Schriesheim im Bild 2023

12.02.2005

Vorhang gelüftet

Gymnasiasten proben für Premiere

Schriesheim. (nam) Die Stuhlreihen für das Publikum stehen schon, allerdings sind sie leicht in Unordnung geraten: vereinzelt hocken Schüler rittlings darauf oder es liegen Rucksäcke und Jacken, wo bald Zuschauer sitzen und das Geschehen auf der Bühne mit verfolgen werden. Am Dienstag, 15. Februar, ist Premiere des Stückes "Der Ball der Diebe" von Jean Anouilh und bis dahin gibt es noch einiges zu tun.

Seit letztem Samstag ist die Aula des Kurpfalzgymnasiums (KGS) von der Theater-AG mit Beschlag belegt. Kabelsalat auf dem Boden, ein Ständer bricht förmlich unter seiner Last an Jacken und Kostümen zusammen, Flaschen und eine große Kaffeekanne stapeln sich auf einem Tisch und dazwischen wuselt ein kleiner schwarzer Hund umher. Ein ganz schönes Durcheinander, was aber niemanden stört. Kein Wunder, denn wer eine Woche lang jeden Tag sechs oder sieben Stunden probt, sich in fliegendem Wechsel in Kostüme hineinzwängt und wieder herausschält und zum zwanzigsten Mal zu hören bekommt, er solle lauter sprechen, dem steht der Sinn nicht nach Ordnung.

Umso gemütlicher ist es jetzt in der abgedunkelten Aula, die Scheinwerfer erhellen nur Bühne, Kulisse und Akteure. Letztere sind in diesem Moment zu Standbildern erstarrt und erwachen erst mit den Takten von Pink Martinis "Je ne veux pas travailler" zum Leben. Während das französische Chanson aus den Lautsprechern plätschert, schlendern Schüler und Schülerinnen als Paare oder Einzelpersonen über die Bühne, die sich nicht nur auf den Stirnbereich der Aula beschränkt, sondern an zwei Seiten laufstegartig in den Raum hineinreicht. Außerdem ist sie stufenartig aufgebaut, so dass die Darsteller auf insgesamt drei Ebenen agieren können. Auf der obersten hat mittlerweile ein junges Paar Halt gemacht. "Sie gefallen mir großartig heute", sagt Natalie Kremer alias Eva und reicht ihrem Verehrer Hector (Simon Rußig) die Hand. Ihr bauschiges königsblaues Kleid ist vorne mit Stecknadeln gerafft, darunter kommen Jeans und Turnschuhe zum Vorschein. Ein Provisorium ist auch die Verkleidung von Heiner Pfefferle in der Rolle des Diebes Gustav. Er möchte trotzig die Arme vor der Brust verschränke, doch sein "Busen" ist ihm im Weg, was einige Lacher auslöst. Theaterproben sind eben keine toternste Angelegenheit.

"Leg allen Schmalz in diese Worte, den du zur Verfügung hast" rät Gudrun Mehal dem "Kindermädchen", das unbedingt auf den "Ball der Liebe" möchte und Martin Schoener weist "Lord Edgard" an, mit seinem Stuhl "noch mal einen Meter nach vorne zu rutschen". Mehal und Schoener leiten die Theater-AG als Team seit fast 20 Jahren. Beide unterrichten Deutsch am KGS, Mehal außerdem Biologie und Schoener evangelische Religion. Köstume und Bühnenbild sind Kreationen der Kulissen-AG unter der Leitung von Irene Cuny. Die hat sogar eine Nähmaschine mitgebracht, um im Notfall direkt "erste Hilfe" leisten zu können.

"Wir haben im Vorfeld verschiedene Stücke improvisiert", erzählt Mehal. Die Wahl fiel schließlich auf Anouilhs "Ball der Diebe". Denn die dynamischen Szenen des gegenseitigen Klauens und Beklaut-Werdens hätten den Schülern einfach am meisten Spaß gemacht. Insgesamt 22 junge Schauspieler und Schauspielerinnen ab Klassenstufe zehn wirken an dem Theaterstück mit, etwa die Hälfte von ihnen steht dabei zum ersten Mal überhaupt auf der Bühne.

Schoener und spricht den Beteiligten ein großes Lob aus: "Es ist schon beeindruckend, wie die Schüler ihre Ferien opfern, und jeden Tag hier sind - auch über Fasching".

Zu insgesamt vier Aufführungen wird die Theater-AG auf die Bühne steigen, am 15., 17.,18., und am 19. Februar jeweils um 19.30 Uhr in der Aula des KGS.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung