Schriesheim im Bild 2023

04.05.2007

„Was hier heute gebaut wird, verändert sich die nächsten 100 Jahre nicht"

(cab) Im RNZ-Gespräch äußerte sich Bürgermeister Hansjörg Höfer (Foto: Kreutzer) gestern zum Stand der Dinge bei den städtebaulichen Zukunftsprojekten längs der B3 und erläuterte seine Position.

Herr Höfer, wie sieht das Gebiet zwischen Passein und Römerstraße in zehn Jahren aus? Was stellen Sie sich vor?

In den nächsten Jahren wird es eine grundlegende Veränderung der Ortsdurchfahrt geben. Ich habe Schriesheims Architekten angeschrieben und sie darum gebeten, mit mir die künftige Entwicklung zu diskutieren. Am ersten Treffen nahmen 21 Architekten teil. Sie haben mir gezeigt, dass wir noch weiträumiger denken müssen. Es geht um die gesamte Ortsdurchfahrt als Einheit, und zwar auf beiden Seiten von der Passein bis hinauf zur Zentgrafenstraße und noch weiter. So ist ein Resultat des "Architektenstammtisches", dass die Mauer am Baugebiet "Solaris" teilweise verklinkert und optisch verschönert wird. Für eine ansprechende Eingangssituation von Süden her muss die Bebauung längs der B3 besser gegliedert werden. Generell gilt: Was hier heute gebaut wird, verändert sich die nächsten 100 Jahre nicht.

Wie soll der neue OEG-Bahnhof aussehen?

Erstmal haben wir die harten Fakten der Nutzung. Der OEG- und der Busbahnhof werden bleiben. Neben dem Busbahnhof wird es ein Gebäude geben, in dem einige Busse Platz haben werden. Wo jetzt die Busse ein- und ausfahren, soll eine Bebauung entstehen. Wie die aussehen wird, ist eine andere Sache. Die Bus-Zufahrt soll in südliche Richtung versetzt werden. Ich stelle mir vor, dass die Bahnhofstraße zwischen Forschner und Raiffeisenmarkt von einem kleinen Platz abgerundet wird – mit einer Fußwegverbindung zwischen Bahnhof und Innenstadt. Der Raiffeisenmarkt soll auf dem OEG-Areal bleiben

Kann die Stadt bei den Planungen mitreden?

Was den Betriebsablauf angeht nicht. Wir haben eher eine gestalterische Mitsprache.

Wann soll der Umbau des Bahnhofs über die Bühne gehen?

Die Pläne sind sehr konkret. Man muss wissen, dass der Bahnhofsumbau ein Teil des Gesamtkonzepts zum zweigleisigen Ausbau der OEG zwischen Schriesheim und Weinheim ist. Dafür gibt es ein Planfeststellungsverfahren, das nächstes Jahr abgeschlossen sein soll. Ich rechne daher nicht mit einem Umbau vor dem Jahr 2009. Mit der Zweigleisigkeit soll es allerdings im Jahr 2010 losgehen. Bis dahin wird auch unser Bahnhof neu gestaltet sein. Für das OEG-Areal südlich des Bahnhofs wünsche ich mir einen ähnlichen Zeitplan.

Hier ist die Ausgangslage aber eine andere.

Richtig. Die MVV ist Eigentümerin und muss das Gelände erstmal für eine andere Art der Nutzung freimachen. Das sind bahnrechtliche und auch Grundbuchfragen. Außerdem muss das Gelände noch auf Altlasten untersucht werden.

Und die Stadt muss warten, bis die MVV einen Investor gefunden hat, mit dem sie sich über den Verkauf des Geländes einigen kann. Interessenten wollen aber klar wissen, welche Nutzungen an dieser Stelle möglich sind, bevor sie Geld in die Hand nehmen.

Ich stelle mir dort eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten vor, etwa mit Praxen oder Büros. Aber wir sind eigentlich noch in der Erhebungsphase, sammeln Eckdaten und Ideen. Konkrete Pläne gibt es heute noch nicht. Wenn wir Konzepte haben, werden wir die Öffentlichkeit in einer Veranstaltung auch informieren. Wir müssen unsere Visionen erst noch genauer beschreiben.

Beim Gschwander-Gelände haben Sie immer deutlich gesagt, was Sie nicht wollen, nämlich einen Supermarkt. Fragte man Sie bisher nach Ihren Vorstellungen zum Forschner-Grundstück, hielten Sie sich zurück, weil es ein Privatgrundstück sei. Das ist das Gschwander-Areal aber auch. Wo also ist der Unterschied?

Ich hätte mich geäußert, wenn auf dem Forschner-Gelände zum Beispiel ein Supermarkt hätte entstehen sollen. Hier ist aber wohl eine Wohnbebauung vorgesehen. In welchen Dimensionen, muss man noch sehen.

Sie haben da als Stadt Einfluss.

Richtig. Wie auch beim OEG-Gelände südlich des Bahnhofs haben wir die Planungshoheit.

Also was stellen Sie sich vor für das Forschner-Grundstück?

Meine Entscheidungsfindung ist da noch nicht abgeschlossen, weil dieses Gelände im Zusammenhang mit der Zukunft des OEG-Bahnhofs gesehen werden muss. Im Moment stelle ich mir eine Bebauung vor, die sich unmittelbar an das Hotel "Zur Pfalz" anschließt. Den Blick auf eine große Brandmauer müssen wir vermeiden.

Nicht nur "Pfalz"-Wirt Jürgen Opfermann fürchtet um seine Existenz, wenn er an die künftigen Baustellen vor seiner Haustür denkt. Er ist vom Bahnhof und vom Forschner-Areal tangiert.

Die Sorgen der Anwohner und Betriebe verstehe ich. Wer Veränderungen in seinem Wohn- und Arbeitsumfeld erlebt, hat erstmal Vorbehalte. Diese nehme ich ernst. Was die "Pfalz" angeht: Ich habe großes Interesse daran, dass sie weder durch die Baustellen, noch die künftigen Nutzungen beeinträchtigt wird. Ich werde mich diesbezüglich dafür einsetzen, dass die Bauarbeiten in der Römerstraße und am Bahnhof koordiniert ablaufen.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung