Schriesheim im Bild 2023

01.01.2005

Grüne werden zum roten Tuch

Nach dem Erfolg der Kommunalwahl kam im Gemeinderat schnell die Isolation - Riehl contra Wolf

Gute Miene zum bösen Spiel: Bürgermeister Peter Riehl und Grünen Stadtrat Christian Wolf sind zu erbitterten Widersachern geworden, das Lächeln für die Kamera täuscht

So etwas hat es noch nie gegeben: Hans-Jürgen Krieger, der Fraktionschef der SPD im Schriesheimer Gemeinderat, lud zur Pressekonferenz. Dort saß er dann mit CDU-Fraktionschef und Parteisoldat Siegfried Schlüter im Schulterschluss (sic!) und neben FWV-Sprecher Friedrich Ewald. Die FDP-Einzelstadträtin Dr. Birgit Arnold ließ sich am Tag nach den Weihnachtsfeiertagen extra telefonisch entschuldigen - sie wäre sicher gerne dabei gewesen.

In einer vorher nicht gekannten Schärfe und Einigkeit zielten die Vertreter der Parteien auf die Grünen ab, speziell auf Fraktionschef Christian Wolf, der sich im Mitteilungsblatt öffentlich auf die Zeit nach Bürgermeister Peter Riehl gefreut hatte. Das war für Wolfs Kaliber zwar vergleichsweise harmlos, brachte die anderen Fraktionen trotzdem auf die Palme.

Das Wort des Jahres "Riehls Gefolgsleute"

(So nannte Christian Wolf im Juli die Stadträte, die nicht gegen das Neubaugebiet Nord stimmen wollten)

Klar ist: Jene Jahresabschlusszeilen an den Erzfeind waren nur die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Die Grünen sind im Laufe dieses Jahres zum roten Tuch der Schriesheimer Kommunalpolitik geworden. Jetzt, am Ende des Jahres, stehen sie im Gremium isoliert da. Das gab es in dieser Schärfe noch nie.

Wie kam es dazu? Die Grünen waren die großen Gewinner der Kommunalwahl, verbesserten sich von fünf auf sieben Sitze, nachdem sie einen Wahlkampf geführt hatten, der sie als wahre und einzige "Opposition" kennzeichnete: gegen Riehl und den Rest des Gemeinderates. In Schriesheim und Altenbach wurde sie zur zweitstärksten politischen Kraft der Stadt, einmal vor der FWV, im Ort sogar vor der einst so übermächtigen CDU. Im Überschwang des Triumphes konnten sie vor Kraft kaum laufen, wie ein Stadtrats-Kollege einmal schnell erkannte. Schon in der ersten Sitzung nach der Wahl kam die Machtprobe. Wolf prägte genüsslich das Wort von "Riehls Gefolgsleuten" und brachte alle politischen Gegner gegen sich auf. Das beschleunigte den großen Krach mit Macht. Dann gab es eine Bürgermeister-Stellvertreter-Diskussion, schließlich sogar die Zuspitzung der Lage, als ausgerechnet Wolf, das "enfant terrible" als Vize-Ortsvorsteher in Altenbach Teil der Verwaltungsspitze werden wollte, die er ansonsten immer kritisiert hatte. Zwei ganze Monate lang ließ der Gemeinderat seinen Quertreiber zappeln - eine erzieherische Maßnahme.

Wolf war in eigener Sache angreifbar, obwohl er das bis heute nicht eingesehen hat. Durch die Tatsache, dass er gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Dr. Annette Heuer in den Gemeinderat einziehen durfte, obwohl es verheirateten Partnern verboten gewesen wäre. Dieses Verhalten hat das hitzige Klima weiter angefacht. Und bis heute ist kein Gras darüber gewachsen.

Wer war schuld? Na ja, jedenfalls nicht nur die Grünen allein. Nach dem Erfolg bei der Wahl, den ja niemand anderes bewirkt hat als der Wähler selbst, standen die ehemals großen Fraktionen irritiert im politischen Raum und kanzelten die so erschreckend erstarkten Grünen ab, statt sich auf sie zuzubewegen. Das wiederum weckte bei den Grünen noch größere Angriffslust. Und jetzt ist der Karren verfahren. Bleibt die Frage: Wie geht's weiter? Ausgerechnet im Jahr der Bürgermeister-Wahl, in dem politische Gräben eher tiefer werden? Die nächsten Wochen werden es weisen, die RNZ appelliert nicht zum ersten Mal: Zusammenrücken, der Sache willen!! Aber man glaubt nicht mehr daran.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung