Schriesheim im Bild 2023

18.04.2007

„Das passt nicht zur Altstadt"

(cab) Die Stadträte im Ausschuss für Technik und Umwelt waren sich am Montag nicht in allen der elf Tagesordnungspunkte einig. Zum Beispiel bei der Bühnenüberdachung am Besucherbergwerk.

Schon im März hatte der Ausschuss das Thema behandelt, sich seinerzeit aber für eine Ortsbegehung entschieden. Danach befand Bürgermeister HansjörgHöfer: Die Holz-Konstruktion werde doch nicht so wuchtig wie befürchtet, zumal die Verwaltung in jener Sitzung noch falsche Baumaße von 11,5 auf 11,5 Metern angegeben hatte. Tatsächlich soll die mit Ziegeln gedeckte Überdachung laut Planung sechs Meter lang und 5,80 Meter breit werden. Immer noch zu wuchtig, stimmte Dr. Maria Bullinger-Baier (SPD) gegen die Konstruktion, Paul Stang (CDU) enthielt sich.

Unterschiedliche Ansichten gab es auch über das Dach eines geplanten, zweigeschossigen Einfamilienhauses im Kehlweg. Ebenfalls bereits in der März-Sitzung hatte der Bauausschuss über diesen Bauantrag beraten und mehrheitlich befunden, dass sich das Objekt wegen des Flachdaches nicht in die Umgebung einpassen würde – das Grundstück liegt nicht im Geltungsbereich eines Bebauungsplans, weshalb die Stadträte nach Baurechtsparagraf 34 zu entscheiden haben. Demnach muss sich ein Gebäude in seine städtebauliche Umgebung harmonisch einfügen.

Doch nun hat sich das Baurechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises zu dieser Sache geäußert und der Stadt empfohlen, die Entscheidung noch mal zu überdenken. Sprich: Das Flachdach geht hier doch. Schon sah Höfer, der seinerzeit auch gegen diese Dachvariante war, die Gefahr einer Klage auf die Stadt zukommen, verbunden mit Prozess- und Anwaltskosten sowie möglichen Schadensersatzpflichten: "Wir sollten also zustimmen". Das sah Alfred Burkhardt (FW) ganz anders.

Das Urteil aus einem anderen Prozess, das das Landratsamt in seiner Begründung anführe, sei überhaupt nicht mit dem vorliegenden Fall vergleichbar: "Wir müssen uns auf Paragraf 34 berufen." Christian Wolf (GL) konterte: "Ich war immer für das Flachdach." Es gehe doch um die Abwechslung im Stadtbild, was die Dachgestaltung angehe: "Da bin ich gegen die Monotonie". Im übrigen gebe es an vielen Stellen in Schriesheim Flachdächer. Wolf weiter: "Wir sollten uns nicht auf das Risiko der Kosten einlassen. Dafür hat das Grundstück keine herausragende Bedeutung, als dass wir hier kämpfen müssten." Nein, meinte jedoch Rainer Dellbrügge (SPD): Das Flachdach "passt hier nicht rein." Seine Fraktionskollegin Bullinger-Baier widersprach. Bei diesem nur schwer zu bebauenden Grundstück – es ist ziemlich schmal und lang – gebe es gar keine andere Chance als ein Flachdach. Außerdem sei dessen Begrünung ein positiver Aspekt. Stang nickte. Neben ihm, Bullinger-Baier und Höfer stimmten die Grünen komplett für das Flachdach. Die Freien Wähler Burkhardt und Heinz Kimmel sowie Dellbrügge (SPD) waren dagegen, Dr. Wolfgang Metzger (FW), Siegfried Schlüter und Thomas Edelmann (beide CDU) enthielten sich.

Auch an einem Vordach-Anbau an einem Büro in der Kirchstraße 5 schieden sich die Geister. Von der Planung her, hätte es teilweise in den Gehweg hineingeragt. Stang hielt so ein Vordach "in dieser exponierten Lage" nicht für vertretbar. "Das passt städtebaulich nicht und hat weder Sinn noch Zweck", meinte Kimmel. Bullinger-Baier pflichtete ihm bei: "Das passt nicht zur Altstadt." Überhaupt sei der Bürobau "hässlich". Lediglich Gisela Reinhard (GL) konnte sich die Dachkonstruktion gut vorstellen. Mit ihr stimmte aber nur ihr Fraktionskollege Wolf, zwei Bauausschussmitglieder enthielten sich. Die Mehrheit lehnte das Vordach ab.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung