Schriesheim im Bild 2023

15.10.2005

„Flexibel, offen, sympathisch“

111 Jahre Heinrich Sigmund Gymnasium: Gestern Festakt in der Schule – „Es ist Zeit, danke zu sagen“

Auch weltoffen: Die Schüler begrüßten die Gäste des Festaktes in zahlreichen Sprachen und gratulierten ihrer Schule. Von Nicoline Pilz

Schriesheim. 111 Jahre – für manche ein närrisches Jubiläum, für das Heinrich Sigmund Gymnasium (HSG) jedoch ein ernsthafter Grund diese Zeit mit einem großen Festakt zu würdigen. Denn obwohl die Zahl 111 für Mathematiker von eher geringem Interesse ist, so überspannt sie doch einen großen Abschnitt deutscher Bildungsgeschichte, wie Wolfgang Buhmann vom Regierungspräsidium Karlsruhe später in einem Grußwort sagte. Oben auf dem Branich schaue die Privatschule laut Schulleiter Dr. Wolfgang Metzger mit „unbändigem Stolz“ auf den Pioniergeist des Gründers Heinrich Sigmund, der die Einrichtung 1894 ins Leben rief. 111 Jahre Privatgymnasium sei eine lange Zeit – gerade mit Blick auf die staatlichen weiterführenden Schulen in Schriesheim, die noch nicht einmal auf die 40 zugehen, erklärte Jürgen Krieger als Sprecher der Nachbarschulen. Mit Respekt, großer Freude und Referenz für die geleistete Arbeit im Sigmund überbrachte er kollegiale Grüße: „Wir haben vielfältige Schnittstellen – der Bildungsauftrag ist ohnehin derselbe“.

Die Feier in der Turnhalle, wo die Werbeagentur „Sigmundreporter“ ganze Bildwände mit farbigen Schulimpressionen bestückt hatte, begann multilingual – zunächst in französischer Sprache. Die internationale Begrüßung durch zwölf Schüler und AG-Leiterin Katerina Gein beinhaltete Glückwünsche zum Geburtstag und zur Zukunft der Schule.

Die stellvertretenden Schulleiter Dieter Rösch und Gabi Smith begrüßten die vielen Gäste, darunter Lotte Metzger, die Enkelin des Gründers, die von 1960 bis 1985 die Schule leitete. „Meine Patentante“, freute sich Smith, die außerdem Ehemann Martin Smith als grandiosen Pianisten am Flügel und Küchenchef Philipp Faller nebst Team willkommen hieß. Ihr Bruder Wolfgang Metzger zog seine zunächst für später angesetzte Rede zeitlich dann kurzerhand vor.

„So kenne ich Privatschulen – flexibel, offen und sympathisch“, lobte später Dr. Klaus Vogt. Der Sprecher des Privatschulverbands Baden-Württemberg zitierte unter anderem Benjamin Franklin: „Eine Investition in Wissen bringt immer die besten Zinsen“. Aufgabe der Privatschulen sei es, das staatliche System zu bereichern und zu ergänzen. Im Ländle machten zum Glück viele Privateinrichtungen Gebrauch vom verbrieften Recht im Grundgesetz, das eine pluralistische Schullandschaft vorsieht. Metzger selbst ging nicht lange auf die Historie der eigenen Schule ein, sondern auf die Menschen, die diese trugen und heute noch tragen. So richtete Pionier Heinrich Sigmund seinerzeit eine Abendschule für Berufstätige ein, die bis zum Abitur führte. Ein Novum im ausgehenden 19. Jahrhundert. Sein Nachfolger, Karl Metzger, brachte das Institut Sigmund durch die Nazi-Zeit und die Jahre des Wiederaufbaus.

Auch seine Kinder unterstellten ihren Lebensinhalt der Schule, die in ihrem vierten Zeitabschnitt in eine Ganztagsschule umstrukturiert wurde. Und das in einer Zeit, da die Privaten und Ganztagsgymnasien als Exoten belächelt wurden. „Es ist Zeit, danke zu sagen“, meinte Metzger auch mit Blick auf die Mitarbeiter und das Lehrerkollegium, die das Arbeiten „im Sigmund“ mit Teamgeist, der verinnerlichten pädagogischen Idee und Engagement erfüllen. Auch die Schüler, die ihre zumeist positiven Statements in einer vom Förderverein herausgebrachten Broschüre ausdrücken, kommen auch nach ihrem Abi gern an die alte Heimstätte zurück.

„Das ist für viele von uns ein zweites Zuhause geworden“, sagte später Schülersprecherin Lisa Hartmann. Das HSG sei mehr als eine Schule, denn die Lehrer seien hier näher: „Wir arbeiten, essen und reden zusammen“. Schriesheim stehe zu seinen Schulen, das gelte auch für das HSG, betonte der Bürgermeister-Stellvertreter Siegfried Schlüter für den kurzfristig vom Landrat auf Termin berufenen Peter Riehl. Als Vorsitzender des Fördervereins kam Leonardo Papandrea nicht mit leeren Händen: Er überbrachte fünf Overheadprojektoren mit den schlichten Worten: „Wir dachten, die werden vielleicht gebraucht“.

Zwischendurch machte die Theater-AG unter der Regie von Katerina Gein und Meinolf Tillmann am Klavier mit Szenen aus dem Kindermusical „Die Stunde der Uhren“ neugierig auf die komplette Aufführung im Frühjahr. Eine prima Darstellung schauspielerischen und gesanglichen Könnens, bevor dann die mit einem Porträt von Heinrich Sigmund geschmückte Torte angeschnitten wurde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung