Das Pferd hatte noch seinen Schlafanzug an

(jw) "Wisst ihr denn alle schon, was Voltigieren ist?", wollte Tine Waegner vom Reit- und Fahrverein am Montagmorgen in der Reithalle von den zehn Mädchen wissen. Lisas Finger schnellte in die Luft, sie antwortete prompt: "Das ist Turnen, nur auf dem Pferd."

Seit zwei Jahren bietet der Reit- und Fahrverein Voltigieren im Rahmen des Kinderferienprogramms an: "Für die Kleinen ist Voltigieren ein idealer Einstieg zum Reiten, viele wechseln, sobald sie alt genug sind", verriet Vereinsmitglied Petra Waegner.

"Lilly hat noch ihren Schlafanzug an. Den hat sie, weil sie gegen die vielen Fliegen nachts allergisch ist", erklärte Tine Waegner, als sie die hellbraune Norwegerstute streichelte. "Ihr dürft nicht laut sein und euch auf keinen Fall von hinten einem Pferd nähern, sonst könnte es austreten", sorgte sich Tine Waegner. Mit Striegelzeug in den Händen gingen die Kinder dann auf Tuchfühlung mit der Stute. "Das mag sie bestimmt, wenn sie sauber ist", freute sich die kleine Sara, während sie sanft das Fell striegelte.

"Dinge wie das Pferd säubern oder den Stall ausmisten gehört eben auch zu den Kursen", weiß Petra Waegner. Gegen Vorlage einer privaten Unfallversicherung zahlten Nichtmitglieder 100 Euro, Vereinsmitglieder zahlten 80 Euro für den fünftägigen Kurs, Verpflegung inbegriffen.

Einige der Mädchen waren schon oft bei Reitangeboten des Vereins gewesen, erfahren legten sie den beiden Schulpferden "Lilly" und "Nosy" nach dem Striegeln die Gamaschen an. Petra Waegner und Sabine Röwenack führten die Tiere dann an der "Longe" (Voltigierseil) im "Voltigierzirkel" (Kreis), um sie für die ersten Übungen mit den Mädchen warm zu machen. Nach Aufwärmübungen für die Mädchen war es endlich so weit: Sie durften hoch aufs Ross. Die erfahrenen Reiterinnen mit Stute "Nosy", die Anfängerinnen auf "Lilly". "Eins zwei drei und hopp", rief Tine Waegner, als sie Sara auf den Rücken von "Lilly" half. Freudestrahlend saß das kleine Mädchen auf der Stute, als Petra Waegner das Kommando zum "Schritt" (niedrigste Geschwindigkeit vor "Trab" und "Galopp") gab. Wie die Profis saßen die Ferienkinder dann nacheinander auf den Schulpferden, lernten den "Grundsitz", bei dem sie freihändig mit ausgestreckten Armen ritten. Hinterher probten sie mit Tine Waegner akribisch genau den "Abgang nach innen".

"Ich denke, zum Ende der Woche bekommen die Kinder sogar schon Übungen im Galopp hin. Das geht immer sehr schnell, sie wollen ihren Eltern ja auch was zeigen, bei der Vorführung", freute sich Petra Waegner. An diesem Freitag ab 12 Uhr findet nämlich die Vorführung der Voltigiergruppe von dieser Woche statt. "Die zwei darauffolgenden Wochen sind auch immer Vorführungen der Feriengruppen, wer kommen möchte, ist herzlich eingeladen", so Petra Waegner.

Bei den Vorführungen präsentieren die Kleinen ein einstudiertes Programm mit Kostümen "aus dem Fundus des Vereines". Dort werden Eltern dann sehen und verstehen können, warum für ihre Sprösslinge das Glück "auf dem Rücken der Pferde" liegt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung