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28.01.2005

Sportvereinen steht Wasser bis zum Hals

Von Lutz Engert

Weinheim. "Im Verein ist Sport am schönsten". Mit diesem Slogan warb der Deutsche Sport Bund in der Vergangenheit um neue Mitglieder. Damit das auch so bleibt, benötigen die Sportvereine Geld. Geld, das die Landesregierung, in Zeiten leerer öffentlicher Kasse, immer weniger zur Verfügung stellt im Haushaltsentwurf 2005 sind 66,8 Millionen Euro für Sportförderung in Baden-Württemberg vorgesehen, das ist ein Minus von rund 2, 6 Millionen Euro im Vergleich zum Haushalt des vergangenen Jahres.

Entsprechend groß war der Aufschrei des Entsetzens bei den Sportverbänden und Vereinen. Am Mittwochabend diskutierten die Vertreter der Weinheimer Sportvereine auf Einladung der Frauenunion und des Landtagsabgeordneten Georg Wacker mit dem Präsidenten des Landessportverbandes (LSV) Anton Häffner und dem Vizepräsidenten des Badischen Sportbundes Gebhard Schnurr im "Reiterstübchen" des Reit- und Fahrvereins.

"Noch nie war die Haushaltslage so schwierig wie 2005", erläuterte Wacker, dass der Sparzwang nicht vor dem Sport Halt machen könne. Immerhin sei es der CDU-Fraktion gelungen, die ursprünglich gedachte Kürzung zu halbieren. 2006 beträgt die Kürzung im Vergleich zu 2004 nur 1,6 Millionen. Wacker, Sprecher seiner Fraktion für Jugend, Schule und Sport, vergab für die Sportförderung im "Ländle" - wie es sich für einen Bildungsexperten gehört - auch eine Schulnote: "befriedigend".

"Der Sport hat heftiger reagiert als jemals zuvor bei Kürzungen. Zum Teil zu heftig", befand der oberste Sportfunktionär Baden-Württembergs. Anton Häffner übte vor allem Kritik an den schwäbischen Vereinen und Verbänden, die teilweise heftig und mit unfairen Mitteln ihre Landtagsabgeordneten attackiert hätten. "Die Einsicht zum Sparen ist aber auch bei uns vorhanden", betonte der LSV-Chef ausdrücklich. Allerdings forderte er von der Politik nicht weiter auf Kosten des Sports den Haushalt zu konsolidieren.

Häffner konnte den besorgten Vereinsvertretern immerhin bestätigen, dass trotz aller Sparmaßnahmen nicht an der Übungsleiterpauschale gerüttelt wird. "Davon profitieren fast alle unsere Vereine", so die einfach Erklärung. Immerhin 13 Millionen Euro - rund 350 Euro pro lizenziertem Übungsleiter - lässt sich das der Sportverband pro Jahr kosten. Auch an der Aus- und Fortbildung soll nicht gespart werden. "Das ist unsere Zukunft", betonte Häffner.

Gespart wird aber im Bereich des Leistungssports: Investitionen an den vier Sportschulen des Landes und an den Olympiastützpunkten wird es keine geben. Etwa 1,8 Millionen Euro sollen nach Häffners Vorstellungen so eingespart werden.

Und noch einen großen Wermutstropfen mussten die Vereinsvertreter verkraften. Eine Sportgeräteförderung wird es in naher Zukunft nicht geben. Was nach 2006 kommt, konnte Häffner seinen Weinheimer Vereinsvorständen beim besten Willen nicht sagen. "Es besteht die Gefahr, dass der Schuss wieder nach hinten losgeht", zeichnete er ein wenig beruhigendes Szenario. Häffner kündigte auch an, dass der Sport in Baden-Württemberg seine Strukturen überdenken wird. "Der Zusammenschluss einiger Fachverbände muss kommen".

Allerdings sprach er sich vehement dagegen aus, "einfach alles in Stuttgart zu zentralisieren". Schließlich belebe Konkurrenz bekanntlich das Geschäft und senke damit Verwaltungskosten, die im Bundesdurchschnitt sehr niedrig seien.

Um vor allem die Haushaltssituation etwas zu entschärfen, schlug Vorsitzende der TSG Weinheim, Hans Hohmann vor, den kommunalen vom vereinseigenen Sportstättenbau zu trennen. Letzteren könne man mit Mitteln aus der Landesstiftung fördern, gab er Wacker und dem ebenfalls anwesenden SPD-Landtagsabgeordneten Hans-Jörg Junginger mit auf den Weg nach Stuttgart. Häffner gab zu Bedenken, dass aus der Landesstiftung nur Projekte gefördert werden könnten, die im Haushalt keinen Titel haben. "Der Vereinsstättenbau hat leider einen", erklärte der Sportfunktionär. Die Förderung so genannter Öko-Maßnahmen wie Wärmedämmung sei durchaus denkbar.

Finanzfachmann Schnurr konnte zum Schluss der Diskussion wenigstens noch etwas Positives vermelden. "Die Sportbünde werden auch weiterhin den Sportstättenbau mit 30 Prozent fördern", kündigte das Präsidiumsmitglied des Badischen Sportbundes an. Schneller kommen die Weinheimer Sportverein aber nicht an ihr Geld. Die Wartezeit wird durch diesen Beschluss nämlich nicht kürzer.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung