Schriesheim im Bild 2023

02.04.2005

Im Schnitt ist es in Schriesheim zehn Grad warm

Serie "Schriesheims Umwelt", Teil II: Boden und Klima, eingepasst in die landschaftliche Dreiteilung - Beste Böden sind für Landwirtschaft verloren



An der Bergstraße gibt es die fruchtbarsten Böden in ganz Baden-Württemberg. Sie sind jedoch gefährdet, da es hier bei starken Regengüssen zur Abschwemmung des Bodens kommen kann. Einer rücksichtsvollen Bodenbearbeitung kommt daher gerade auch in den Hangbereichen der Weinberge eine große Rolle zu. Fotos: Bernhard Kreutzer


Von Stefan Zeeh

Schriesheim. Die landschaftliche Gliederung Schriesheims und die unterschiedlichen Gesteinsarten, wie sie im ersten Teil der RNZ-Serie "Schriesheims Umwelt" vorgestellt wurden, beeinflussen zahlreiche weitere Umweltfaktoren, beispielsweise die Böden. Die Bodenbildung wird aber auch durch das allgemeine Klima gesteuert. Diese Zusammenhänge werden im heutigen Teil der Serie vorgestellt, der die wesentlichen Inhalte des von Dr. Sonja Burst vorgelegten Umweltberichtes behandelt.

Auch wenn Schriesheim keine eigene offizielle Klimamess-Station besitzt, so lassen sich mit den Daten aus Mannheim, Heidelberg und vom Königstuhl sowie der generellen Lage im Oberrheingraben die klimatischen Verhältnisse beschreiben. Warme Sommer und milde Winter sind das Kennzeichen des Oberrheingrabens. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt in Schriesheim etwa zehn Grad Celsius und ist somit um ungefähr zwei Grad höher als in den Ortsteilen Ursenbach und Altenbach. Besonders in den Monaten Mai bis September ist in Schriesheim eine besondere Wärmebelastung, verbunden mit hoher Luftfeuchtigkeit, festzustellen. In Altenbach und Ursenbach ist die sommerliche Schwüle dagegen durch eine intensivere Luftzirkulation und ein geringeres Lufttemperaturmaximum reduziert.

Glücklicherweise gibt es entlang der Odenwaldtäler nächtliche Kaltluftströmungen. Für Schriesheim bedeutet dies, dass der Talabwind des Kanzelbaches für eine rasche Abkühlung in den Abendstunden sorgt. Zusätzlich günstig sind regionale Ausgleichsströmungen zwischen Odenwald und Rheingraben. So sorgen recht kräftige, schubartig auffrischende Ostwinde für einen verstärkten Luftaustausch, verbunden mit einem Abbau thermischer und lufthygienischer Belastungen. Bei der Niederschlagsmenge unterscheidet sich Schriesheim mit 750 bis 800 Millimeter Niederschlag pro Jahr ebenfalls deutlich von seinen Odenwalddörfern, in denen bis zu 1000 Millimeter pro Jahr gemessen werden können. Auch die globale Erwärmung ist an Baden-Württemberg und damit an Schriesheim nicht spurlos vorüber gegangen. So haben die Starkniederschläge in Baden-Württemberg seit 1970 um 30 bis 35 Prozent zugenommen, und die Niederschläge fallen vermehrt als Regen statt als Schnee.

Niederschlagsmenge, Lufttemperatur sowie viele andere Faktoren beeinflussen die Bodenbildung entscheidend. In der Verbreitung der unterschiedlichen Böden spiegelt sich aber auch die landschaftliche Gliederung der Gemarkung Schriesheim, nämlich in Rheinebene, Bergstraße und Odenwald wider. So genannte Parabraun-Erden dominieren in der Rheinebene, vor allem westlich der B3. Dieser Bodentyp ist hier häufig auf Flugsanden und Flussablagerungen entstanden. Sein humoser, lehmig, sandiger Oberhorizont wird unterlagert von einem gelblichen, ausgelaugten Bereich. Darunter befindet sich bis in eineinhalb Meter Tiefe ein rostbrauner, lehmiger Anreicherungshorizont.

Im Bereich des Kanzelbaches hat das Grundwasser die Bodenbildung wesentlich geprägt. So ist die wasserstauende Funktion charakteristisch für die hier auftretenden Böden. Bodenkundlich werden sie als Gleye bezeichnet. Südlich, aber vor allem nördlich von Schriesheim treten von den Hängen der Bergstraße abgeschwemmte Böden auf, die unter dem Begriff Kolluvium zusammengefasst werden.

Durch die intensive Abtragung im Bereich der BergstRaßenhänge sind nur noch an wenigen Stellen die ursprünglichen Böden, nämlich Parabraun-Erden, vorhanden. Ansonsten überwiegen Pararendzinen. Das sind sandig-lehmige, flachgründige Böden, die direkt auf dem Fels liegen. Auch im Odenwald ist die Bodenschicht nicht besonders dick. Über den kristallinen Gesteinen (meistens Granite) befinden sich kalkarme, ausgebleichte Böden. Ist der Buntsandstein im Untergrund vorhanden, so kommen stark ausgewaschene Böden, so genannte Podsole vor. An einigen Stelle kann auch eine Ansammlung von Aluminium- und Eisenhydroxiden im Boden beobachtet werden, die als Ortsteinbildung bezeichnet wird.

Die Bodenqualität ist für die Rheinebene und die Bergstraße als gut, teilweise sogar als sehr gut zu bezeichnen. So treten an der Bergstraße die fruchtbarsten Böden in ganz Baden-Württemberg auf. In Schriesheim handelt es sich dabei um das südlich der Stadt gelegene Gewann "Unterer Späning". Dieses Gewann wird heute als Gewerbegebiet genutzt, und somit sind die besten Böden für die Landwirtschaft verloren. Eine wesentlich geringere Bodenqualität ist im Odenwald anzutreffen, so dass dort der Waldbau die beste Nutzungsmöglichkeit darstellt. Eine Gefährdung der Böden sieht Burst in der Versiegelung, dem Aufbringen von Material (beispielsweise einer Kiesdecke) und dem Schadstoffeintrag. Schadstoffe können unter anderem durch Landwirtschaft oder Gartenbau, aber auch durch die Luft oder das Wasser in den Boden gelangen. Gefährdet sind auch die Böden an der Bergstraße, da es hier bei starken Regengüssen zur Abschwemmung des Bodens kommen kann. Einer rücksichtsvollen Bodenbearbeitung kommt daher in den Hangbereichen eine große Rolle zu.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung