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30.01.2005

Mit der Candy-Card zum Erfolg

"Jugend denkt Zukunft": Bergstraßen-Schüler verblüfften Bankdirektoren mit cleveren Ideen

Von Roland Kern

Bergstraße/Mannheim. Es klingt wie ein zuckersüßes Kinderspiel. Statt der ollen SIM-Karte lässt sich der Bankkunde in 15 Jahren eine so genannte "Candy-Card" in sein Handy bauen, ohne das er im Jahre 2020 natürlich keinen Schritt mehr aus dem Haus macht. Diese Wunderkarte kann alles, sogar hochdeutsch.

Dank des Candy-Handys loggt sich der Benutzer in der Straßenbahn ein und bekommt den Ticketpreis elektropostwendend vom Konto abgebucht. Im nächsten Supermarkt geht es ähnlich: Joghurt und Clopapier werden mit dem Handy gescannt und berechnet. Und sämtliche Bankgeschäfte laufen nebenher wie ein Pudel an der Leine. Das ganze Gerät gibt es exklusiv bei der örtlichen Sparkasse zu kaufen und bindet nun alle Menschen, die zu faul sind, im Supermarkt zu bezahlen an das Bankhaus - und Menschen eines solchen Schlages gibt es viele. Eine geniale Geschäftsidee, die nicht in einem hochdotierten Unternehmensberatungsbüro entstanden ist, sondern in einer elften Klasse des Schriesheimer Kurpfalzgymnasiums. Die Elftklässer der Weinstadt präsentierten gestern im Mannheimer Stammhaus der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord gemeinsam mit gleichaltrigen Schülern des Weinheimer Werner-Heisenberg-Gymnasiums die Ergebnisse ihrer jeweils einwöchigen Projekte im Rahmen der bundesweiten Aktion "Jugend denkt Zukunft".

Damit ist eine Initiative von namhaften Unternehmen aus ganz Deutschland gemeint, die im Rhein-Neckar-Dreieck ihren Sitz hat (nämlich in Bensheim an der Hessischen Bergstraße) und diese Region auch zur Vorzeigegend erkoren hat. Vor einigen Wochen gab kein Geringerer als Bundeskanzler Gerhard Schröder in Ludwigshafen den Startschuss. Die Sparkasse Rhein-Neckar-Nord, bekanntlich eines der innovativsten Unternehmen der Region, sorgte in den letzten beiden Wochen bundesweit für das erste Banker-Projekt. Die beiden elften Klassen erarbeiteten unter Anleitung von speziell geschulten Trainern Zukunftsideen für das Bankgewerbe - und gestern stellten sie es mit vor Aufregung roten Ohren vor. Rhein-Neckars Spitzenbanker verfolgten mit Spannung die Präsentationen: Dr. Rüdiger Hauser, Jürgen Muley und Ulrich Sonntag machten damit die Aktion zur Chefsache.

Die Ideen waren verblüffend. "Ich konnte manchmal gar nicht so schnell denken", gab Vorstandschef Hauser augenzwinkernd zu. Da entstand neben der Candy-Card parallel ein "Alpha-Fin" der cleveren Weinheimer Heisenbergler. Dieses Gerät in der Größe eine Armbanduhr und mit dem zehnfachen Grips von Einstein ausgestattet, korrespondiert mit dem Handy und den Kontaktlinsen. Ökologisch korrekt wird sie nur von der Energie der Körperwärme betrieben. In der "Aktiv-Bank" kümmern sich gezielt geschulte Berater um Kinder wie Senioren. Die jungen Zukunftsdenker entwickelten dazu private Renten-Ansparmodelle und eine "Mobile Bank", die wie eine Straßenbahn (natürlich wie im Science-Fiction-Film auf Luftkissen und solarenergiebetrieben) durch die Stadt fährt, alle 15 Minuten an so genannten Service-Stationen anhält, um die Kunden zu besuchen. "Das ist ja wie ein Ruf-Taxi für Bankkunden", erkannte Sparkassen-Kommunikationschef Erich Rathgeber.

Nicht nur die Schüler und die Banker waren begeistert von der ganzen Aktion, auch die Lehrer und Schulleiter. Die Schulleiter Norbert Heinzmann (Weinheim) und Werner Rendel (Schriesheim) lauschten angetan den sprühenden Ideen ihrer Schützlinge. Und diese hätten am liebsten gleich weitergemacht. "So macht Schule richtig Spaß", lachte Selina Thron aus dem Heisenberg-Team und erntete dabei sogar Verständnis von ihrem Gemeinschaftskunde-Pauker Dr. Markus Kohlmeier, der die Zeit in der Bankenwelt ebenso genossen hat. Und wie selbstverständlich sorgte die Sparkasse für eine fast schon luxuriöse Arbeitsatmosphäre - wenn man es mit einem nüchternen Klassenzimmer vergleicht. "Wir haben alle zugenommen, das Essen war immer so gut", berichtet Selina Thron lachend und kann jetzt viel besser verstehen, warum Banker und ihre Berater zu einem Bauchansatz neigen. Aber auch das gehört doch irgendwie zur Zukunftsfähigkeit. Wer gestern dabei war, der hat die Angst vor Morgen verloren. "Mit Euch", lobte Vorstandschef Hauser, "mache ich mir keine Gedanken mehr um unsere Zukunft".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung