Schriesheim im Bild 2023

08.04.2005

Wer wird der Kandidat der "Bürgerlichen"?

Arras oder Rosenberger? CDU, FW und FDP klären heute, wen sie im Bürgermeister-Wahlkampf unterstützen möchten - Kandidaten stellten sich vor

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Heute wollen sich CDU, Freie Wähler (FW) und FDP auf einen gemeinsamen Kandidaten verständigen, den sie im Bürgermeister-Wahlkampf unterstützen werden. Die Parteien und die Wählervereinigung treffen sich für die Kür zu Mitgliederversammlungen (siehe Kasten "Wer ist wo am 8. April?"). Damit die Choreografie des Abends auch klappt, darf es in den Abstimmungen keine Überraschungen geben. Man kann also davon ausgehen, dass sich CDU, FDP und FW nach den Stimmungsbildern in ihren Reihen schon darauf verständigt haben, wer es denn werden soll - Volker Arras oder Peter Rosenberger (beide parteilos). Sicher ist nur, dass der Grüne Hansjörg Höfer in den Überlegungen der "Bürgerlichen" keine Rolle mehr spielt.

Die Mitglieder von CDU, FDP und FW haben sich in den vergangenen Wochen einen Eindruck von den Kandidaten verschafft und über ihren Favoriten beraten. Liberale und Union blieben dabei unter sich. Nur die Freien Wähler erlaubten am Mittwochabend die Anwesenheit der Presse, als sich Rosenberger und Arras im Rahmen der Jahreshauptversammlung vorstellten und Fragen beantworteten. Getrennt, versteht sich. Jeder Kandidat hatte eine halbe Stunde. Arras war als erster dran - es ging streng nach dem Alphabet. Schriesheims Kämmerer musste sich nicht mit Angaben zur Person aufhalten. Man kennt ihn. Also war seine Präsentation ein an Themen orientierter Erläuterungsbericht zu seinen Motiven, warum er Bürgermeister seiner Heimatstadt werden möchte.

"Wir müssen unsere Kinder zur Disziplin erziehen. Die Spaßgesellschaft ist zu Ende": Von dieser Grundstimmung war Arras' Vortrag geprägt. Als "Schriesheimer Bu und Schriesheimer Vater" (Arras über Arras) wolle er seine Ideen für die Stadt umsetzen. "Bedenkenlose Steuer- und Gebührenerhöhungen" seien ebenso "zum Scheitern verurteilt", wie das "Sparen nach dem Rasenmäherprinzip". Zum Beispiel sollten die Vereinszuschüsse unangetastet bleiben. Schließlich seien die Vereine "der soziale Klebstoff, der Schriesheim formt und zusammenhält".

Er regte dennoch Kostensenkungen an. Etwa beim Mathaisemarkt. Dieser schlage mit 100000 Euro zu Buche, so Arras. Seine Idee: die Gebühren für die Schausteller erhöhen. Dem widersprach FW-Fraktionschef Friedrich Ewald. Das Defizit des Mathaisemarktes sei auch eine Ausgabe für das Stadtmarketing. Apropos Wirtschaftsförderung: Schriesheims Firmen will Arras mit mehr Aufträgen versorgen. Etwa für die Gebäudeunterhaltung. Und auch Gewerbeansiedlungen ohne die Ausweisung neuer Gewerbeflächen sei durch Flächenumnutzung möglich. Arras gab zudem an, den Bildungsstandort Schriesheim stärken und ausbauen zu wollen. Für Arras steht fest, dass sich "nach Riehl ein Generationswechsel" vollzieht: "Und dabei müssen wir sehen, dass Schriesheim zukunftsfähig wird", so der Oberleutnant der Reserve, der sagte, dass für ihn mit der Zeit bei den Fallschirmjägern "ein Traum in Erfüllung gegangen" sei.

Rosenberger hat sich damals für den Zivildienst bei den Johannitern entschieden, wie er erzählte. Die Zusammenarbeit mit behinderten Jugendlichen habe ihn durchaus geprägt, so der Kandidat, der die dreißig Minuten vor allem dazu nutzte, seinen beruflichen Werdegang, den Entscheidungsweg zu seiner Kandidatur für Peter Riehls Nachfolge sowie seine momentane Tätigkeit als Bezirksbürgerdienstleiter in Mannheim zu skizzieren. Sachthemen wurden in der Fragerunde angeschnitten.

In Rosenbergers halben Stunde wurde auch gelacht. Zum Beispiel, als er darauf verwies, dass seine Großmutter "nicht aus Schriesheim, sondern aus Altenbach" stammte. Er wolle auch mit den Freien Wählern eine offene Gesprächskultur entwickeln, sagte Rosenberger. Er erzählte, wie er in Mannheim Bürgerdienstleiter wurde, wie er auch nach der Umstrukturierung von 16 auf fünf Stadtteilrathäuser im Amt blieb und wie ihn seine Arbeit, aber auch das Vereinsleben nach Schriesheim führte. Rosenberger spielte lange im Tennisclub. Die Schriesheimer Vereine müssten auch in Zukunft gefördert werden, meinte er. Über den kommunalen Sparzwang sagte Rosenberger: "Ich will gar nicht sparen". Seine Warnung: "Der Rotstift ist schnell angesetzt". Man müsse eher gemeinsam darüber nachdenken, wie erhöhte Effizienz etwa auch durch die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden erzielt werden könne. Als Schlagworte für seinen persönlichen Stil in der Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat nannte Rosenberger: Offenheit, Transparenz, begründete Faktenorientierung der Verwaltung sowie die Darstellung von Entscheidungsalternativen.

Er werde immer parteilos bleiben, so der Mannheimer, der von Ewald gelobt wurde: "Kompliment, dass sie es in Mannheim ohne Parteibuch soweit gebracht haben". Wie er es denn mit dem Wein und den Stammtischen halte, wurde Rosenberger dann noch gefragt. Vom "Bürgermeisterwein", dem Weißherbst, bekomme er Kopfschmerzen und bevorzuge SchrieSecco, so Rosenberger.

Und zur Frage nach dem Stammtischbesuch sagte er: "Ich habe viele Schriesheimer so erst kennen gelernt. Man bekommt nirgends so leicht kostenlose Anregungen, wie an den Stammtischen". Diese Hinweise müssten dann mit ins Rathaus genommen und abgearbeitet werden. Nach seiner Präsentation vor den Freien Wählern blieb Rosenberger noch ein bisschen in der "Pfalz". Bei einem Abendbier an der Theke suchte er das Gespräch mit den Gästen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung