder hochgezogen", witzelte der Sprecher.

Rund drei Minuten war die "Architektengattin F. S." auf der Mattscheibe zu sehen: mal stolzierte sie wütend auf dem Dach ihres Hauses umher, mal schrie sie wütende Dinge ins Telefon. Währenddessen platzte der Beitrag von Fehlern und Dummheiten: die RTL-Redaktion hatte vor lauter Explosivität im Wort Terrasse ein R vergessen, versetzte das gute alte Schriesheim "in die Pfalz" und faselte von einem "Oberbürgermeister Riehl". Allerdings: ein gewisser Spaßfaktor war dem Streifen nicht abzusprechen, vor allem, wenn das Gekeife zwischen der "so beliebten Architektengattin" und ihrem Nachbarn wortgetreu wiedergegeben wurde ("Die gehört erschosse, sofort!").

Jedenfalls darf die Dame ihre Dachterrasse künftig auch als solche nützen, der Bauausschuss erteilte grünes Licht, nachdem das Heidelberger Baurechtsamt die Genehmigungsfähigkeit signalisiert hatte. Der Clou der ganzen Sache: Die Architekten-Gattin (deren Mann, man ahnt es fast, gar kein Architekt ist), muss ihrem verhassten Nachbarn mit seiner Wand sogar dankbar sein. Denn erst mit dem Erweiterungsbau hat sich das Gefüge der benachbarten Häuser so verändert, dass einer Genehmigung nichts mehr im Wege stand. Vielleicht dreht RTL jetzt eine Fortsetzungs-Story.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung