Schriesheim im Bild 2023

08.02.2005

Ein kultureller Schatz für die ganze Region

Vor 15 Jahren wurde in Schriesheim der Kulturkreis gegründet - Im Jubiläumsjahr soll noch "eine Schippe drauf" gelegt werden

Von Anke Ziegler

Schriesheim. 15 Jahre ist es her, dass sich kunst- und kulturinteressierte Schriesheimer zu einem Verein zusammengeschlossen haben. Am 12. Februar 1990 wurde auf Initiative von Bürgermeister Peter Riehl der Kulturkreis gegründet, um dem kulturellen Leben in der Weinstadt neue Impulse zu geben.

In den 80er Jahren mauserte sich Schriesheim zu einer Art Kulturhauptstadt an der Bergstraße: die Volkshochschule wurde ausgebaut, das Stadtarchiv verändert, mit der Veranstaltung "Musik im Zehntkeller" etablierte sich der Jazz in der Weinstadt zu Hause. 1989 eröffnete das Museum Théo Kerg seine Pforten. Die "Schriesheimer Kultur" war damals unter dem Dach der Stadtverwaltung angesiedelt.

Nach Ansicht des Bürgermeisters sollten die kulturellen Einrichtungen aber unabhängig von der Verwaltung sein. Riehl stieß mit dieser Auffassung auf Zustimmung und auf engagierte Bürger, die den Kulturkreis gründeten. Zweck des Vereins war laut damaliger Satzung, "das Kulturleben in Schriesheim im Zusammenwirken mit Behörden und Vereinen zu fördern und das Ansehen der Stadt in diesem Hinblick zu mehren". Zudem verstand sich der Verein als "Plattform für vereinsübergreifende kulturelle Aktivitäten".

Der erste Vorsitzende war damals Dr. Friedrich Boßlet, dem es wichtig war, dass "kein elitärer Anspruch Hemmungen aufbaut, die Schwelle zu kulturellen Veranstaltungen zu überschreiten". Nicht nur allseits bekannte Kunstschaffende sollten eine Chance für einen Auftritt oder eine Ausstellung haben, auch für unbekannte, junge Künstler sollte ein Forum geschaffen werden.

Seine Stellvertreterin war Claudia Ebert, die schon damals aktiv im Partnerschaftsverein Uzès-Schriesheim tätig war. Die Geschäftsführung hatte Erimar Chun übernommen, Schatzmeister war Jürgen Betzin, der diese Aufgabe bereits für den Liederkranz innehatte. Als Pressesprecherin wurde Rosalinde Minor gewählt.

Im Verein wurden zudem Beiräte ernannt. Diese nahmen Kontakt zu Künstlern auf, förderten satzungsgemäß kulturelle Vorhaben und "begutachteten" sie "kritisch".

Chance für Kunstschaffende

So war Bürgermeister Riehl als Beirat für "Musik im Zehntkeller" weiter eng mit dem Kulturkreis verbunden. Beirat für das Museum Théo Kerg war Dr. Ingrid Neumann. Für den Bereich Stadtgeschichte war Ursula Abele verantwortlich und für die Volkshochschule Beate Keppel. "Jazz in der Scheune" lag bei Familie Majer, die Laienschauspielgruppe "Rebläuse" bei Angelika Strelow-Reichardt und der Bereich "Galerie" bei Karlheinz Bahnmüller. Kontaktmann zu Schriesheimer Vereinen war Heinrich Rufer, Erika Mund hatte den Bereich "Puppen" inne und als Obmann des Beirats hielt Klaus Claasen den direkten Kontakt zum Vorstand. Auch heute sind davon noch einige als Beirat im Amt. Das Herzstück des Kulturkreises war und ist aber das Museum Thèo Kerg. Kerg, der am 2. Juni 1909 in Luxemburg geboren wurde und der in Paris Malerei studierte, war 1933 Schüler von Paul Klee und stellte mit Picasso in "Les Halles", Paris aus.

In den achtziger Jahren suchte der Künstler einen ständigen Ausstellungsort für sein Lebenswerk. Dr. Ingrid Neumann, Kennerin seines Werkes und Ehefrau des CDU-Stadtrates Dr. Franz Neumann, holte Kerg nach Schriesheim. Der Künstler bot der Stadt seine Kunstwerke als Schenkung an, mit der Bedingung, sie in einer permanenten Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Nach einiger Diskussion stimmte der Gemeinderat am 19. März 1986 dem Vorhaben zu. Bald standen auch die Räumlichkeiten fest, wurde doch im Zuge der Altstadtsanierung die Scheune in der Talstraße 52 umgebaut. Am 9. April 1989 konnte dort dann das Museum Théo Kerg eröffnet werden. Kerg selbst war begeistert von dem rustikalen Ambiente, seine Werke kamen darin erst richtig zur Geltung.
Trägerverein des Museums

Trägerverein des Museums ist der Kulturkreis. Die Stadt beteiligt sich lediglich mit dem vereinsüblichen Zuschuss und kümmert sich als Eigentümerin, um die Instandhaltung des Hauses. Trotz der enormen Ausgaben hat der Verein keine größeren finanziellen Probleme. Mitgliedsbeiträge, die in verschiedene Kategorien von 10 bis 50 Euro gestaffelt sind, Veranstaltungsgewinne und auch Sponsorengelder bringen den Kulturkreis vorwärts. Doch ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer würde der Verein nicht da stehen, wo er heute ist.

Die Mitglieder helfen bei Ausstellungen und anderen kulturellen Veranstaltungen, übernehmen ehrenamtlich die sonntäglichen Besucherdienste und die Dienste für die Sonderausstellungen, die zweimal im Jahr im Museum gezeigt werden. Nachfolgerin von Neumann als Museumsleiterin ist Lynn Schoene. Dank ihrer Verbindungen in die Kunstszene können für die Sonderausstellungen immer wieder hochkarätige Künstler gewonnen werden.
Engagierte Mitglieder

Die erste Geburtstagsausstellung im Jahr 1990 war die "Deutsch-griechische Begegnung" zu Ehren von Théo Kerg, die gemeinsam mit der Deutsch-Griechischen Akademiegesellschaft aus Schwetzingen organisiert wurde.

Fachliche Anerkennung bedeutete die Aufnahme des Museums in das Ausstellungsprojekt "50er Jahre" des Rhein-Neckar-Dreiecks Ende der neunziger Jahre und 2003 zeigten die legendären Zhou Brothers aus Chicago ihre großformatige Kunst. Das Museum ist somit eine große Attraktion in der Stadt und einzigartig in der Region.

"Es ist ein kultureller Schatz", so der heutige Kulturkreisvorsitzende Konstantin Groß. In den 15 Jahren des Kulturkreises ist einiges an Aufbauarbeit geleistet worden, alt bewährtes ist geblieben, neues ist hinzugekommen. Vier Vorsitzende in fast regelmäßigen Abständen von vier Jahren standen dem Verein vor. Nach Boßlet rückte seine Stellvertreterin Ebert auf den ersten Vorsitz. Die vergangenen vier Jahre stand Romy Schilling dem Verein vor. In dieser Zeit verdoppelte sich die Mitgliederzahl von 90 auf 180 Mitglieder. Seit November ist Groß Vorsitzender des Kulturkreises.

Von Anfang an führte der Kulturkreis die Mathaisemarktausstellung, die bereits 1986 ins Leben gerufen wurde, weiter. Und das mit viel Erfolg. Dabei gab es einige besondere Highlights, wie die Joe Hackbart-Ausstellung im vergangenen Jahr oder aber die diesjährige Bubec-Ausstellung. Auch die Führungen durch das Kerg-Museum zweimal im Jahr mit Dr. Ingrid Neumann gab es von Beginn an. Seit Mitte bis Ende der 90er Jahre, seit das Stadtarchiv im Alten Rathaus untergebracht ist, zeigt der Verein jedes Jahr zur Adventszeit eine Weihnachtsausstellung.

Zum vierten Mal gibt es die erfolgreiche Heiter-literarische Weinprobe mit der Winzergenossenschaft und dem Schauspieler Peter Nassauer, die Schilling ins Leben gerufen hat. Einmal im Monat treffen sich Mitglieder und Interessierte im Marktcafe zum kulturellen Austausch.

Unterschiedlichstes Musikprogramm ist mit dem Nikolaus-Jazz, der Dreikönigs-Matinee und den jährlichen Kammerkonzerten geboten. Und auch beim Straßenfest ist der Kulturkreis seit kurzem mit einer spanischen Bodega vertreten.

Die Mitglieder waren von Anfang an sehr engagiert. Auch heute erklären sich immer genug Ehrenamtliche zum Helfen bereit. Ohne dieses Engagement würde das vielfältige Angebot des Kulturkreises, das für jeden Geschmack etwas bietet, nicht möglich sein. Das ist auch ein Grund, warum das 15-jährige Jubiläum mit einer Matinee am Gründungstag, Samstag, 12. Februar gefeiert werden soll. Denn: "Eigentlich ist es ja kein echtes Jubiläum", so Groß.

Doch der Vorsitzende möchte damit die vielen Helfer ehren und den intensiven ehrenamtlichen Einsatz würdigen. Ohne ein solches gutes Fundament, wäre eine weitere Arbeit nicht möglich, betont Groß. "Wenn ich nur den momentanen Standard des Kulturkreises halten kann, sehe ich das schon als Erfolg", erklärt er weiter.
Jubiläumsmatinee

Aber Groß will gemeinsam mit Vorstand und Mitgliedern versuchen, noch eine "Schippe draufzulegen". Ihm liegt die Literatur am Herzen und so soll es in naher Zukunft "KiG" geben: Kultur im Gespräch. Es wird eine Art Talkshow sein, mit kulturell tätigen Menschen, vorrangig aus der Region.

Die Jubiläumsmatinee für Mitglieder und geladene Gäste wird am Samstag, 12. Februar, um 11 Uhr in Majers Weinscheuer geboten und zwar mit der Kulturkreis Jubiläumsjazzcombo bestehend aus Peggy Drage, Fritz Münzer, Theo Stemmler und Eugen Fallmann.

Zudem wird Kabarettist und jüngster Bloomaulordenträger Hans-Peter Schwöbel für Lacher sorgen. Die Bigband der Musikschule unter der Leitung von Olaf Weithäuser übernimmt den weiteren musikalischen Part.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung