Schriesheim im Bild 2023

13.01.2005

Über 1000 Spenden an "Hilfe zur Selbsthilfe"

Bisher mehr als 220000 Euro für den Verein - Was wird aus dem Geld?


Fotos aus der indischen Provinz Madras. Hier unterhalten die Salesianer Don Boscos 14 Einrichtungen. Im Moment sind die psychologische Betreuung der Tsunami-Opfer und die Obhut für Kinder, die durch die Flut ihre Eltern verloren haben, weitere Arbeitsschwerpunkte. Fotos: K

Helmut Merkel (rechts) übergab Pater Hadrian 20000 Euro (links). Dahinter: Unternehmer Rudolf Prier. Er spendete einen vierstelligen Betrag. Foto: Kreutzer

Von Carsten Blaue

Schriesheim/Dossenheim. Die Spendenbereitschaft für die Tsunami-Opfer ist in der Region enorm. Auch in Schriesheim. Wer dabei immer wieder von den Spendern berücksichtigt wird, ist der Dossenheimer Helmut Merkel, dessen Verein "Hilfe zur Selbsthilfe - Dritte Welt" seit über 25 Jahren mit dem Orden der Salesianer Don Boscos zusammenarbeitet. In 132 Ländern unterstützt der Orden Kinder und Jugendliche. Gerade auch in der Krisenregion. Die Ordensleute kennen die lokalen Strukturen vor Ort also bestens.

Merkels Verein hat inzwischen Spendengelder in Höhe von etwas mehr als 220000 Euro erhalten. Weitere Unterstützung wird er auch durch die "Benefiz-Rocknacht" im Zehntkeller am 21. Januar erfahren. Doch, was wird aus dem Geld?

Ein Beispiel: Am morgigen Donnerstag wird Pater Hadrian Hess mit 20000 Euro aus dem Spendentopf des Vereins auf die stark betroffene Insel Nias, westlich von Sumatra, aufbrechen. Auf der überwiegend von Christen bewohnten Insel arbeitet er seit 30 Jahren als Pfarrer. Mit dem Geld wird er vor Ort die Arbeit des Kinderdorfes "St. Antonius" unterstützen. Das ist die Vorgabe des Vereins "Hilfe zur Selbsthilfe". Zwar liegt das Kinderdorf im Osten der Insel, der von der Flut verschont wurde. Aber gerade hier werden jetzt zahlreiche Waisenkinder auch im Kleinkind-alter erwartet. Im Moment werden die Vorbereitungen getroffen, um die Kinder aufnehmen zu können.

Gewöhnlich leitet Merkel das Geld nach Bonn weiter, an die so genannte Missionsprokur der Salesianer. Von hier aus wird das Geld quasi in einer Art Streuprinzip auf die Standorte der Salesianer in der Krisenregion verteilt - je nach Dringlichkeit. Im indischen Madras, wo die Salesianer 14 Schulen, Straßenkinderzentren und Heime für Leprakranke betreiben, wird zur Zeit ein Registrierungssystem etabliert, damit sich Kinder melden können, die ihre Eltern suchen oder Eltern, die ihre Kinder verloren haben. Die Priester kümmern sich intensiv um die psychologische Betreuung von Waisen und Überlebenden.

Im südlichen Teil des Bundesstaates Tamil Nadu betreuen die Ordensleute zudem 3500 Menschen, die durch die Flut obdachlos geworden sind und Angehörige verloren haben. Sie alle wohnen jetzt in verschiedenen Schulen der Salesianer. Diese Aktion wird von Pater Francis Sundaraj geleitet. Außerdem wird an der Rückführung von 5000 Kindern in die Schulen gearbeitet. Insbesondere soll die kontinuierliche Schulbildung der Waisen und Halbwaisen gesichert werden. Gemeinsam mit den Behörden wird ein Adoptionsprogramm für sie aufgebaut. Zudem kümmern sich die Salesianer in Südindien um die Reparatur von Fischerbooten, Fischernetzen und Häusern. Auch Bootsmotoren werden beschafft, um den Betroffenen ihre Einkommensmöglichkeiten zu sichern.

Auch auf Sri Lanka beteiligt sich der Orden an der Notversorgung der Bevölkerung. Im Berufsbildungszentrum der Millionenstadt Negombo leben im Moment etwa 350 obdachlose Familien aus der näheren Umgebung. Weitere 200 Familien sind in der Schule von Palliyawatta untergebracht. Nur zwei Beispiele, wie Familien in öffentlichen Gebäuden ein Dach über dem Kopf finden. Sie erhalten Lebensmittel, sauberes Trinkwasser und medizinische Betreuung.

Die Salesianer in Negombo haben mit den Obdachlosen zudem begonnen, 350000 Ziegelsteine herzustellen, um in der unmittelbaren Umgebung neue Häuser bauen zu können. Problematisch ist die Suche nach geeigneten Grundstücken. Die Menschen können nicht wieder in Strandnähe angesiedelt werden. Die Salesianer haben bereits Kontakt zur Regierung aufgenommen, um Land zu Sonderkonditionen zu erwerben. In einer ersten Phase sollen 50 Häuser gebaut werden. Weitere 300 sind geplant und sollen im Laufe von zwei Jahren fertig sein. Ein Haus kostet 1500 Euro. Dabei geht es nur um das Material. Die Arbeitsleistung erbringen die betroffenen Familien selbst.

"Mehr als 3000 Kinder sind allein in Sri Lanka durch die Welle zu Waisen geworden. Sie irren umher und sind in Gefahr, von Menschenhändlern verschleppt oder verkauft zu werden", schreibt Pater Pinto in seiner jüngsten E-Mail aus dem Krisengebiet. Die Salesianer wollen 750 Kinder in ihre Zentren aufnehmen und weitere Kinder in Adoptivfamilien vermitteln. In den Registrierungszentren erhalten Kleinkinder und Babys Namen und eine Identität. Anschließend werden sie der Obhut der Salesianer übergeben.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung