Schriesheim im Bild 2023

18.04.2005

Erneuerbare Energie alleine reicht nicht

CDU-Vortragsabend zur Energiepolitik
Von Stefan Zeeh

Schriesheim. "Das Kyoto-Protokoll wird scheitern", prophezeite der Vorsitzende der CDU Bammental, Dr. Albrecht Schütte (Foto: Kreutzer), bei einem Info-Abend seiner Schriesheimer Parteifreunde über Probleme der Energiepolitik. Laut Kyoto-Protokoll soll der weltweite Kohlendioxid-Ausstoß bis 2012 um mindestens fünf Prozent verringert werden. Er sei aber seit dem Inkrafttreten des Protokolls um 18 Prozent angestiegen, so der promovierte Physiker. Zwar hätten einige Industrienationen, wie etwa Deutschland oder Großbritannien ihren Kohlendioxid-Ausstoß um etwa 20 Prozent verringert, andere Länder dagegen hätten wesentlich mehr von diesem Treibhausgas produziert. So etwa Portugal, dessen Kohlendioxid-Ausstoß um 27 Prozent gestiegen sei oder China, das sogar um 65 Prozent mehr produzierte. "Diese Steigerungsraten können wir in Deutschland nicht auffangen", stellte der Energieexperte klar. Denn gerade in den asiatischen Staaten seien die Steigerungsraten extrem hoch. So sei China heute der zweitgrößte Energieverbraucher der Welt, gleich nach den USA.

"Auch wenn der Beweis, dass Kohlendioxid an der Erwärmung der Erde schuld ist, noch aussteht, können wir nicht warten, bis wir es endgültig wissen. Denn dann ist es zu spät", zeigte Schütte die Problematik auf. In der Energiepolitik müsse sich einiges ändern. Eine große Lösung gäbe es nicht, vielmehr seien viele kleine Schritte notwendig.

Ein großes Problem stellt in Deutschland, nach Ansicht von Albrecht Schütte, der Ausstieg aus der Kernenergie dar. In Baden-Württemberg würde zurzeit etwa 60 Prozent des Stromes von Kernkraftwerken bereitgestellt. Nach dem Abschalten der Kernkraftwerke müssten erneuerbare Energien, wie die Wasserkraft oder die Geothermie verstärkt eingesetzt werden. Diese könnten aber nur einen geringen Anteil des bisher von den Kernkraftwerken produzierten Stroms zur Verfügung stellen. Alternativ könnten Gaskraftwerke gebaut werden. Doch diese produzieren auch wieder Kohlendioxid.

Windkraft und Solarenergie sah der Physiker als ungeeignet an. Beide erzeugen Strom recht unregelmäßig, nämlich dann wenn der Wind bläst oder die Sonne scheint. Deshalb müssen Kohlekraftwerke ständig mitlaufen, um etwaige Defizite aufzufangen. "In Ostdeutschland gibt es bereits Windräder, die nicht mehr am Netz sind und trotzdem Geld bekommen, als ob sie Strom produzierten", gab Schütte ein Beispiel für verfehlte Energiepolitik. Denn für die Energieunternehmen, die Kohlekraftwerke als Ersatz für Windkraftwerke ständig am Netz halten müssen, ist es günstiger, wenn sie nur noch den Strom bezahlen, aber nicht auch noch für die Einspeisung in das Netz sorgen müssen.

Durch den Ausstieg aus der Kernenergie könnte es auch dazu kommen, dass Strom vermehrt aus dem Ausland dazu gekauft würde. Da Strom etwa in Frankreich vor allem aus Kernkraftwerken oder Kohlekraftwerken stammt, wäre aber weder bei der Vermeidung der Kernenergie noch bei der Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes etwas gewonnen. So vermutet Schütte, dass spätestens in vier bis fünf Jahren die Laufzeiten der Kernkraftwerke in Deutschland verlängert werden. Zwar sieht er die Gefahren der Kernkraft, doch sei es vor allem ein Problem der veralteten Technik in ehemaligen Ostblockstaaten. Aber auch hier kann Deutschland etwas ändern, indem es hilft, diese Technik zu ersetzen. In Litauen wird gerade ein modernes Atomkraftwerk mit Mitteln der Europäischen Union gebaut.

Und noch etwas lag Albrecht Schütte am Herzen: die Forschung. Diese müsste intensiviert werden, damit alternative Möglichkeiten zur Energieerzeugung gefunden werden könnten. Denn nur wenn mehr Geld für die Forschung bereit stünde, könnte beispielsweise die Wasserstofftechnologie oder verschiedene Methoden zur besseren Energienutzung entwickelt werden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung