Schriesheim im Bild 2023

26.03.2005

Der Beginn eines schönen Brauchtums?

Der Beginn eines schönen Brauchtums?

Premiere: Ein Osterkranz für den Marktplatzbrunnen - Schüler der Strahlenberger Grundschule bemalten 1000 Eier

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. Ostara, die germanische Licht- und Frühlingsgöttin, die dem Frühjahrsfest Ostern ihren Namen verlieh, hätte an dem Marktplatzbrunnen in Schriesheim ihre helle Freude: Seit Donnerstag strahlt der Wasserspender in neuem Kleid, weil ihn Schüler der Strahlenberger Grundschule mit einer Krone aus frischem Tannenreisig schmückten. Die grüne Kappe des Brunnens zieren zudem 1000 bunte Ostereier: Die Klassen zwei bis vier der Grundschule bemalten in stundenlanger Arbeit die zerbrechlichen und zugleich machtvollen Symbole von Leben und Neubeginn.

Dieser Hintergrund war den Schülern sicher recht egal, denn als kleiner Motivationsschub zählte die in Aussicht gestellte gute Note vermutlich mehr. "Die haben sich so reingehängt, das mussten wir belohnen", hieß es aus dem Lehrerkollegium.

Mit einer kleinen Feier unter Mitwirkung der Schüler sowie der Kindertanzgruppe des MGV Eintracht unter der Leitung von Sandra und Michaela Hölzel wurde das tolle Projekt nun offiziell zur Besichtigung frei gegeben. Auch in der kommenden Woche soll die grüne Krone mit ihren Tannengirlanden und vielen bunten Eiern noch auf dem Brunnen verbleiben. Dass der sprudelnde Quell nun zum Osterbrunnen wurde, ist das Verdienst von Hilde Hamleh.

Nach der Bärenausstellung im vergangenen Jahr ging sie das Projekt an, weil ihr die Idee, den Marktplatzbrunnen zu verwandeln, so gut gefiel. Bürgermeister Peter Riehl sagte Unterstützung und finanzielle Beihilfe zum Gerüst zu, das Handwerksmeister Wilhelm Gassert dann ohne großes Aufhebens darum zu machen, der Schule baute und stiftete. Das zerlegbare Teil wird nach dem Abbau der Krone in der Schule eingelagert und im kommenden Jahr vielleicht wieder herausgeholt, wenn die Grundschule ihr Projekt "Osterbrunnen" hoffentlich wiederholt und der Premiere einen festen, weil schönen Brauch folgen lässt.

Diesmal fanden sich neben den Schülern und ihren Klassenlehrern auch zahlreiche Eltern, die Hilde Hamleh hilfreich zur Seite standen und das vom Forstamt zur Verfügung gestellte Tannengrün zu Girlanden wanden. Den Bindedraht und das nötige Fachwissen hierzu lieferte Marie-Luise Edelmann. Als Transporteure des Gestells von der Schule bis zum Brunnen ließen sich Daniel und Hans Hamleh anheuern. Allen Beteiligten sagte Hilde Hamleh in ihrer kleinen Rede nun ein herzliches Dankeschön. Und wurde selbst dabei nicht vergessen: Namens des Kollegiums überreichte Konrektorin Tanja Link-Westmeyer der zielstrebigen Pädagogin einen schönen Frühlingsstrauß. Diese Jahreszeit beschrieb Vanessa Schiemann im Mörike Gedicht "Er ist's", während ihre Mitschüler das Frühjahr besangen.

Das Brauchtum des Osterbrunnens entsprang vermutlich in der Fränkischen Schweiz, erläuterte Hilde Hamleh den zahlreichen Zaungästen. Dort war sauberes Trinkwasser oft Mangelware und musste über weite Strecken in die Siedlungen transportiert werden. Die Menschen schätzten den Wert des Wassers dementsprechend hoch und reinigten zumeist kurz vor Ostern Brunnen und Bäche vom Winterschmutz, um sie anschließend zu schmücken.

So sollte einerseits für das kostbare Nass gedankt werden, und andererseits war es zugleich Bitte um eine ausreichende Menge des lebenswichtigen Wassers das ganze Jahr über. "Auch heute, wo sauberes Wasser für uns eine Selbstverständlichkeit geworden ist, scheint es mir nicht falsch, an die Wichtigkeit dieses Gutes zu erinnern", sagte Hilde Hamleh. Die Schüler ließen sich nach Abschluss der Feier übrigens noch mit einer Kugel Eis verwöhnen - auch dies als kleines Dankeschön ihrer Lehrer.


Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung