Schriesheim im Bild 2023

04.02.2005

Neue Wärme für Talhof und Stammberg

Holz, der moderne Brennstoff: Heimstätte und Altenpflegeheim sollen ab Mai Wärme aus einem Holzheizwerk im Kanzelbachtal beziehen

Von Harald Berlinghof

Schriesheim. Erdöl, Erdgas und Kohle werden weltweit in Massen verbrannt. Damit wird Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen. Doch die Evangelische Stadtmission Heidelberg, die MVV Energie AG Mannheim und die Firma Biotec (siehe nebenstehenden Bericht) tun etwas dagegen: Ein weiterer Schritt der Region zur Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen wurde jetzt von den drei Vertragspartnern im Schriesheimer Kanzelbachtal getan. Für die Beheizung des dortigen Talhofs und des Altenpflegeheims Stammberg erfolgte gestern der symbolische Erste Spatenstich für ein Holzheizkraftwerk durch Dr. Wolfgang Wagner, Vorsitzender des Verwaltungsrates der Evangelischen Stadtmission, Christian Dietrich, Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaften für Wiedereingliederung und Altenhilfe der evangelischen Stadtmission Heidelberg, Michael Lowak, Geschäftsführer der MVV Energiedienstleistungen GmbH und Jürgen Schneider, Projektleiter der MVV für das Schriesheimer Heizwerk.

Das Holzheizwerk wird die beiden Häuser umweltfreundlich und kostengünstig mit Wärme versorgen. Im Mai soll die Anlage in Betrieb gehen. Projektiert und geplant wurde die Anlage im Auftrag der MVV von Biotec Heidelberg. Für Betrieb und Aufbau des Heizwerks, das nur Wärme und keinen Strom erzeugen soll, zeichnet Biotec Contracting, ebenfalls wieder als Auftragnehmer der MVV Energie, verantwortlich. Der Contracting-Vertrag zwischen der MVV Energie und der Evangelischen Stadtmission hat eine Laufzeit von 15 Jahren. Die MVV Energie finanziert das Projekt und investiert rund 450000 Euro. Gleichzeitig übernimmt die MVV Energie AG - und die vertraglich an sie gebundene Biotec - für diesen Zeitraum die Verantwortung für Betrieb, Beschickung und Funktionieren der Anlage. Die Evangelische Stadtmission als Auftraggeberin zahlt über 15 Jahre für Tilgung und Betrieb der Anlage.

Die Masse an Waldrestholz, die jährlich in den Wäldern anfällt, ist längst nicht ausgenutzt. Der Altholzmarkt ist dagegen fast abgegrast. Waldrestholz lässt sich hervorragend und preisgünstig zu Holzhackschnitzeln verarbeiten. Dort, wo Resthölzer, Sturmholz oder vom "sauren Regen" geschädigtes Kernholz längst nicht mehr den Ansprüchen der Holz verarbeitenden Industrie genügen, liegen riesige Potenziale zur Verarbeitung zu Holzhackschnitzeln, die kohlenstoffneutral verbrannt werden können - das heißt, bei der Verbrennung wird nur exakt jene Masse an Kohlendioxid frei, die der Baum beim Wachstum und dem Aufbau des eigenen Holzes verbraucht hat. 2100 Schüttraummeter Holzhackschnitzel sollen jährlich aus der Region nach Schriesheim angeliefert und in der neuen Anlage verbrannt werden. Das Heizkraftwerk mit zwei Brennkesseln von jeweils 320 Kilowatt Leistung wird damit jährlich rund 615 Tonnen Kohlendioxid einsparen - oder 220000 Liter Heizöl. Vorteil auch für die Evangelische Stadtmission: Die vier alten mit Heizöl betriebenen Heizkessel zu renovieren wäre teuer geworden.

Ziel soll es sein, das benötigte Holz aus dem umliegenden Schriesheimer Forst zu beziehen und damit lange Transportwege zu vermeiden, erklärt Matthias Kummer, Geschäftsführer von Biotec Contracting. Die Verhandlungen dazu laufen mit den Forstverwaltungen. Das Problem des Borkenkäfers, der sich gerne in nicht entferntem Restholz vermehrt, würde damit auch eingedämmt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung