Schriesheim im Bild 2023

17.12.2004

Als Schriesheim im Wilden Westen lag

Das Jahrbuch 2004 bietet amüsante und interessante Geschichten rund um die Stadt und ihre Bürger

Schriesheim. (lue) "Alle Jahre wieder" und rechtzeitig zum Weihnachtsfest erscheint das Schriesheimer Jahrbuch. Gestern stellten Bürgermeister Peter Riehl, die Leiterin des Stadtarchivs Ursula Abele und die zehn Autoren das fast 300 Seiten starke Werk im Rathaus vor. Bereits zum achten Mal und in einer Auflage von 650 Stück erscheint das 300 Seiten starke Dokument, das einmal mehr einen guten Einblick in die Stadtgeschichte gibt. Zum Preis von 14 Euro ist das Jahrbuch im Rathaus und Stadtarchiv sowie in Ute's Buchladen erhältlich.

"Die letzten Tage waren doch sehr hektisch", freute sich Riehl auf eine Zeit mit Ruhe und Besinnung. "Dafür ist unser Jahrbuch das Allerbeste", nahm Abele den Riehl'schen Faden auf und pries das Werk als ideales Weihnachtsgeschenk.Was die Autoren an großen und kleinen Geschichten zusammen- getragen haben, kann sich sehen und noch besser lesen lassen. Dass das Jahrbuch in diesem Jahr etwas dicker ausgefallen ist als sonst, hat gleich mehrere Gründe: Auf annähernd 40 Seiten stellt der Mannheimer Journalist Konstantin Groß Bürgermeister Peter Riehl vor. Außerdem widmen sich mit Dr. Ludwig H. Hildebrandt und Curt R. Full gleich zwei Autoren der Schriesheimer Bergbaugeschichte. Passend zum Bergmannstag im kommenden März.

Riehl wäre es übrigens lieber gewesen, wenn seine Biografie erst später erschienen wäre. Schließlich ließ sich der Verwaltungschef aber von Abele überzeugen, endet damit (vorerst) die Reihe der Schriesheimer Bürgermeister. Dem Gemeinderat könne er widersprechen, seiner charmanten Stadtarchivsleiterin aber nicht, bekannte Riehl: "Hier versage ich kläglich", schmunzelte er.

Groß zeichnet den privaten und beruflichen Lebensweg von Riehl ausführlich nach. Angefangen von der Schulzeit, über den "Weg zum Bürgermeister" bis hin zu den wichtigsten politischen Entscheidungen seiner Amtszeit.

Mit einer für Schriesheim bedeutsamen Geschichtsabschnitt beschäftigt sich Dr. Melanie Hägermann, als von 1500 bis 1803 in der Stadt unter der Strahlenburg der sogenannte "Schriesheimer Zent" seinen Sitz hatte. Mit dem Artikel erhält der Leser einen Einblick in die Rechtsgeschichte der Stadt. In die Wirtschaftsgeschichte führen die Beiträge über den Bergbau. Hildebrandt liefert neue Erkenntnisse über die Anfänge des Schriesheimer Bergbaus, während Full sich ausführlich mit dem Schwerspatbergbau beschäftigt. Aber nicht nur das: Die Schilderungen von Full vermitteln dem Leser einen Eindruck der Eigenheiten und Lebensumstände der Bergmänner.

Seit mehreren Jahren sammelt Monika Stärker-Weihneck nicht nur Unterlagen und Dokumente, sondern bietet auch Führungen über den jüdischen Friedhof in Schriesheim an. Angeregt von den vielen Fragen der Besucher hat sie ihr Wissen in einem ausführlichen Beitrag zusammengefasst.

Henner W. Harling hat sich wieder auf die Suche nach Schriesheimer Bauwerken in Abbildungen gemacht. Und ist - wie sollte es auch anders sein - fündig geworden. Diesmal in Firmenbriefköpfen. Dr. Gerhard Merkel liefert einen interessanten Beitrag für den Bereich der "Quellenstudien". Ein Kapitalbrief aus dem Jahr 1577 führt in die weitgehende unbekannte Welt des damaligen Geldverkehrs.

Natürlich gibt es auch im Jahrbuch 2004 auch wieder die Geschichten, die "nicht in den Akten" stehen, betonte Abele. Fritz Hartmann entführt den Leser einmal mehr in die Welt der Schriesheimer Geselligkeit und erzählt von ein paar menschlichen Gemeinheiten, aber auch von großen Gesten. Anna Fath verdankt der Leser einige Anekdoten über ihren Vater, der bei den "Gelben Dragonern" Anfang des 20. Jahrhunderts seinen Militärdienst versah. Den Schriesheimer "Wilden Westen" beleuchtet Christian Burkhart. In den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg war die Region Zentrum der deutschen Filmindustrie. Die cineastischen Meisterwerke wurden damals auch in der Umgebung Schriesheims gedreht. Der Dossenheimer Steinbruch diente in den "Kurpfalz-Western" beispielsweise als Drehort. Das gelungene Jahrbuch 2004 rundet die Chronik 2003 ab. Die Daten und Fakten hat erneut Abele zusammengetragen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung